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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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Massen in Atem halten würden. Aber keine davon gehörte uns. Cole erzählte mir, dass wir unser eigenes Zelt haben wür- den, um etwaige unvorhergesehene Zwischenfälle, die, wenn man sie ungebremst zuließ, eine ganze Operation
gegen die Wand fahren konnten, besser kontrollieren zu können.
    Wir entdeckten Chien-Lungs chinesische Akrobaten, die gerade ihre Bühne vorbereiteten, auf einem großen Platz in der nordwestlichen Ecke des Geländes. Sie hatten eine schier endlose Reihe von Luftpumpen, die so groß waren wie Cassandras Schminkkoffer, neben ordentlich ausgelegten Plastiktunneln aufgereiht. Am Schluss wür- den sie die Masse aus rotem, gelbem und violettem Mate- rial, das die Akrobaten gerade entfalteten, zu einem rich- tigen Gebäude aufblasen. Da Vayl und ich vier Monate zuvor einen Kerl in Frankreich durch ein ähnliches Gebil- de gejagt hatten, wusste ich, dass es möglich war. Aber vom momentanen Blickwinkel aus schien es sehr unwahr- scheinlich.
    »Wow«, staunte Cole. »Sie wirken gut organisiert.«
    »Und ordentlich«, ergänzte ich. »Offenbar darf man sich nur gehen lassen, wenn man US-Bürger ist.«
    Mein Kommentar wurde mit einem Kreischen und ei- nem Kichern quittiert. Ich sah mich um, um herauszufin- den, wer mich so unterhaltsam fand, und natürlich hatte es gar nichts mit mir zu tun. Eine junge Chinesin in roten Caprihosen und einem schlichten grünen T-Shirt saß mit verschränkten Beinen auf einer karierten Picknickdecke und spielte mit ihrem Baby, indem sie es immer wieder hoch in die Luft warf. Und wenn ich hoch sage, meine ich damit nicht hoch wie einen Tennisball beim Aufschlag. Mehr wie einen Football beim Kick-off. Und der Kleine war hin und weg vor Freude. Jedes Mal, wenn er durch die Luft flog, lachte er aus vollem Hals, und jedes Mal, wenn seine Mom ihn auffing, kicherte er wild, was wohl eine Ermutigung sein sollte, ihn beim nächsten Mal noch höher zu werfen.

    Ich stieß Cole mit dem Ellbogen an, und sein Grinsen verriet mir, dass er Baby-flieg-Hoch genauso cool fand wie ich. »Weißt du«, meinte ich, »wenn ich das mit meiner Nichte versuchen würde, würde sie mir ins Gesicht kot- zen.«
    »Sensibler Magen?«
    »Sagen wir es mal so: Ich habe drei Wochen lang gehol- fen, das Kind zu versorgen, und jeden Tag hatte ich mit- tags genug Spucke auf meinem Shirt, um es auswringen und einen Fresstrog für die Nachbarkatzen damit füllen zu können.«
    Nicht, dass ich mich beschweren wollte. Nachdem ich einen Monat im Krankenhaus gelegen hatte, um mich von der aufgerissenen Seite, den gebrochenen Rippen und der kollabierten Lunge zu erholen, die ich mir auf unserer letzten Mission während des großen Showdowns mit der Tor-al-Degan zugezogen hatte, konnte ich es kaum ab- warten, zu Evie zu fliegen und ihr nach der Geburt ihrer Tochter E. J. zu helfen. Das hatte nach Spaß geklungen. Die frischgebackenen Eltern hatten sich angehört wie Kleinkinder am Weihnachtsabend, als ich am Tag von E. J.s Geburt mit ihnen gesprochen hatte. Doch als ich dort ankam, war sie fünf Tage alt. Sie hatten nachts nicht länger als insgesamt vier Stunden geschlafen, und die Kleine hatte, seitdem sie sie nach Hause gebracht hatten, fast ununterbrochen wie ein Coyote geheult.
    »Koliken«, hatte der Kinderarzt bei ihrer ersten Unter- suchung festgestellt, als Evie aufgebracht gefragt hatte, warum E. J. so viel schrie. »Das wird sich legen«, hatte er uns desinteressiert mitgeteilt. Ich musste mich zusam- menreißen, um ihn mir nicht zu schnappen, so lange zu schütteln, bis sein Stethoskop abfiel, und ihm anschlie- ßend in die Cojones zu treten. Ich war mir sicher, dass
Tim das Gleiche getan hätte, aber der hatte seine Chance genutzt und im Stuhl in der Ecke ein Nickerchen einge- legt.
    An diesem Tag entdeckte ich einen neuen Weg, um mei- ne Frustration loszuwerden.
    Nachdem ich die erschöpfte Familie nach Hause gefah- ren und Evie Tim ins Bett gesteckt hatte, um dann E. J.s nächste Schaukelrunde im Wohnzimmer zu überwachen, schnappte ich mir ein Sixpack Pepsi und zog mich in den Garten zurück.
    In der Nacht zuvor hatte es geschneit, und der gefro- rene Boden war mit einer feinen weißen Schneeschicht überzogen, die in klaren, fröhlichen Farben glitzerte. An der Veranda lehnte Tims Axt, die er nach der letzten Holz- hackaktion dort vergessen hatte. Ich nahm sie am Griff und wirbelte sie geistesabwesend herum. Dann hatte ich eine Idee.
    »Weißt du was?«, murmelte ich, zog eine Dose aus der

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