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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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einem Haufen des öfteren kleine Streitereien liefen, war das Reiten, Pflegen und das sich Kümmern um Pferde einfach das Schönste für mich!
    Als ich Mausi mit 13 Jahren bekam, ging ein Traum in Erfüllung. Bis dahin war ich eh schon jeden Tag im Stall, aber mit Mausi war ich einfach was Besonderes.
    Keine zwei Jahre später war sie tot.
     
    Im Nachhinein würde ich sagen, dass damit alles angefangen hat.
    Ich war entwurzelt, mit einem Ereignis konfrontiert, mit dem ich absolut nicht klar kam und das zu einer Zeit, als ich dank Pubertät ja sowieso schon in einem emotionalen Chaos steckte. Vielleicht hat dieses Ereignis aber auch die frühe Trennung meiner Eltern (ich war damals 2 Jahre alt, meine Mutter hat aber recht schnell wieder geheiratet, meinen für mich richtigen Dad, der uns auch sofort adoptiert hat) wieder hochgeholt, wie auch immer, seit diesem Tag im Oktober war meine Welt nicht mehr dieselbe:
     
     
    11.12.1993
     
    Liebes Tagebuch,
    Also, jetzt schreib ich mal wieder. Mir geht`s ziemlich beschissen. Seit Mausis Tod hab ich zu nix mehr Lust.
    Und wenn ich mal was anfange, geht’s garantiert daneben.
    Ich rauche und sauf wie blöd, nur um mal nicht ständig nachdenken zu müssen. Im Stall ist es auch total blöd, irgendwie haben alle miteinander Streit und ich keine Aufgabe mehr oder einen Grund, überhaupt aus dem Haus zu gehen. An der Weihnachtsfeier im Stall haben Luisa und ich uns so richtig zulaufen lassen, aber ich hab voll den Depri bekommen und geheult wie bescheuert, wegen Mausi.
    Dann haben uns zwei Typen angemacht und der Eine hängt der Luisa jetzt am Arsch.... mich will ja eh keiner.
    Caro in der Schule ist total lieb. Ich glaub sie hat auch schon so einiges erlebt und mit ihr kann ich über alles reden und jetzt geht sie von der Schule ab!!! Und wieder einmal bin ich allein...
    Das scheint im Moment so mein Motto zu sein. Bald ist Weihnachten, aber ich habe null Bock - auf was soll ich mich denn bitte freuen? Ich könnt nur noch heulen oder mich vor Ärger auf Alles und Jeden selber schlagen - am liebsten würd ich gar nicht mehr aufstehen. Sobald ich aus dem Haus gehe, muss ich die Starke spielen, muss so tun als wär ich gut drauf. Dabei könnt ich nur heulen. Meine Mutter sagt dann immer, das sei die Pubertät.
    Ha! Ha! Die kriegt sowieso nix mit, was so abgeht, wenn man nie da ist, kann man ja auch nix checken. Die Einzige, die mich verstanden hat, ist tot, die andere geht von der Schule!
    Meine Noten sind auch nicht mehr so gut - ist zwar noch keine Fünf dabei, aber eben auch immer weniger Einser und Zweier. Aber mich haben im Moment eh alle auf dem „Kieker“...
    Egal, ich bin`s ja gewöhnt zu lächeln, auch wenn`s net stimmt - spiel ich halt weiter das liebe Mädchen, ist einfacher...
    Ciao, bis bald!`
     
     
    Ich bin zwar weiterhin oft in den Stall gegangen, was hätte ich auch groß anderes tun sollen, durfte dann auch ab und zu von anderen Leuten die Pferde reiten, aber es war eben nicht das Selbe.
    Zu der Zeit fing ich dann an, mit Luisa viel um die Häuser zu ziehen. Luisa war so alt wie ich, aber schon voll entwickelt und echt `ne Schönheit. In meinen Augen hatte sie alles, was ich gern gehabt hätte: Ein eigenes Pferd, Eltern die sich fürs Reiten und sie interessierten (wobei zugegeben der Vater echt genervt hat), die mit auf Turniere sind und die Geld hatten und ihr alles gekauft haben, was sie wollte.
    Also hatte Luisa alles, was man brauchte, um bei Jungs gut anzukommen und ich war ihre Begleitung. Auch damals war das schon so, dass immer eine Hübsche mit einem Mauerblümchen um die Häuser zog. Die Stille, Unsichere (oder auch das hässliche Entlein) brauchte die Schöne, um auch etwas zu erleben, die Schöne brauchte das Mauerblümchen damit sie selber mehr zur Geltung kam.
    Ich war zu der Zeit unsicher, ungestylt, hatte keine coolen Schuhe oder Hosen, ich war auch nicht besonders hübsch - bis dahin hatte das ja auch keine Rolle gespielt, Jungs waren für mich noch Aliens.
    Aber Luisa brachte mir alles bei - ich weiß noch wie sie an einem Nachmittag versucht hat, mich mit einem Jungen zu verkuppeln - da ging es nicht darum, ob ich nett oder schlau oder lieb bin - nein, er wollte nur wissen, wie viele Burlington-Socken und wie viele Levis Jeans ich wohl hätte!
    Ja, die Pubertät ist echt hart.
     
    Ich hatte meinen Halt im Stall verloren und stürzte mich nun voller Elan auf dieses Unbekannte, aber doch Reizvolle: Partys, Jungs, Rauchen, Alkohol, Liebe,...

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