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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Ovationen ihrer Untertanen entgegennimmt, und im Hintergrund werden Applaus und begeisterte Pfiffe eingespielt, wie man es von den Fernseh-Sitcoms kennt. Dann endet die Videosequenz mit einem abrupten Schnitt, und an ihrer Stelle kommt jetzt eine Werbung für laktosefreie Babymilch.
    Lissy und ich starren mehrere Sekunden lang auf den Bildschirm, ohne dass einer von uns etwas Vernünftiges dazu einfällt.
    »Versteht ihr jetzt, was ich meine?«, sagt Emma und sieht uns fragend an.
    »Schon klar, Emma, darauf konntest du dir natürlich keinen Reim machen«, sage ich tonlos. »Und wir, um ehrlich zu sein, auch nicht.«
    »Aber wer ist diese Lady denn?«, fragt Emma und wirft mir einen argwöhnischen Blick zu. »Da stand Chairwoman. Sie ist doch nicht deine Chefin, oder?«
    »Nein, Emma, natürlich nicht«, antworte ich schnell. »Clarissa war mal meine Chefin, während meiner Anfangszeit bei der Firma.«
    »Ah, verstehe. Das war, bevor du dir den Oberboss geschnappt hast, stimmt’s?«
    »Ja, irgendwie schon«, räume ich ein, um dann zu betonen: »Aber ich habe mir Philip nicht geschnappt, damit das klar ist.«
    »Ja, ja, schon gut.« Sie zwinkert mir wissend zu. »Dennoch, cleverer Schachzug von dir. Und du hast kurz drauf diese Schlampe gefeuert, oder wie?«
    »Aber nein, so war es nicht«, widerspreche ich energisch. »Clarissa wollte zuerst mich feuern, aber als sich herausstellte, dass sie sich den falschen Typen geangelt hatte, musste sie gehen, und ich … na ja, wurde die neue Chefin.« Mist. Kann man diese Geschichte überhaupt so erzählen, dass sie nicht so klingt, als hätte ich mich hochgeschlafen? »Wie gesagt, das ist alles ein bisschen kompliziert«, weiche ich aus. »Lissy, was hältst du von Clarissas Auftritt?«
    Bitte, lieber Gott, lass sie jetzt gar nichts sagen und sich in Luft auflösen, oder von mir aus soll sie sich in Clarissa verwandeln und auf mich losgehen, oder irgendetwas in der Art, das mir beweist, dass es sich hier bloß um einen schrecklichen Albtraum handelt, aus dem ich gleich erwache. Bitte, bitte.
    Doch Lissy zuckt nur hilflos mit den Schultern.
    »Keine Ahnung, Molly, ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, meint sie. »Bestenfalls ist es ein schlechter Scherz von Clarissa.« Sie denkt einen Augenblick über ihre eigenen Worte nach, und dann kommt wieder ein bisschen Schwung in ihre Stimme: »Ja, genau, Molly, warum nicht? Sie hat wahrscheinlich irgendwie mitgekriegt, dass wir expandieren wollen, und sich gedacht, ha, da würge ich dieser blöden Becker-Tussi mal ordentlich eins rein, und wie man sieht, ist ihr das auch ganz gut gelungen.«
    Ich erwidere skeptisch ihren Blick und klammere mich gleichzeitig an den winzigen Hoffnungsschimmer.
    »Hm, möglich …« Ich denke fieberhaft nach. »Emma, hast du nicht gesagt, du hättest diese Rede als Erstes im Fernsehen gesehen?«
    »Ja, stimmt.« Sie nickt, während sie kunstvoll die Reste ihrer Muffins mit der Gabel aufpickt. »Das war heute Vormittag. Ich hab’s mir gerade mit einer Tüte Nachos und einem Käsedip auf der Couch gemütlich gemacht, und auf einmal …«
    »War das, während du für uns Vollgas gegeben hast?«, fällt ihr Lissy ins Wort.
    Ich sehe sie erstaunt an, weil ich derlei schnippische Direktheiten von ihr gar nicht gewohnt bin. Doch dann verrät mir das Funkeln in ihren Augen, dass das eine kleine Retourkutsche für Emmas Rüge von vorhin war.
    »Nun, also …« Für einen winzigen Moment gerät Emma tatsächlich außer Fassung, aber sie fängt sich erstaunlich schnell wieder. »Genau genommen war es während der einzigen Pause, die ich einlegte, nachdem ich alles für euch organisiert hatte. Sonst noch Zwischenfragen?« Als von Lissy nichts mehr kommt, wendet sie sich wieder mir zu. »So, jetzt habe ich den Faden verloren, weil Lissy mich unterbrochen hat. Was war schnell noch deine Frage, Molly?«
    »Ich wollte wissen, ob du es im Fernsehen gesehen hast, beziehungsweise auf welchem Sender es lief«, helfe ich ihr auf die Sprünge.
    »Ach ja, genau.« Sie legt die Stirn in Falten. »Also, das muss auf Good Morning, Hollywood gekommen sein, der Sender läuft bei uns immer am Vormittag – nicht dass ich das gucken würde, aber die Mädels aus der WG reden ständig davon.«
    »Ich werd verrückt. Seht mal, wer da ist!«, ruft Lissy auf einmal aus.
    Sie zeigt mit ausgestreckter Hand nach draußen, und einen kurzen Moment lang befürchte ich schon, dass Clarissa vor dem Schaufenster steht. Aber dann

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