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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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Jahre.
    Er ging hin und nahm das Bild in die Hand, um es sich genauer anzusehen, aber sie war mit zwei Schritten bei ihm und entriss ihm den Rahmen. “Also hören Sie mal!”
    Als sie so dicht vor ihm stand, spürte er plötzlich erstaunliche Schwingungen zwischen ihnen. Trotz der Ponyfrisur und des Kassengestells, trotz der weiten Sachen und der dunklen Ringe unter ihren Augen reagierte sein Körper auf ihre Nähe. Sie machte große Augen und trat hastig einen Schritt zurück, als spürte sie es auch.
    “Suchen Sie einen neuen Koch?”, fragte er unvermittelt.
    “Weiß ich noch nicht”, erwiderte sie unbestimmt.
    “Na, heute Abend haben Sie jedenfalls ganz sicher einen gebraucht. Wenn ich nicht hereingeschneit wäre, hätten Sie ganz schön alt ausgesehen.”
    “Dann lassen Sie es mich so sagen: ich weiß nicht, ob ich
Sie
gebrauchen kann.” Mit einer heftigen Bewegung legte sie den Rahmen mit dem Foto nach unten aufs Regal zurück.
    “Denken Sie, ich kann nicht genug?” Als sie störrisch schwieg, dämmerte ihm, wie sehr es ihr widerstrebte, ihm etwas schuldig zu sein. “Dann verraten Sie mir doch, was ich heute Abend wohl falsch gemacht habe.”
    “Sie waren ganz okay, aber deswegen muss ich Sie ja nicht gleich einstellen.”
    Kopfschüttelnd sah er sie an. “Ganz okay? Meine Güte, Komplimente sind nicht Ihre Stärke, was?”
    “Ich habe keine Zeit, jemandem Honig um den Bart zu schmieren, schon gar nicht, wenn er sowieso schon so von sich eingenommen ist wie Sie.”
    “Aha. Also fühlen Sie sich unter Depressiven wohler.”
    “Was soll das denn bitte heißen?”
    Nate zuckte die Achseln. “Ihre Mitarbeiter sind so fertig, dass sie kaum noch geradeaus laufen können. Das arme Mädchen wäre heute Abend für ein gutes Wort durchs Feuer gegangen, und George hat auf jedes Lob so enthusiastisch reagiert, als hätte er seit Monaten nichts Nettes mehr gehört.”
    “Und woher wollen Sie das alles wissen?”, fragte sie, die Hände angriffslustig in die Hüften gestemmt.
    “Weil es offensichtlich ist. Wenn Sie ab und zu mal Ihre Scheuklappen abnehmen würden, könnten Sie selbst sehen, was Sie den beiden antun.”
    “Was ich ihnen antue? Das erklär ich Ihnen gerne.” Sie stach mit dem Finger in die Luft. “Ich sorge dafür, dass Joy ein Dach über dem Kopf hat. Und George würde ohne mich im Heim leben. Also behalten Sie Ihre Pauschalurteile mal lieber für sich.”
    Während sie ihn wütend anfunkelte, fragte er sich, warum er sich überhaupt mit ihr stritt. Hatte die arme Frau nicht schon genug durchzustehen? Und ihm konnte es ja sowieso egal sein.
    “Wissen Sie was – wir fangen einfach noch mal ganz von vorn an”, schlug er vor. “Waffenstillstand?”
    Er streckte ihr die Hand hin, weil ihm gerade klar geworden war, dass er die nächsten Wochen hier verbringen würde – obwohl sie ihm den Job noch gar nicht offiziell angeboten hatte. Aber er hatte sowieso vorgehabt, sich über den Sommer was dazuzuverdienen, und sie brauchte dringend Hilfe. Das
White Caps
war so gut wie jedes andere Restaurant – vielleicht sogar noch besser, weil er hier weitab vom Schuss ein paar neue Rezepte ausprobieren konnte, ohne dass er gleich wieder von Restaurantkritikern bedrängt wurde.
    Doch sie reagierte nicht auf sein Friedensangebot, sondern starrte ihn nur finster an. Er streckte seine Hand noch etwas weiter aus, woraufhin sie die Arme vor der Brust verschränkte. “Sie gehen jetzt wohl besser.”
    “Sind Sie immer so unvernünftig?”
    “Gute Nacht.”
    Er ließ die Hand sinken. “Ist das Ihr Ernst? Sie brauchen dringend einen Koch, und vor Ihnen steht einer, der bereit wäre, für Sie zu arbeiten – und zwar ab sofort. Aber das kümmert Sie gar nicht, denn Sie können mich nicht leiden und lehnen deshalb ab – auch wenn Sie Ihren Gästen dafür morgen Dosenfutter servieren müssen.”
    Als sie weiterhin feindselig schwieg, schüttelte er den Kopf. “Meine Güte, Frau, haben Sie schon mal dran gedacht, dass Sie selbst vielleicht das größte Problem hier sind?”
    Das hätte er besser nicht sagen sollen. Er erkannte es daran, dass sie zu zittern begann. Er wollte sich schon ducken, doch statt ihn zu ohrfeigen, begann sie zu weinen. Hinter den Brillengläsern sah er Tränen über ihre Wangen rollen.
    “Ach, verdammt”, murmelte er und fuhr sich verlegen durchs Haar. “Ich meinte doch nicht …”
    “Sie kennen mich nicht”, unterbrach sie ihn. Trotz der Tränen klang ihre Stimme zornig. “Sie

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