Malloreon 2 - König der Murgos
machen wir uns wieder auf den Weg.«
Die Straße, der sie nun folgten, führte vom Fluß steil aufwärts und immer tiefer ins Bergland. Das Hartholz wich knorrigen Nadelbäumen und niedrigem Heidekraut. Große runde Felsbrocken lagen zwischen den dunkelgrünen Bäumen verstreut, und der Himmel über ihnen war von strahlendem Blau.
An diesem Abend schlugen sie ihr Lager auf einer Lichtung zwischen verkrüppeltem Wacholder auf. Ihr Feuer machten sie dicht vor einem Felsblock, damit dessen weißes Gestein sowohl Licht wie Wärme wiederstrahlen konnte. Hinter ihnen erhob sich ein steiler Grat, der sich gezackt vom östlichen Sternenhimmel abhob.
»Sobald wir diesen Grat überquert haben, sind wir in Cthol Murgos«, erklärte ihnen Sadi, als sie nach dem Abendessen am Feuer saßen. »Die Murgos bewachen ihre Grenzen aufmerksam, deshalb ist es an der Zeit, daß wir uns nun unserer Verkleidung bedienen.« Er öffnete das große Bündel, das er im Dorf an der Furt erstanden hatte, und brachte ein paar dunkelgrüne Seidengewänder zum Vorschein. Zweifelnd musterte er Ce'Nedra und Toth. »Es könnte sich vielleicht ein kleines Problem ergeben«, murmelte er. »Der Kaufmann hatte keine Auswahl an Größen.«
»Darum kümmere ich mich, Sadi«, sagte Polgara. Sie nahm ihm die zusammengerollten Gewänder ab und kramte in einem Sattelbeutel nach ihrem Nähzeug.
Belgarath hatte inzwischen eine große Karte studiert. »Etwas beunruhigt mich ein wenig«, brummte er. Er wandte sich an Sadi. »Besteht die Möglichkeit, daß Zandramas ein Schiff von einem dieser Häfen an der Westküste genommen hat und damit um die südliche Kontinentspitze nach Verkat gesegelt ist?«
Sadi schüttelte den kahlgeschorenen Kopf, daß er im Feuerschein schimmerte. »Unmöglich, Ehrwürdiger. Vor ein paar Jahren schlüpfte eine malloreanische Flotte hinter den Murgos vorbei. Das bereitet König Urgit immer noch Alpträume. Er schloß alle Häfen an der Westküste, und seine Schiffe patrouillieren die Seestraßen rund um die Spitze der Halbinsel Urga. Niemand kann sie ohne seine ausdrückliche Erlaubnis befahren.«
»Wie weit ist es bis nach Verkat?« erkundigte sich Durnik.
Sadi blinzelte zu den Sternen hoch. »Drei bis vier Monate zu dieser Jahreszeit.«
Während ihre Nadel im Feuerschein blitzte, hatte Polgara vor sich hingesummt. »Komm mal her, Ce'Nedra«, rief sie nun.
Die zierliche Königin trat zu ihr. Polgara hielt das grüne Seidengewand hoch und nickte zufrieden.
Ce'Nedra rümpfte die Nase. »Müssen sie so schrecklich riechen?« fragte sie Sadi.
»Ich glaube nicht, aber aus irgendeinem Grund tun sie es immer. Sklaven haben einen gewissen Geruch, der abzufärben scheint.«
Polgara hielt ein anderes Gewand in den Händen und musterte Toth. »Das dürfte eine größere Herausforderung sein«, murmelte sie.
Der Hüne lächelte sie fast schüchtern an, dann trat er ans Feuer und legte Holz nach. Als er in der Glut stocherte, stob ein Funkenregen hoch, als wolle er die Sterne begrüßen. Irgendwo unterhalb des Grates erschallte, wie in Antwort auf die Funken, ein tiefes, hustendes Brüllen.
»Was ist das?« rief Ce'Nedra.
»Ein Löwe.« Sadi zuckte die Schultern. »Manchmal jagen sie an der früheren Sklavenroute – die alten und verkrüppelten zumindest.«
»Warum?«
»Manchmal werden Sklaven krank und können nicht mehr laufen, dann müssen sie zurückgelassen werden. Ein alter Löwe kann nichts mehr jagen, das sehr flink ist, und…« Er beendete seinen Satz nicht.
Ce'Nedra starrte ihn entsetzt an.
»Ihr habt gefragt, Eure Majestät«, erinnerte er sie. »Um ehrlich zu sein, mir gefällt diese Vorstellung ebensowenig. Das war einer der Gründe, weshalb ich den Sklavenhandel aufgab und mich der Politik widmete.« Er erhob sich und bürstete den Rock seines Gewandes ab. »Wenn ihr teuren Freunde mich nun entschuldigen würdet? Ich muß Zith füttern. Bitte seid vorsichtig, wenn ihr euch schlafen legt. Manchmal stiehlt sie sich davon, wenn sie satt ist. Ich glaube, es macht ihr Spaß, sich vor mir zu verstecken, und dann kann man nie wissen, wohin sie sich verzieht.« Er trat aus dem Feuerschein zu seinen Decken.
Silk starrte ihm nach, dann wandte er dem Feuer den Rücken zu. »Ich weiß nicht, was ihr vorhabt«, brummte er, »aber ich werde heute nacht am Feuer schlafen.«
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen schlüpften sie in die unangenehm riechenden Gewänder nyissanischer Sklavenhändler. Auf Belgaraths Rat bedeckte
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