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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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gewesen, er hätte sich über sie lustig gemacht.
    “Ich bin Frankie.”
    “Eine Abkürzung von Frances?”
    “Genau. Gute Nacht.”
    Sie ging zu ihrem Zimmer. Als sie die Tür hinter sich schloss, sah sie gerade noch, dass Nate auf seiner Seite des Flurs lässig am Türrahmen lehnte und ihr nachschaute. Er sah unglaublich sexy aus, und ihre Blicke trafen sich.
    “Gute Nacht, Frances.” Diesmal sprach er mit ihr so sanft wie mit Joy vorher, und sie spürte die Worte wie ein Streicheln. Ungläubig schaute sie an sich hinunter. Der Mann musste verrückt sein. Auf ihrer Bluse prangte ein großer Fleck, ihre Haare waren strähnig, und die Hose hing wie ein Kartoffelsack an ihr herunter.
    Hastig schloss sie die Tür und lehnte sich von innen dagegen. Ihr Herz klopfte schnell und heftig. Es war so lange her, dass ein Mann in ihr die Frau gesehen hatte und nicht nur eine Anlaufstelle für Beschwerden. Und wann hatte sie sich das letzte Mal wie eine richtige Frau gefühlt und nicht nur wie ein mehr oder weniger gut funktionierender Automat?
    David, dachte sie entsetzt. Mit ihm war sie das letzte Mal unbeschwert und glücklich gewesen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Zehn Jahre. Im täglichen Kampf um das
White Caps
hatte sie fast ein ganzes Jahrzehnt ihres Lebens verloren und es bis heute nicht einmal gemerkt.
    Wenn sie noch länger hier stehen blieb, würde sie wieder zu weinen anfangen, also riss sie sich zusammen, ging zum Bett und zog sich aus. Sie war todmüde, aber duschen musste sie trotzdem. In einen dicken Bademantel gewickelt spähte sie aus der Tür, um zu sehen, ob die Luft rein war.
    Hastig durchquerte sie den Flur, schloss sich im Badezimmer ein und schaffte es in unter sechs Minuten, zu duschen, die Haare zu waschen und sich abzutrocknen. Auf den zusätzlichen Stress, ihr Badezimmer mit dem neuen Koch zu teilen, hätte sie gut verzichten könnten. Andererseits war es immer noch besser, als das Risiko einzugehen, dass der Fremde und ihre Schwester über kurz oder lang zusammen unter der Dusche standen.

3. KAPITEL
    Nate wachte davon auf, dass ihn etwas am Hals juckte. Er rieb im Halbschlaf über die Stelle, fluchte leise, als es nicht aufhörte, und öffnete die Augen.
    Im ersten Moment wusste er nicht gleich, wo er sich befand, und schaute sich verwirrt im Zimmer um. Kiefernmöbel, zwei schmale Fenster, ein bequemes Bett. Geschlafen hatte er jedenfalls gut.
    Er setzte sich auf und beugte sich vor, um aus dem Fenster zu schauen. In der Ferne schimmerte Wasser.
    Der See. Die Adirondack Mountains. Frankie.
    Er lachte leise, als er an seine neue dickköpfige Chefin dachte. Sie konnte einen bis zur Weißglut treiben, aber er mochte sie. Mehr als das, sie faszinierte ihn.
    Kopfschüttelnd dachte er daran, wie nachdrücklich sie ihn gewarnt hatte, etwas mit ihrer Schwester anzufangen. Wenn sie nur wüsste, dass da überhaupt keine Gefahr bestand! Sicher, als er Joy zum ersten Mal gesehen hatte, war er von ihrer überirdischen, zerbrechlichen Schönheit beeindruckt gewesen – aber mehr im künstlerischen Sinn. Als Mann gefielen ihm richtige Frauen viel mehr als engelhafte Wesen. Starke Frauen. So wie Frankie.
    Ob er es wohl schaffen würde, ihre harte Schale zu knacken? Pfeifend schwang er die Beine aus dem Bett und kratzte sich dabei wieder am Hals. Das fast unerträgliche Jucken ließ kurz nach, setzte dann aber wieder ein. Ein schlechtes Zeichen.
    Er stand auf, merkte dabei, dass sein Knöchel bei Belastung noch immer schmerzte, und humpelte zum Spiegel.
    Von seinem linken Ohr bis zum Schlüsselbein zog sich eine Reihe von winzigen, geröteten Bläschen. Verflixt. Gift-Efeu!
    Das Grünzeug, das im Graben seinen Sturz gedämpft hatte, gehörte wohl zu diesen heimtückischen Arten, bei denen der kleinste Kontakt zu allergischen Reaktionen führte. Zum Glück hatte er die Lederjacke angehabt und war nicht mit dem Gesicht in den Ranken gelandet – aber schon diese relativ kleine Stelle würde ihn mindestens eine Woche quälen, bis sie abgeheilt war.
    Er nahm sich ein Handtuch aus der Kommode und ging ins Bad. Sicher wollten die Pensionsgäste bald frühstücken. Er duschte, zog die Sachen vom Vortag an und machte sich auf in die Küche.
    In der Kühlkammer fand er zwar Milch, Eier, Käse und ein paar frische Gemüsesorten, aber ansonsten sah es schlecht aus. Wenn er verwöhnten Pensionsgästen ordentliche Mahlzeiten bieten sollte, brauchte er zumindest Feta- und Ziegenkäse, Artischocken und

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