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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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sie sich los und trat einen Schritt zurück. Besser, sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch – denn sie schien schon wieder eine kalte Dusche nötig zu haben.
    “Vergessen Sie es nicht”, wiederholte sie scharf. “Finger weg von meiner Schwester.”
    Beiläufig kratzte er sich am Hals und steckte dann die Hände in die Taschen. Offenbar gefiel es ihm nicht sehr, herumkommandiert zu werden, aber das war zum Glück nicht ihr Problem. Er war jetzt ihr Angestellter, also hatte sie das Sagen. Basta.
    Und das Letzte, was Frankie gebrauchen konnte, war eine Schwester mit gebrochenem Herzen. Oder, noch schlimmer, eine schwangere Schwester, die von einem attraktiven Nichtsnutz pünktlich zum Herbstanfang sitzen gelassen wurde.
    “Alles klar?”, fragte sie. “Dann zeige ich Ihnen jetzt Ihr Quartier.”
    Sie schaltete das Licht in der Küche aus und ging zur Treppe.
    Ganz früher waren die Moorehouses reich gewesen und hatten natürlich im vorderen Teil des Hauses gewohnt – in den großen, eleganten Räumen, die zum See hinausgingen und jetzt den Gästen vorbehalten waren. Doch Weltwirtschaftskrisen und schlechte Investitionen hatten über die Generationen das Vermögen zusammenschmelzen lassen, und mittlerweile waren auch die letzten Kunstgegenstände und Schmuckstücke versetzt. Heute lebte die Familie Moorehouse im Dienstbotenflügel auf der Rückseite des Hauses. Dort gab es niedrige, schmucklose Räume, Dielenböden und wenig Komfort. Im Winter war es zugig, im Sommer stickig, und die Wasserleitungen ächzten. Das taten sie allerdings mittlerweile im ganzen Haus.
    Am Ende der Treppe erstreckte sich zu beiden Seiten ein Flur, und Frankie entschied sofort, dass der neue Koch auf ihrer Seite schlafen würde. So konnte sie ihn im Auge behalten, auch wenn sie sich dafür das Bad mit ihm teilen musste. Wenigstens war er damit so weit wie möglich von Joys Zimmer entfernt.
    Sie stieß die Tür auf. “Ich hole Bettzeug”, verkündete sie. “Wir teilen uns ein Bad, die Tür ist gleich hier links.”
    Der Schrank mit der Bettwäsche befand sich am anderen Ende des Flurs, und als sie zurückkam, hörte sie den Fremden reden.
    “Nein, Ma’am, ich bin der neue Koch.”
    Ach herrje, er sprach mit Grand-Em!
    Frankie beschleunigte ihre Schritte, um ihre Großmutter so schnell wie möglich von dem Fremden loszueisen. Sie wollte nicht, dass er zu viel mit ihrer Familie zu tun hatte.
    “Der neue Koch?” Grand-Em musste zu ihm aufschauen, wirkte aber dennoch königlich. “Wir haben doch schon drei. Wieso hat Papa Sie bloß eingestellt?”
    Grand-Em war noch zierlicher als Joy und wirkte mit ihren knapp eins sechzig neben dem riesigen Fremden wie eine Elfe – zumal sie wie immer ein altmodisches Abendkleid trug. Das lange weiße Haar fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern, und trotz ihrer fast achtzig Jahre zeigte ihr Gesicht kaum Falten, denn sie war nie ohne einen Sonnenschirm an die frische Luft gegangen.
    “Grand-Em …”, begann Frankie, doch Nate unterbrach sie mit einer ungeduldigen Handbewegung. Ohne den Blick von ihrer Großmutter zu wenden, machte er eine tiefe Verbeugung.
    “Ma’am, es ist mir ein Vergnügen, Ihnen zu Diensten zu stehen. Ich heiße Nathaniel, rufen Sie mich, wenn Sie irgendetwas brauchen.”
    Grand-Em betrachtete ihn nachdenklich und wandte sich dann zur Tür. “Ich mag ihn”, bemerkte sie im Hinausgehen.
    Seufzend blickte Frankie ihr nach. Früher war ihre Großmutter eine Frau mit hellwachem Verstand gewesen, den ihr die Altersdemenz nun immer schneller raubte. Es war schrecklich, jemanden zu vermissen, obwohl man ihn jeden Tag sah.
    “Wer ist sie?”, fragte Nate leise.
    Erschrocken drehte Frankie sich um. Wie lange hatte sie gedankenverloren hier herumgestanden?
    “Meine Großmutter”, erwiderte sie. “Hier ist Ihre Bettwäsche. Im Bad finden Sie Gästepackungen mit Toilettenartikeln. Waschmaschine und Trockner stehen in der Abstellkammer dort drüben, und mein Zimmer liegt gegenüber, falls Sie noch Fragen haben.”
    Beinahe hätte sie hinzugefügt, dass er sich auch von Grand-Em fernzuhalten hatte, aber das wäre dann wohl doch etwas lächerlich gewesen.
    “Eine Frage hätte ich”, sagte er, als sie sich zum Gehen wandte.
    “Was?” Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um.
    “Wie soll ich Sie eigentlich anreden? Außer mit ‘Boss’ natürlich.” Wobei er das Wort nicht spöttisch, sondern eher wie einen Kosenamen aussprach.
    Ihr wäre es allerdings lieber

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