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Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen das muss gar nicht lange dauern

Titel: Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen das muss gar nicht lange dauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Pehnt
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war er sich sicher, Karin wahrscheinlich oder Kirsten –, sondern für ihre festen, milchfreien Brüste und das feuchte Loch, das er benutzen durfte, ohne um Erlaubnis zu fragen, weil sie es auch wollte, so anders als Birgit, und schon wieder wurde ihm ganz kribbelig, er starrte zu ihr hinüber, um zu sehen, ob es ihr genauso ging, während gleichzeitig eine Unruhe in seinem Magen hin und her fuhrwerkte, der Gedanke an Birgit, an zu Hause, an alles, was er getan hatte und wieder tun würde und nicht tun durfte.
    Abends hatte er Durchfall, der ihn auch die ganze Nacht in Atem hielt, so dass Birgit H. und Rudi H. in dieser Nacht umeinander kreisten, mit Milchflasche und Wärmflasche schläfrige Runden zwischen Küche, Badezimmer und Kinderzimmer drehten, untermalt von Georgs leisem beharrlichem Greinen.
    Birgit H. bemerkte weder Rudi H.s gierige Unruhe, die ihn wochenlang zu früher Morgenstunde ins Büro trieb, damit er noch vor Fräulein Ü.s Ankunft Dinge erledigen und Unterlagen abarbeiten konnte, denn sobald sie eintraf, verwandelte sich das Büro in ein Labyrinth von Möglichkeiten.
    Ihre Treffen wurden täglich riskanter, aber zugleich war die Furcht ein kraftvolles Betäubungsmittel, das alle anderen Bedenken außer Kraft setzte. Weder Fräulein Ü. noch Rudi H. dachten daran, dass sich in Fräulein Ü.s weißem, etwas speckigem Bäuchlein ein neues Kind zusammenrotten könnte, und auch nicht daran, dass Haare oder Kleenextücher in Rudi H.s Jacketttaschen sie verraten könnten, und wirklich räumte Birgit H. einige dieser feuchten Klumpen aus Rudi H.s Anzügen, ohne sich etwas dabei zu denken, während Georg schlief und sich durch verschwommene Farben hindurch träumte, pelzige grüne Flächen, purpurrote Landschaften aus Gesichtern und Stimmen, fest eingerahmt von den Stäben seines Gitterbetts.
    Ich weiß nicht, sagte Birgit H.s Mutter, die die weite Reise von Braunschweig nur selten antrat und nur wenn es sich lohnte. Um den neuen Enkel zu begutachten, lohnte es sich durchaus, zumal guter Rat hier wohl bitter nötig war. Das Kerlchen: spindeldürr, kaum Haare, stumm wie ein Fisch, mit einem Jahr durfte man anderes erwarten. Laufen konnte er, aber nur schwankend.
    Die Tochter: auch spindeldürr, Haare vernachlässigt, schlechte Haut vom Rauchen, einer unsäglichen Angewohnheit, die sie der Tochter, die ja immerhin am Lyzeum ein ordentliches Abitur absolviert hatte, niemals zugetraut hätte, einem einfachen Mädchen vielleicht, aber nicht ihr.
    Der Schwiegersohn: nicht spindeldürr, wenigstens schien sie anständig zu kochen, aber unaufmerksam und fahrig, vielleicht wegen des Schlafmangels, den ihm seine Frau unbedingt ersparen sollte, schließlich musste er morgens pünktlich zur Arbeit.
    Sie war kurz nach der Geburt da, als Birgit H. gerade wieder zu Hause war, schenkte ihr einen Armvoll Fuchsien und einen Rinderbraten, den sie nur noch im Ofen wärmen musste, das war doch etwas, und beugte sich über Georg, winzig und gekrümmt in seinem Gitterbett. Er lag so still, so weich, da nahm sie ihn heraus, schlaff hing er in ihren mächtigen Armen und rührte sich nicht, den Kopf ein wenig nach hinten überstreckt, ein Vögelchen.
    Ich weiß nicht, hatte sie schon damals gesagt und sagte es auch diesmal wieder, das konnte viel bedeuten, eine ratlose Rührung, ein Befund, eine Note, ein Unentschieden, ihr Mann wäre leichter hineingefallen in die neue Bedeutung, er hätte einen guten Großvater abgegeben, er war füllig und brummig, wie es sich gehört, schon als Birgit klein war, hatte er sich großväterlich ausladend gegeben, hatte seinen Lieblingssessel, seine Mittagsruhe verteidigt oder eher genossen, denn niemand machte ihm etwas streitig, und im Bein hatte er einen Granatsplitter von der Ostfront, was ihm jederzeit Ruhe und Zuspruch sicherte, Birgit hatte nicht spielen können mit dem Vater und nicht herumtollen, so war es damals, und das sollte Rudi H., der nach der Arbeit, wenn er sich doch eigentlich ausruhen sollte, vor dem einjährigen stummen Georg auf dem Boden herumrutschte, Plastikklötze aufeinandersetzte und dabei laut die Farben der Klötze nannte, ruhig auch beherzigen, dann wäre er nicht so unausgeglichen. Außerdem hätte, wenn es nach ihr ginge, das Abendbrot schon vor Rudis Heimkehr auf dem Tisch stehen

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