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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 05. Zaertliche Suenderin
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Rücken zur Tür in die Küche gesetzt, weil er annahm, dort würde ihn niemand stören, wenn er sich umbrachte.
    Im nachhinein hatte sich Kelsey gefragt, ob er wirklich den Mut gehabt hätte, es zu tun, wenn sie leise wieder hinausgegangen wäre. Er war ihr nie als übermäßig mutiger Mann erschienen, höchstens als gesellig und freundlich. Und schließlich hatte ihre Anwesenheit ihn auf die Lösung seiner Probleme gebracht, eine Lösung, die er sonst nie in Erwägung gezogen, und an die sie ganz bestimmt nie gedacht hätte.
    Und dabei hatte sie ihn nur gefragt: »Onkel Elliott, was ist passiert?«
    Er war herumgefahren, und sie hatte in ihrem hochge-schlossenen Nachthemd und ihrem Morgenmantel hinter ihm gestanden, in der Hand die Lampe, die sie immer mit hinunterbrachte. Einen Augenblick lang hatte er sie entsetzt angesehen. Aber dann hatte er den Kopf wieder in die Hände sinken lassen und etwas gemurmelt, das sie nicht verstehen konnte, so daß sie ihn bitten mußte, es noch einmal zu wiederholen.
    Er hatte den Kopf wieder gehoben und gesagt: »Geh weg, Kelsey, du solltest mich nicht so sehen.«
    »Ist schon in Ordnung, wirklich«, hatte sie freundlich geantwortet, »aber vielleicht sollte ich Tante Elizabeth holen?«
    »Nein!« war es so heftig aus ihm herausgebrochen, daß sie zusammengezuckt war, und dann fügte er leiser, aber immer noch erregt, hinzu: »Sie schätzt es nicht, wenn ich trinke ... und ... und sie weiß es nicht.«
    »Weiß sie nicht, daß du trinkst?«
    Er antwortete nicht sofort, aber das mußte er wohl gemeint haben. Die Familie hatte immer schon gewußt, daß er bis zum Äußersten gehen würde, um unangenehme Dinge von Elizabeth fernzuhalten, auch solche, die er selbst verschuldet hatte.
    Elliott war ein schwerer Mann mit groben Gesichtszü-
    gen; seine Haare wurden nun, da er auf die Fünfzig zuging, fast überall schon grau. Er hatte nie besonders gut ausgesehen, auch nicht in jüngeren Jahren, aber Elizabeth, die hübschere der beiden Schwestern, die auch heute, mit zweiundvierzig, immer noch schön war, hatte ihn trotzdem geheiratet. Soweit Kelsey wußte, liebte sie ihn immer noch.
    Sie hatten in den vierundzwanzig Jahren ihrer Ehe keine Kinder bekommen, und das war möglicherweise der Grund, warum Elizabeth ihre Nichten so zärtlich liebte. Mama hatte Vater gegenüber einmal erwähnt, daß es nicht daran gelegen habe, daß sie es nicht versucht hätten, sondern daß es einfach nicht sein sollte.
    Natürlich war das nicht für Kelseys Ohren bestimmt gewesen. Mama hatte damals nicht gemerkt, daß sie in der Nähe war. Und im Lauf der Jahre hatte Kelsey noch andere Gespräche belauscht, zum Beispiel, wie verwirrt Mama darüber war, daß Elizabeth gerade Elliott geheiratet hatte, der so hausbacken war und kein nennens-wertes Vermögen besaß, wo sie doch so viele andere gutaussehende, reiche Verehrer gehabt hatte, unter denen sie ihre Wahl hätte treffen können. Und außerdem war Elliott Kaufmann.
    Aber das war Elizabeths Sache, und vielleicht hatte bei ihrer Wahl auch eine Rolle gespielt, daß sie schon immer ihrer Schwäche für die vom Glück weniger Begünstigten nachgegeben hatte. Außerdem pflegte Mama zu sagen, daß Liebe und ihr seltsames Wirken nicht vorhersehbar wären, daß sie nicht Logik oder dem Willen unterworfen wären, und daß das auch nie so sein würde.
    »Sie weiß nicht, daß wir ruiniert sind.«
    Kelsey blinzelte verständnislos, es war schon so viel Zeit vergangen, seit sie ihre Frage gestellt hatte. Und diese Antwort kam ganz unerwartet. Sie konnte ihr kaum Glauben schenken. Sein Trinken konnte doch wohl kaum der Grund für den gesellschaftlichen Ruin sein, wo so viele Männer – und auch Frauen – bei Festen über jedes Maß hinaus tranken. Deshalb beschloß sie, die Antwort mit Humor zu nehmen.
    »Du hast also einen kleinen Skandal verursacht, was?«
    neckte sie ihn.
    »Einen Skandal?« Er hatte sie verwirrt angeblickt. »O
    ja, natürlich wird es einen Skandal geben. Und Elizabeth wird es mir nie verzeihen, wenn sie uns das Haus wegnehmen.«
    Kelsey hatte aufgekeucht, aber ein weiteres Mal eine falsche Schlußfolgerung gezogen. »Hast du alles verspielt?«
    »Nein, warum sollte ich so etwas Dummes tun?
    Glaubst du, ich möchte so enden wie dein Vater? Aber vielleicht hätte ich wirklich spielen sollen. Dann gäbe es zumindest eine winzige Chance auf Rettung, während uns jetzt niemand helfen kann.«
    Sie war mittlerweile vollkommen durcheinander und

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