Malloreon 2 - König der Murgos
abgewürgter Aufschrei, dem Platschen und das Gurgeln von aufsteigenden Blasen folgten.
»Was war das?« zischte Sadi nervös, als Issus zu rudern aufhörte, um zu lauschen.
»Still!« flüsterte der Einäugige.
Irgendwo im Nebel bewegte sich jemand unbeholfen in einem Boot, dann war das Platschen eines ungeschickt bedienten Paddels zu hören, und ein Mann fluchte laut mit rauher Stimme.
»Sei still!« warnte eine andere Stimme.
»Warum?«
»Es muß ja nicht jeder in Sthiss Tor wissen, daß wir hier draußen sind.«
»Du machst dir zu viele Sorgen. Der Stein, den ich an seine Füße gebunden habe, wird ihn lange auf dem Grund halten.« Das Knarren der Ruder verschwand allmählich im Nebel.
»Amateure«, brummte Issus abfällig.
»Eine bestellte Ermordung?« fragte Silk mit gewisser beruflicher Neugier. »Oder eine private?«
»Was macht das schon für einen Unterschied?« Issus ruderte wieder fast geräuschlos weiter. Sthiss Tor war im Nebel hinter ihnen nicht mehr zu sehen. Ohne die verschwommenen Lichter als Bezugspunkte schien es Garion, als kämen sie überhaupt nicht voran, sondern säßen reglos auf dem dunklen Wasser. Doch schließlich tauchte schattenhaft ein Ufer auf, und nach ein paar Minuten vermochte er die Umrisse einzelner Bäume durch den bleichen Nebel zu erkennen.
Ein leiser Pfiff erklang vom Ufer. Issus steuerte darauf zu. »Garion, seid ihr es?« war Durniks Flüsterstimme zu vernehmen.
»Ja.«
Issus zog ihr Boot unter die überhängenden Zweige, und Durnik griff nach dem Bug. »Die anderen warten drüben, jenseits der Straße«, sagte er leise, als er Polgara aus dem Boot half.
»Ihr habt uns sehr geholfen, Issus«, sagte Sadi.
Der Einäugige zuckte die Schultern. »Dafür habt Ihr mich ja bezahlt.«
Silk blickte ihn an. »Falls Ihr Euch entschließt, mein Angebot anzunehmen, dann wendet Euch an Droblek.«
»Ich werde es mir überlegen«, antwortete Issus. Dann wandte er sich an Polgara. »Viel Glück auf Eurer Reise, Lady«, sagte er leise. »Ich habe das Gefühl, daß Ihr es brauchen werdet.«
»Danke, Issus.« Aber der Meuchler hatte bereits wieder ab gelegt.
»Worum ging es?« fragte Sadi, an Silk gewandt.
»Um nichts Besonderes. Der drasnische Geheimdienst sucht nur immer nach fähigen Leuten, das ist alles.«
Durnik blickte neugierig auf den kahlgeschorenen Eunuchen.
»Wir erklären alles, sobald wir bei den anderen sind, Liebes«, versicherte ihm Polgara.
»Ist gut, Pol. Folgt mir.« Er führte sie durch das Gestrüpp am Ufer zur Straße und ins Dickicht auf der anderen Seite.
Ce'Nedra, Eriond, Toth und Sammet saßen in einer kleinen Mulde hinter dem moosigen Stamm eines gefällten Baums. Eine gut abgeschirmte Laterne warf ihr schwaches Licht über die Mulde. »Garion!« rief Ce'Nedra erleichtert, und sprang auf. »Warum seid ihr so lange ausgeblieben?«
»Wir mußten noch einen kurzen Abstecher machen.« Er schloß sie in die Arme. Als er sein Gesicht in ihr Haar grub, stellte er fest, daß immer noch dieser warme, süße Duft von ihm ausging, der stets sein Herz rührte.
»Also gut«, brummte Belgarath und blickte in den Nebel. »Ich möchte weiter, darum fasse ich mich kurz.« Er setzte sich ins weiche Moos neben der Laterne.
»Das ist Sadi.« Er deutete auf den kahlköpfigen Eunuchen. »Die meisten von euch kennen ihn ja bereits. Er begleitet uns.«
»Ist das klug, Belgarath?« fragte Durnik zweifelnd.
»Wahrscheinlich nicht«, antwortete der Alte. »Es war nicht meine Idee. Er ist der Meinung, daß Zandramas sich in den Süden von Cthol Murgos begeben hat, und beabsichtigt, den Kontinent zur Insel Verkat an der Südostküste zu überqueren.«
»Das ist momentan eine sehr gefährliche Gegend, Ehrwürdiger«, murmelte Sammet.
»Wir werden keine Schwierigkeiten bekommen, teure Dame«, versicherte ihr Sadi mit seiner Altstimme. »Wenn wir uns als Sklavenhändler ausgeben, belästigt uns niemand.«
»Das sagst du«, brummte Belgarath etwas skeptisch. »Das mag dort vor dem Krieg der Fall gewesen sein, doch wir kennen die Ansicht der Malloreaner über Sklavenhandel nicht.«
»Da ist noch etwas, das ihr wissen solltet«, fügte Polgara ruhig hinzu. »Garion und ich begaben uns in den Palast, um herauszufinden, ob oder inwieweit Salmissra in diese Sache verwickelt ist. Sie sagte, Zandramas sei eine Frau.«
»Eine Frau?« rief Ce'Nedra erstaunt.
»Das sagte sie. Und sie hatte keinen Grund, uns zu belügen.«
Durnik kratzte sich am Kopf. »Eine ziemliche
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