Malloreon 2 - König der Murgos
protestierte Brek. »In dem Dickicht ist niemand!«
»Ihr habt offenbar schlechte Augen!« sagte Cyradis zu ihm.
Des Hauptmanns Miene wurde eisig. »Ihr vergeudet meine Zeit. Ich habe meinen Männern bei der Suche zugesehen.« Er blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Was hat eine Seherin von Kell hier in Cthol Murgos verloren?« fragte er scharf. »Euresgleichen sind hier unerwünscht! Kehrt nach Hause zurück, füllt Euren Kopf mit krankhaften Schattenbildern. Ich habe wahrhaftig keine Zeit für Hexen!«
»Dann muß ich Euch beweisen, daß ich die Wahrheit gesprochen habe.« Sie hob das Gesicht und verharrte reglos.
Das Dickicht hinter Garion und Silk raschelte und krachte, und einen Augenblick später sahen sie Toth, der sich auf das stumme Geheiß seiner Gebieterin einen Weg durch das Gestrüpp brach. Er trug die sich zappelnd wehrende Ce'Nedra auf den Armen.
Der Hauptmann starrte ihn an.
»Das ist einer von ihnen, Herr Hauptmann!« rief Brek. »Das ist der Riese, den wir suchen sollten – und die rothaarige Frau!«
»Es ist, wie ich Euch sagte«, rief Cyradis. »Ihr findet auch die anderen in dem Dickicht!«
Dann verschwand sie.
»Faßt die beiden!« befahl der Sergeant. Mehrere Soldaten sprangen von den Pferden und umringten Toth und die sich immer noch wehrende Ce'Nedra mit gezückten Waffen.
»Was sollen wir tun?« flüsterte Garion Silk zu. »Sie haben Ce'Nedra.«
»Das sehe ich auch!«
»Also, dann los!« Garion griff nach dem Schwert.
»Benutz deinen Verstand!« zischte der kleine Mann. »Wenn du hinausstürmst, bringst du sie nur in noch größere Gefahr!«
»Garion – Silk«, hörten sie Belgaraths Wispern. »Was tut sich?«
Garion verdrehte den Kopf und sah seinen Großvater durch das Dickicht hinter ihnen spähen. »Sie haben Toth und Ce'Nedra«, antwortete er leise. »Cyradis war hier, Großvater. Sie hat ihnen genau gesagt, wo wir zu finden sind.«
Belgaraths Miene wurde steinern, und Garion sah, wie seine Lippen Verwünschungen formten.
Der malloreanische Hauptmann ritt zum Gestrüpp, dichtauf gefolgt vom Rest seiner Männer. »Es ist besser für euch, wenn ihr freiwillig herauskommt«, rief er. »Wir haben bereits zwei eurer Freunde, und ich weiß, daß ihr da drin seid.«
Niemand antwortete.
»Seid vernünftig«, riet er ihnen nun. »Wenn ihr nicht herauskommt, schicke ich nach weiteren Männern und lasse sie das Dickicht mit den Schwertern niederhauen. Bis jetzt wurde noch niemand verletzt, und ich gebe euch mein Wort, daß keinem von euch ein Leid geschieht, wenn ihr jetzt herauskommt. Als Geste des guten Willens lasse ich Euch sogar eure Waffen.«
Garion hörte beratendes Flüstern aus der Mitte des Dickichts.
»Also gut, Hauptmann«, rief Belgarath verärgert. »Haltet Eure Männer in Schach. Wir kommen hinaus. Garion und Silk, ihr ebenfalls.«
»Warum hat er das getan?« fragte Garion. »Wir hätten versteckt bleiben und dann eine Möglichkeit finden können, sie alle zu befreien.«
»Die Malloreaner wissen, wie viele wir sind!« antwortete Silk. »Im Augenblick hat der Hauptmann die Oberhand. Gehen wir.« Er wand sich aus dem Dorngestrüpp hinaus.
Fluchend folgte ihm Garion.
Die anderen kamen aus der hinteren Dickichtseite und gingen auf den malloreanischen Offizier zu. Durnik schob sich mit zorngerötetem Gesicht an ihnen vorbei und stellte sich vor Toth. »Ist es das, was du unter Freundschaft verstehst?« fragte er bedrohlich leise. »So dankst du uns für all unsere Güte?«
Toths Gesicht wurde schwermütig, doch er machte keine antwortende oder erklärende Geste.
»Ich habe mich in dir getäuscht, Toth!« fuhr der Schmied im selben Ton fort. »Du warst nie ein Freund. Deine Herrin hat dich lediglich bei uns eingeschleust, damit ihr zwei uns verraten konntet! Eine ähnliche Gelegenheit wirst du nicht mehr bekommen!« Er hob die Hand, und Garion spürte das Schwellen von Durniks Willen.
»Durnik!« schrie Polgara. »Nein!«
»Er hat uns verraten, Pol. Das kann ich nicht einfach hinnehmen!«
Die beiden blickten einander einen langen Moment eindringlich an, bis Durnik schließlich die Augen senkte. Er wandte sich wieder dem Stummen zu. »Ich bin fertig mit dir, Toth. Ich werde dir nie wieder trauen. Ich möchte nicht einmal dein Gesicht mehr sehen. Gib mir die Prinzessin! Ich will nicht, daß du sie berührst!«
Mit unbewegtem Gesicht streckte ihm Toth die zierliche Ce'Nedra entgegen. Durnik nahm sie, dann drehte er dem stummen Hünen betont den
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