Malloreon 3 - Dämon von Karanda
es dann nicht sein, daß sie den See mit voller Absicht aufgesucht hat, um ihre Spur vor uns zu verwischen? Sie kann ein Stück hinausgefahren und dann umgekehrt und irgendwo gelandet sein und eine neue Richtung eingeschlagen haben, und wir werden ihre Fährte nicht mehr aufnehmen können!«
Belgarath kratzte sich am Bart und blinzelte in den Sonnenschein. »Pol, sind irgendwelche Grolims in der Nähe?« fragte er.
Sie konzentrierte sich. »Nicht in unmittelbarer Umgebung, Vater.«
»Gut. Als Zandramas in Rak Hagga Ce'Nedra zu beeinflussen versuchte, hattest du doch einen Einblick in ihre Gedanken, nicht wahr?« »Flüchtig.« »Sie war zu dem Zeitpunkt in Ashaba, nicht wahr?« Polgara nickte.
»Bist du auf irgendeinen Hinweis gestoßen, in welche Richtung sie von dort aus wollte?«
Sie kräuselte die Stirn. »Nichts Genaues, Vater. Nur eine vage Andeutung, daß sie nach Hause wollte.«
»Darshiva!« Silk schnippte mit den Fingern. »Wir wissen, daß Zandramas ein darshivischer Name ist, und Zakath erzählte Garion, daß sie in Darshiva angefangen hat, Unruhe zu stiften.«
Belgarath brummte. »Es ist arg vage. Ich würde mich viel wohler fühlen, wenn wir eine Bestätigung hätten.« Er blickte Polgara an. »Glaubst du, du könntest noch einmal eine Verbindung zu ihr herstellen – und wenn auch nur für einen Augenblick? Ich brauche nur die Richtung.«
»Ich fürchte nein, Vater. Ich werde es zwar versuchen, aber…« Sie zuckte die Schultern. Dann wurde ihr Gesicht völlig unbewegt. Garion spürte ihren tastenden Geist. Nach ein paar Minuten entspannte sie sich. »Sie schirmt sich ab, Vater«, sagte sie zu dem alten Mann. »Ich kann gar nichts aufnehmen.«
Er fluchte. »Dann müssen wir eben zum See und ein paar Fragen stellen. Vielleicht hat sie jemand gesehen.«
»Ganz sicher sogar. Aber Zandramas macht es Spaß, Schiffer zu ertränken, erinnert Ihr Euch? Jeder, der sah, wo sie landete, schläft wahrscheinlich bereits unter dreißig Fuß Wasser.« »Weißt du einen anderen Weg?« »Nicht im Moment, nein.« »Dann reiten wir also zum See.«
Als die Sonne allmählich hinter ihnen unterging, kamen sie an einer größeren Ortschaft vorbei, die etwa eine Viertelmeile von der Straße entfernt lag. Die Bürger hatten sich außerhalb der Palisaden versammelt. Ein riesiges Feuer brannte, und unmittelbar davor stand ein einfacher Altar aus Baumstämmen mit Totenschädeln darauf. Ein dürrer Mann, mit mehreren Federn im Haar und grellbemaltem Gesicht und Oberkörper, brüllte aus voller Lunge eine Beschwörung. Die Arme hatte er flehend dem Himmel entgegengestreckt, und ein Ton der Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. »Was macht er?« fragte Ce'Nedra.
»Er versucht einen Dämon zu rufen, damit die Bürger ihn anbeten können«, erklärte Eriond ruhig.
»Garion!« rief sie erschrocken. »Sollten wir nicht rasch fliehen?«
»Es wird ihm nicht gelingen«, versicherte ihr Eriond. »Der Dämon wird nicht mehr zu ihm kommen. Nahaz hat seinen Untertanen entsprechende Befehle erteilt.«
Der Zauberer unterbrach seine Beschwörung. Selbst aus dieser Entfernung konnte Garion die Panik in seinem Gesicht sehen.
Ein häßliches Murmeln erhob sich aus den Reihen der Anwesenden.
»Die Menge wird ärgerlich«, bemerkte Silk. »Der Magier könnte in Schwierigkeiten kommen, wenn es ihm beim nächsten Versuch nicht gelingt, den Dämon erscheinen zu lassen.«
Der grell bemalte Mann mit dem Federputz im Haar begann seine Beschwörung aufs neue. Er kreischte seine Worte nun schier dem Himmel entgegen. Als er die Formel beendet hatte, schaute er erwartungsvoll hoch. Nichts tat sich.
Nach einer kurzen Weile brüllte die Menge auf und drängte nach vorn. Sie packten den sich windenden Zauberer und zerstörten seinen Altar. Dann nagelten sie seine Hände und Füße an einen der Stämme und warfen den Stamm mit ihm ins Feuer.
»Verschwinden wir!« riet Belgarath. »Der Mob verliert völlig den Kopf, wenn er Blut gerochen hat.« Er führte sie im Galopp weiter.
In dieser Nacht lagerten sie zwischen Weiden an einem Bach und verbargen ihr Feuer so gut es ging.
Am nächsten Morgen war es nebelig. Sie ritten vorsichtig und hielten die Hände in der Nähe der Waffen.
»Wie weit ist es noch bis zum See?« erkundigte sich Belgarath, als der Nebel sich aufzulösen begann und die Sonne herauskam.
Silk schaute in den dünner werdenden Nebel. »Schwer zu sagen. Sechs Meilen bestimmt noch.«
»Dann sollten wir etwas schneller
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