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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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zuvor nur ein Ausflug ins Blaue. Seit einigen Tagen bereits spürte Botschaft eine Bewußtheit, etwas, das ihn aus dem Aldurtal rief. Als er aus der Tür getreten war, hatte er sich abrupt entschlossen, herauszufinden, was ihn so geduldig zu sich lud.
    Während sie hinunter in das stille Aldurtal ritten, vorbei an sorglos äsenden Rehen und neugierigen Kaninchen, spürte Botschaft diese Bewußtheit stärker. Es war eine seltsame Art von Bewußtheit, die sich mehr als durch alles andere durch eine unvorstellbare Geduld auszeichnete – eine Fähigkeit, wie es schien, selbst Äonen auf eine Antwort auf diese vereinzelten Rufe zu warten.
    Sie überquerten gerade die Kuppe eines sanften Hügels, ein paar Meilen von Belgaraths Turm entfernt, als flüchtig ein Schatten über das sich neigende Gras fiel. Botschaft blickte auf und sah einen blaugestreiften Falken mit lautlosen Schwingen auf einer aufsteigenden Säule sonnengewärmter Luft kreisen. Während der Junge ihn beobachtete, löste der Falke sich aus dem Aufwind und flog in einer weiten Spirale elegant in die Tiefe. Als er sich nur noch wenige Zoll über den goldenen Ähren des Grases befand, schwenkte er die Schwingen, stieß die Krallenfüße hinunter und schimmerte plötzlich in der Morgenluft. Als das Schimmern schwand, war der Falke nicht mehr zu sehen, dafür stand der bucklige Beldin bis über die Hüften im hohen Gras und hob eine Braue. »Was machst du so weit hier unten, Junge?« fragte er.
    »Guten Morgen, Beldin«, grüßte Botschaft ruhig und lehnte sich zurück, damit das Pferd wußte, daß er ein paar Minuten anhalten wollte.
    »Weiß Pol, wie weit du dich von zu Hause entfernst?« fragte der häßliche Mann scharf, ohne sich um Botschafts höfliche Geste zu kümmern.
    »Wahrscheinlich nicht genau«, gab Botschaft zu. »Sie weiß, daß ich ausreite, aber vielleicht nicht, wie viele Meilen wir zurücklegen können.«
    »Ich habe Wichtigeres zu tun, als jeden Tag auf dich aufzupassen, verstehst du?« brummte der reizbare Alte.
    »Das müßt Ihr doch nicht!«
    »Leider doch. Es ist mein Monat.«
    Botschaft blickte ihn verwirrt an.
    »Wußtest du denn nicht, daß einer von uns immer auf dich aufpassen muß, wenn du das Haus verläßt?«
    »Aber warum denn?«
    »Du erinnerst dich doch an Zedar, oder?«
    Botschaft seufzte traurig. »Ja.«
    »Vergeude kein Mitleid an ihn«, knurrte Beldin. »Er hat wahrhaftig verdient, was er gekriegt hat!«
    »Das verdient niemand!«
    Beldin schnaubte häßlich. »Er hat Glück gehabt, daß es Belgarath war, der ihn erwischt hat. Ich hätte eine Menge mehr mit ihm gemacht, als ihn lediglich in Stein zu verbannen. Du erinnerst dich doch, warum Zedar dich geholt und zu sich genommen hat?«
    »Damit ich das Auge Aldurs für ihn stehle.«
    »Stimmt. Soweit wir wissen, bist du außer Belgarion der einzige, der den Stein berühren kann, ohne daß es sein Tod ist. Das aber wissen auch andere, also gewöhnst du dich besser daran, daß wir dich beobachten. Wir werden nicht zulassen, daß du dich irgendwo allein herumtreibst, wo du jemanden in die Hände fallen könntest. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
    »Welche Frage?«
    »Was du so weit herunten in diesem Teil des Tales machst.«
    »Hier ist etwas, das ich sehen muß.«
    »Und was ist das?«
    »Das weiß ich nicht. Es befindet sich irgendwo da vorn. Was ist in dieser Richtung?«
    »Nichts, außer dem Baum.«
    »Dann muß er es sein. Er will mich sehen.«
    »Sehen?«
    »Vielleicht ist das das falsche Wort.«
    Beldin zog die Brauen zusammen. »Bist du sicher, daß es der Baum ist?«
    »Nein, nicht wirklich. Ich weiß nur, daß etwas in dieser Richtung mich…« Botschaft zögerte. »… eingeladen hat. Ist das das richtige Wort?«
    »Es redet zu dir, nicht zu mir. Nimm, welches Wort du willst. Also gut, gehen wir.«
    »Möchtet Ihr aufsitzen«, bot Botschaft ihm an. »Pferd kann uns beide tragen.«
    »Hast du ihm denn immer noch keinen Namen gegeben?«
    »Pferd ist gut genug. Er findet nicht, daß er einen Namen braucht. Möchtet Ihr reiten?«
    »Warum sollte ich reiten wollen, wenn ich fliegen kann?«
    Botschaft reizte plötzliche Neugier. »Wie ist das?« fragte er. »Fliegen, meine ich.«
    Beldins Gesicht wirkte fast weich, als er sagte: »Das kannst du dir nicht einmal vorstellen. So, und jetzt brauchst du mich bloß im Auge zu behalten. Ich werde darüber kreisen, um dir zu zeigen, wo es ist.« Er duckte sich leicht im hohen Gras, breitete die Arme aus und

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