Malory
aufklärte. Er zeigte auf James und Anthony »Meine jüngeren Brüder – die selten etwas ernst nehmen.«
»Da muß ich dir leider widersprechen, Jason«, erwiderte James. »Wenn du eine ernsthafte Meinung hören ...«
»Nein«, unterbrach Jason ihn.
»Ich bin auch nicht einverstanden, Jason – aber, du meine Güte, heißt das etwa, daß ich einer Meinung mit James bin?« fragte Anthony mit gespieltem Abscheu.
»Ros, schnell, fühl meine Stirn. Ich habe mich wahrscheinlich bei Judith angesteckt und habe Fieber.«
James schnaubte. Jason warf ihnen finstere Blicke zu.
Edward, der bis jetzt noch gar nichts gesagt hatte, mischte sich nun auch ein.
»Wirklich, Tony, das war jetzt absolut unnötig.«
Und Reggie rief aus: »Na, das ist ja großartig! Wollt ihr vier euch jetzt wirklich streiten?«
»Keineswegs, Kätzchen«, erwiderte Anthony und lächelte sie entschuldigend an. »Wir wollen dem Jungen nur Zeit geben, wieder aus dem Loch zu krabbeln, das er sich selbst gegraben hat.«
»Oh – nun, in diesem Fall macht weiter.«
»Danke, Onkel Tony, aber es ist nicht nötig.« Derek blickte die Frau vor ihm an. »Lady Elizabeth, ich kann nicht behaupten, daß es mir leid täte, daß sie erst jetzt von den Problemen Ihres Mannes erfahren haben, denn dann hätte ich Ihre Nichte nie kennengelernt. Aber ...«
»Das ist recht egoistisch, junger Mann«, unterbrach sie ihn ungnädig.
»Das ist es, aber ich liebe sie, verstehen Sie? Und ich möchte sie heiraten.«
Elizabeth blinzelte. Das hatte sie nicht erwartet. Aber sie hatte auch nicht erwartet, daß Derek Malory ein so gutaussehender junger Mann sein würde. Sie war völlig aufgebracht hierhergefahren, bereit, alles zu tun, was nötig war, um Kelsey aus dieser entsetzlichen Zwangslage zu befreien – und hatte nicht bedacht, daß ihre Nichte vielleicht gar nicht befreit werden wollte.
»Weiß Kelsey, daß Sie sie heiraten wollen?« fragte sie Derek.
»Ja.«
»Und was sagt sie dazu?«
»Sie weigert sich, meinen Antrag anzunehmen.«
»Warum?«
»Wegen des Skandals.«
»Ah, ja, der Skandal kann wahrscheinlich nicht ver-hindert werden. Habe ich schon erwähnt, daß zu dem Titel, der auf ihren Sohn übergehen wird, ein riesiges Vermögen
und
Grundbesitz
gehören?
Ganz
gleich,
wie groß der Skandal ist, den das Mädchen auslöst, sie wird nie wirkliche Probleme haben, einen Ehemann zu finden.«
»Dieser Familie hängen schon zu viele Skandale an«, warf Edward mürrisch ein. »Und noch mehr Vermögen brauchen wir ganz bestimmt nicht.«
»Also daher weht der Wind?« fragte Elizabeth sichtlich empört.
»Nein, ganz bestimmt nicht«, betonte Derek und warf seinem Onkel einen bösen Blick zu.
»Mein Sohn hat recht. Meine Unterstützung hat er, wenn er das Mädchen heiraten will.«
Erstaunte Blicke wandten sich Jason zu. Und es wurde wieder still.
Georgina brach das Schweigen als erste. »Du meine Güte, James, ich wußte nicht, daß du so überzeugend sein kannst.«
James schnaubte. »Sieh mich dabei nicht an, George.
Damit habe ich nichts zu tun.«
Und Anthony fügte hinzu: »James überzeugend? Nur mit den Fäusten, meine Liebe, und vielleicht hast du schon gemerkt, daß unser großer Bruder damit gerade nichts im Sinn hat.«
Edward jedoch beklagte sich lauthals: »Das ist absurd, Jason. Du läßt dich von der Tatsache beeinflussen, daß sie auf einmal einen guten Stammbaum hat. Hast du nicht bedacht, daß das den Skandal sogar noch größer macht?«
»Wahrscheinlich«, stimmte Jason zu. »Aber ich hatte meine Meinung schon vorher geändert, und ich werde sie jetzt nicht noch einmal ändern, nur weil sich auf einmal herausgestellt hat, daß sie eine Lady ist. Ich habe beschlossen, daß Derek meine Unterstützung braucht, damit er nicht den gleichen Fehler macht wie ich.«
»Welchen Fehler?« fragte Edward.
»Das ist eine Sache zwischen Derek und mir. Wenn das Mädchen ihn haben will, dann bekommt er meinen Segen.«
Derek dankte seinem Vater nicht für die überraschende Hifestellung. Aber sein Zorn ließ merklich nach. Und außerdem hatte er schon wieder diesen dummen Kloß im Hals, der ihm die Kehle zuschnürte.
Er mußte sich erst einige Male räuspern, bevor er zu Elizabeth sagen konnte: »Wenn Sie mit mir kommen wollen, bringe ich Sie zu Kelsey. Vielleicht gelingt es Ihnen ja, ihre Meinung über eine Heirat mit mir zu ändern.«
Lady Elizabeth murrte: »Falls ich dieser Heirat zustimme. Nachdem ich ihrer zerstrittenen Familie zugehört
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