Malloreon 3 - Dämon von Karanda
Kam das nicht sehr gelegen?«
Er holte tief Luft. »Ce'Nedra, denk nach! Du kennst Tante Pol jetzt schon sehr lange. Hat sie je gelogen – je?«
»Nun, manchmal hat sie mir nicht die ganze Wahrheit gesagt – nur einen Teil, den Rest hat sie für sich behalten.« »Das ist nicht lügen, Ce'Nedra, und das weißt du!« »Nun…« »Du bist böse auf sie, weil sie gesagt hat, daß wir diese Kreatur töten müßten!« »Baby!« verbesserte sie entschieden. Er faßte sie an den Schultern und blickte sie fest an. »Nein, Ce'Nedra! Es war halb Mensch, halb Dämon und als Ganzes ein Ungeheuer!« »Aber es war so klein – so hilflos!« »Wie willst du das wissen?« »Alle Babys sind bei der Geburt klein.«
»Dieses nicht! Ich sah die Frau, ehe Tante Pol mich aus dem Tempel wegschickte. Erinnerst du dich an deinen Bauch, ehe Geran auf die Welt kam? Nun, der dieser Frau war wenigstens fünfmal so groß wie deiner – und die Frau war nicht viel größer als du.« »Das ist doch nicht dein Ernst!«
»O doch! Dieser Dämon konnte gar nicht geboren werden, ohne daß seine Mutter dabei getötet wurde. Wer weiß, vielleicht hätte er sich einfach mit den Klauen einen Weg aus ihr gerissen.« »Aus seiner eigenen Mutter?« keuchte sie.
»Ja glaubst du denn, er hätte etwas für seine Mutter empfunden? Dämonen sind nicht fähig zu lieben, Ce'Nedra. Deshalb sind sie ja Dämonen. Glücklicherweise war er eine Totgeburt. Bedauerlich ist nur, daß auch die Frau starb. Aber als wir ankamen, war es bereits zu spät, noch etwas für sie zu tun.« »Du bist kalt und hart, Garion!« »O Ce'Nedra, du weißt genau, daß das nicht stimmt! Was dort geschah, war schrecklich, doch keiner von uns hatte eine Wahl. Wir mußten tun, was wir taten.« Sie wandte ihm den Rücken zu und ging weg. »Ce'Nedra!« rief er und eilte ihr nach. »Was?« Sie versuchte ihren Arm loszureißen.
»Wir hatten keine Wahl!« wiederholte er. »Oder wäre es dir vielleicht lieber gewesen, wenn Geran in einer Welt voll Dämonen aufwächst?« Sie starrte ihn an. »Nein«, gab sie schließlich zu. »Es ist nur, daß…« Sie sprach nicht weiter. »Ich weiß.« Er legte den Arm um sie.
»O Garion!« Plötzlich klammerte sie sich an ihn, und alles war wieder gut.
Nachdem sie gegessen hatten, setzten sie ihren Weg durch den Wald fort. Hin und wieder kamen sie an einem tief unter den Bäumen versteckten Dorf vorbei. Diese winzigen Ortschaften bestanden gewöhnlich aus etwa einem Dutzend einfachen Blockhäusern, die durch Palisaden ringsum geschützt wurden. Erstaunlich viele Schweine suhlten sich davor. »Man sieht kaum Hunde«, stellte Durnik fest.
»Diese Leute ziehen Schweine als Haustiere vor«, erklärte ihm Silk. »Als Rasse haben die Karandeser eine Vorliebe für Schmutz, und Schweine befriedigen ihr gewisses, inneres Bedürfnis.«
»Weißt du was, Silk«, sagte da der Schmied. »Du wärst ein viel angenehmerer Gefährte, wenn du nicht alles ins Lächerliche ziehen würdest!« »Das ist leider eines meiner Laster. Ich habe mir die Welt eine ganze Weile angesehen, und wenn ich nicht darüber lachen könnte, würde ich bald das heulende Elend kriegen.« »Das meinst du ernst, nicht wahr?« »Du bist ein alter Freund und müßtest mich kennen.«
Nach einigen Stunden machte die Straße einen Bogen, und bald darauf gelangten sie zum Ende des Waldes und zu einer Gabelung. »Und wohin jetzt?« erkundigte sich Belgarath.
Garion hob sein Schwert vom Sattelknauf und schwenkte es langsam hin und her, bis er das vertraute Ziehen spürte. »Nach rechts«, sagte er.
»Bin ich froh, daß du das gesagt hast!« rief Silk. »Die linke Abbiegung führt nämlich nach Calida. Es ist anzunehmen, daß man dort bereits von Harakans Tod erfahren hat. Auch ohne Dämonen dürfte eine Stadt voll Hysteriker kein erfreuliches Ausflugsziel sein. Lord Menghas Anhänger sind vermutlich etwas erregt, nachdem ihnen klargeworden ist, daß er sie einfach im Stich gelassen hat.«
»Und wohin führt diese Abzweigung?« fragte Belgarath.
»Hinunter zum See«, antwortete Silk. »Zum Karandasee. Er ist der größte See der Welt. Wenn man an seinem Ufer steht, glaubt man aufs Meer zu blicken.«
Garion runzelte die Stirn. »Großvater«, fragte er besorgt, »glaubst du, Zandramas weiß, daß das Auge ihrer Fährte folgen kann?« »Es ist durchaus möglich.«
»Würde sie dann auch wissen, daß ihm das über Wasser nicht möglich ist?« »Ich habe keine Ahnung.«
»Aber wenn sie es weiß, könnte
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