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Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen das muss gar nicht lange dauern

Titel: Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen das muss gar nicht lange dauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Pehnt
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Rudi H., und eine weinerliche Wut stieg in ihm hoch, die er auf keinen Fall preisgeben durfte, deswegen sprang er auf und stieß gegen den Frotteemond, auf seiner Stirn waren rötliche Abdrücke von den Stäben. Einer muss ja mit ihm reden.
    Fass ihn doch an, sagte Birgit H., Babys mögen das. Und außerdem, ich rede ja mit ihm.
    Du, du, Georg und du, ihr seid mir ein schönes Paar, brüllte Rudi H., und endlich drehte Georg den Kopf und sah zu ihnen herüber.

    5. Die Einladung

    Das habe ja lange gedauert, sagte Tanjas Mutter, man kenne sich ja nun doch schon eine Weile, zumindest vom Sehen. Da könne man doch einmal aufeinander zugehen. Nicht dass man irgendetwas zu erwarten hätte, aber trotzdem. Die anderen Mütter murmelten zustimmend.
    Nicht dass sie hinterrücks, sagte Tanjas Mutter, aber trotzdem.
    Man darf doch mal sein Herz ausschütten, beschwichtigte Karinas Mutter. Also wie war es denn.
    Manche glauben, sie können allein durch die Welt segeln, rief Tanjas Mutter, die Nase so weit oben, und sie kniff die Augen zu und hob die Nase in die Luft, um zu zeigen, wie weit.
    Aber sie hat Sie doch eingeladen, sagte Karinas Mutter und legte erwartungsvoll den Kopf schräg, zu guter Letzt.
    Einladung, Einladung, rief Tanjas Mutter, es gibt solche und solche. Ich dachte, ich tue ihr einen Gefallen. Sie sitzt doch hier immer so allein, und dieses merkwürdige Kind dazu. Da muss man sich doch mal kümmern. Also habe ich mich neulich neben sie gesetzt und habe sie gefragt, ob ihr Kleiner schon läuft und was sein erstes Wörtchen war und zu welchem Kinderarzt sie geht und was ihr Mann beruflich macht. Sie hat nicht viel gesagt. Tanja würde zu gerne mal mit Georg spielen, habe ich gesagt, nicht wahr, Tanja mein Schatz.
    Tanja sah nicht hoch. Sie nahm ein Sandkorn auf den Zeigefinger und hielt ihn sich vor die Augen.
    Lass das, Schatz, das ist ba.
    Und dann hat sie Sie eingeladen.
    Dann haben wir gesagt, wir kommen am Donnerstag vorbei, und als sie am Donnerstag die Tür aufmacht, hat sie nasse Haare, und die Wohnung stinkt nach Rauch. Kaltem Rauch. Ach ja, sagt sie, als könnte sie sich kaum erinnern, wir müssen uns praktisch an ihr vorbeidrängeln. Mitten im Zimmer, alles gut in Schuss, das muss man ihr lassen, aber dieser Gestank, wie eine Kneipe, also mitten im Zimmer saß dieser Georg stocksteif auf einer Decke. Meine Tanja gleich hin, so ist sie eben, eine kleine Draufgängerin, gleich hin zu Georg, hallohallo, das kann sie ja schon lange sagen. Georg sitzt da wie Pieksieben, macht den Mund nicht auf, und ich sage Ihnen, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Frau H. setzt sich auf eine Stuhlkante, kein Kaffee, nichts, ich konnte ja auch nicht fragen, ich kann ja schlecht einen Kaffee bestellen, ich meine, man bietet doch von sich aus etwas an, oder.
    Tanja zupfte an ihrem Wolljäckchen, bis die Knöpfe aufsprangen.
    Nicht, Schatz, das ist zu kalt, komm mal aus dem Dreck. Wenn Sie mich fragen, diese Frau ist krank, so muss man es wohl nennen.
    Warum, fragte Karinas Mutter erschrocken.
    Wenn da jemand säße, auf der Stuhlkante, im kalten Rauch, und vor sich hinstarre, und wenn das Kind auch dasäße, mit unnatürlich geradem Rücken, ganz schmal und blass, und kein Mensch auch nur einen Ton sage, ob das etwa normal sei. Das könne nicht normal sein, sie habe ihr Bestes getan, um die Runde ein wenig aufzulockern, sie habe von Tanja erzählt, von ihren Fortschritten, von dem Spielzeug, das sie vom Osterhasen bekommen habe, bei den H.s habe es übrigens fast überhaupt kein Spielzeug gegeben, ein paar Bauklötze, eine Puppe, die sich Tanja sofort geschnappt habe, man merke eben doch, dass Mädchen ihre Interessen hätten. Ob Georg nicht auch gern mit Autos spiele, habe sie Frau H. gefragt, aber die habe nur abwesend mit den Schultern gezuckt.
    Tanja hat die Puppe an sich gedrückt, ganz fest, sie wollte sie lieb haben. Auf einmal springt Frau H. auf, die ganze Zeit nicht vom Fleck, aber jetzt, auf einmal, reißt Tanja die Puppe aus den Armen, Tanja brüllt los, das kann man ja verstehen, und drückt sie dem kleinen Käsegesicht in die Hand, aber der will sie ja gar nicht, verstehen Sie, der spielt ja gar nicht, der sitzt nur da und glotzt.
    Und dann.
    Dann sind wir gegangen, sagte Tanjas Mutter.
    6. Bezaubernd

    Ein bezauberndes Kleid, sagte Rudi H. an einem lauen Herbstmorgen zum

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