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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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so was holen?«
    »Ich? Klar, warum nicht?« Lissy steht überrumpelt auf. »Genau das Gleiche?«
    »Ja, bitte«, nickt Emma. »Aber nimm sicherheitshalber zwei Muffins, ich bin heute noch fast nicht zum Essen gekommen.«
    Lissy schlurft zur Theke, und Emma wuchtet sich ohne Umschweife auf den Platz neben mir.
    »Also, wegen der Sprache«, kommt sie wieder zum Thema. »Wie du weißt, habe ich während meines langjährigen Aufenthalts hier in den Staaten jede Menge Erfahrung damit gesammelt, und ich wäre unter Umständen bereit, diese Erfahrung mit euch zu teilen«, trägt sie schwülstig vor, um nachzuschieben: »Gegen entsprechendes Entgelt natürlich.«
    »Was du nicht sagst«, bemerke ich überrascht. »Und was genau stellst du dir da vor?«
    »Also, dieser Tick bei mir, das mit dem Wiederholen – this with the repeating –, den könnte ich mir als gutes Hilfsmittel beim Erlernen von Sprachen vorstellen.« Sie schickt einen nachdenklichen Blick zur Decke. »Hm, vielleicht könnte ich mir das sogar patentieren lassen …« Sie nimmt mich erneut ins Visier. »Jedenfalls habe ich mir gedacht, dass bei euch immer wieder Mitarbeiter aus Deutschland hierherkommen werden – ist doch so, oder?«
    »Ja, schon«, räume ich ein.
    »Wusst ich’s doch«, nickt sie zufrieden. »Und die könnten alle ein professionelles Sprachcoaching vertragen, zum Beispiel von jemandem, der zweisprachig ist, findest du nicht?«
    »Ah, darauf willst du hinaus!«, dämmert es mir. »Du denkst an Lilly. Ihr Vater ist doch Engländer, nicht wahr?«
    »Lilly?« Emma guckt irritiert. »Okay, ja, die würde auch gehen. Aber die hat ja kaum Zeit, das kannst du vergessen. Nein, ich habe natürlich mich gemeint.« Sie tippt sich mit dem Zeigefinger an die Brust. »Ich bin doch längst halbe Amerikanerin, schon vergessen? I am longest half American, already forgotten?«
    »Wie bitte, du willst uns Sprachunterricht geben?«, stoße ich überrascht hervor.
    »Wer will uns Sprachunterricht geben?«, möchte auch Lissy wissen, die mit Emmas Sachen zurück ist und das Tablett auf dem Tisch abstellt.
    »Emma«, antworte ich und vermeide es, Lissy anzusehen. Stattdessen schiebe ich mir lieber einen Löffel Sahne von meinem Frappuccino in den Mund und beobachte die Menschen vor dem Fenster.
    »Emma?«, wiederholt Lissy ungläubig. Für eine Sekunde klingt es, als müsste sie losprusten, was aber natürlich in Emmas Anwesenheit einem Todesurteil gleichkäme.
    »Aber sicher, das wäre doch das Logischste auf der Welt«, nickt Emma überzeugt, bevor sie mit routinierten Handgriffen die Sahnehaube von ihrem Frappuccino abschöpft, sie gleichmäßig auf ihre Muffins verteilt und sich dann den ersten davon zur Hälfte in den Mund schiebt. Sie beißt ab, macht ein paar erbarmungslose Kaubewegungen und schluckt dann gut hörbar alles hinunter. »Immerhin lebe ich seit Ewigkeiten hier, weshalb ich die Sprache inzwischen genauso gut beherrsche wie die Eingeborenen.« Und zu Lissy gewandt fährt sie fort: »Ich habe Molly gerade erzählt, dass ich dabei bin, eine neue Lernmethode zu entwickeln, indem der Lernende einfach jeden Satz auch auf Englisch wiederholt, so wie ich es mache – mit dem Unterschied, dass es bei mir natürlich automatisch geht, weil Englisch inzwischen meine zweite Muttersprache ist – because English is my second mother-language.«
    »Ach, wirklich?«
    Ich riskiere einen Blick und sehe, dass Lissys Mundwinkel verräterisch zucken. Da die Folgen aber vermutlich verheerend wären, wenn sie jetzt loslachen würde, sage ich schnell: »Das klingt alles wirklich interessant, Emma, wir werden das zu gegebener Zeit mit unserer … ähm … Auslandsabteilung besprechen und dir dann Bescheid geben, einverstanden?«
    »Ja, gut«, antwortet sie, während sie ihren Frappuccino mit einer halben Tonne Zucker verfeinert. »Und was euren Mitarbeitern auch nicht schaden könnte, wäre professioneller Schauspielunterricht«, klärt sie uns auf.
    »Schauspielunterricht? Wozu sollten unsere Leute so was brauchen?«, fragt Lissy.
    »Na, überleg doch mal«, meint Emma. »Ihr wollt euren Kunden etwas verkaufen, nicht wahr, und da ein Kunde bekanntlich nur dann kauft, wenn er dem Verkäufer auch abnimmt, dass seine Ware etwas taugt, wäre es nicht schlecht, wenn der es entsprechend rüberbringt, findet ihr nicht?«
    Wir sehen sie verblüfft an.
    »Augenblick mal, Emma«, stoße ich schließlich mit einem künstlichen Lachen hervor. »Ich glaube, du hast da etwas

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