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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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wie verrückt, bist völlig fertig und dann schreit dein Baby nicht. Sie haben ihn auf den Kopf gedreht, eine Kinderärztin wurde gerufen, aber dann plötzlich hat er sich gemeldet. Zwar nur ganz leise, aber dann war er da. Und dieser Moment, als mein Leon sich entschieden hat, Teil unserer kleinen Familie zu sein, das war unbeschreiblich. Dass er wirklich trotz allem zu mir wollte, mich als seine Mami ausgesucht hat, dieses Gefühl ist nicht zu übertreffen!
    Dann hab ich ihn bekommen, er lag auf mir und ich war einfach nur glücklich. Ich bin seit drei Tagen dauerglücklich! Die Schmerzen sind wie weg, ich könnte das gleich nochmal tun. Leon ist gesund, mehr als wohl genährt, ich habe dieses Wunder tatsächlich vollbracht! 4300 Gramm, der Arzt war völlig erstaunt, zumal sie alle vorher noch gemeint hatten, er wäre nicht so groß, ich soll mir keine Gedanken machen. Und dann meinte der Arzt, wenn er es nicht gerade selber gesehen hätte, er würde nicht glauben, dass ich zartes Persönchen so einen Prachtkerl geboren hätte. Ja, da war ich erst recht stolz! Trotz meiner Sucht, meinen Problemen, hab ich das wirklich geschafft!!!
    Heute Nachmittag geht’s nach Hause...
     
     
    Jahrelang hatte ich meinen Körper gehasst, ihn fertig gemacht, ihn ausgehungert oder abgefüllt, mit Füßen getreten und selber verletzt - und jetzt vollbrachte er solch ein Wunder. Die Geburt von meinem Sohn Leon war das letzte Puzzelsteinchen, das ich noch brauchte, um endlich mit den Fressanfällen und der Selbstverstümmelung aufzuhören. Ich hatte mich mit meinem Körper versöhnt. Ich hasste ihn nicht mehr - wie denn auch, er hatte mir mein absolutes Glück beschert.
    Das Haupterlebnis war direkt bei der Geburt gewesen, als die Schmerzen so übermächtig waren und ich mich so hilflos gefühlt hatte. Ich lag da, gebeutelt von Schmerzen und Angst und hatte keine Ahnung, was zu tun war. Da half keine Kontrolle, kein Nachdenken, kein Taktieren... ich war mit meinem Latein am Ende. Dann hab ich es geschafft, ungefähr vor der drittletzten Wehe, einfach loszulassen. Ich habe meinen Körper endlich in Ruhe gelassen und ihm die Kontrolle überlassen, mich dem natürlichsten Trieb einer Frau einfach ausgeliefert und habe mich aus dem Spiel ausgeklinkt. Während der letzten Phase der Geburt habe ich nur zugeschaut, es war wirklich so, dass ich hinter mir stand, von außen meinen Körper habe sehen können und einfach nur zugeschaut habe, wie Leon auf die Welt kommt.
    Dieses sich aus dem Körper rauslösen und Kontrolle abgeben, war für mich ein so einschneidendes Gefühl, so überwältigend, dass ich noch Tage später wie in einem Drogenrausch war. Ich fühlte mich so frei, so wahnsinnig gut, so abgehoben... ich hatte losgelassen und mein Körper hat verdammt gute Arbeit geleistet. Ich hatte wirklich die Idee, wenigstens dieses eine Mal sollte ich ihn wirklich in Ruhe lassen, denn er würde es schon richtig machen. Und dieses Vertrauen in meinen Körper hatte ich seit Jahren verloren. Da war es wieder! Ein Urvertrauen, dass der eigene Körper nicht der Feind ist, den man bekämpfen muss, sondern mein Freund, mein Partner, mit dem ich gemeinsam durchs Leben gehe. Und seitdem ist dieser Hass auf mich so viel weniger geworden. Wenn ich zusehe, wie Leon an meiner Brust trinkt, und ich dieses Wunder jeden Tag mit ansehen kann, wie kann ich da noch meinen Körper weiter quälen? Wie kann ich mich da aushungern oder mich so hassen?
    Alles, was vor der Geburt kam, mit der Begegnung mit Michael angefangen, bis jetzt, war Stück für Stück der Weg gewesen, den ich gehen musste, um jetzt endlich Frieden mit mir zu schließen.
     
    Auch wenn ich nach wie vor Stimmungsschwankungen habe oder auch ab und zu mal Kotze, weil ich plötzlich in alte Denkweisen zurückfalle, seit der Geburt von Leon habe ich aufgehört, mein Leben mit Fressen und Kotzen zu verbringen. Ich habe meine innere Leere mit wunderbaren Dingen aufgefüllt und ich muss zugeben, mit einem Baby hat man rund um die Uhr so viel Beschäftigung, dass es einem nicht langweilig wird. Ich hatte es mir immer so vorgestellt, dass im besten Fall mein Kind mich so beschäftigen würde, dass ich auch einfach keine Zeit mehr zum Fressen haben würde und genau so ist es auch gekommen. Dazu kamen die Nächte, weil mein kleiner Frechdachs mir mit seinen durchwachten Nächten und seiner Angewohnheit, alle drei Stunden aufzuwachen, es auch tatsächlich nicht ermöglichte, in Tiefschlaf zu fallen und

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