Manchmal muss es eben Mord sein
Zahnarzt.«
»Ach, darum bist du schon so früh hier. Er hat dich wohl geweckt.«
Gudrun zuckte die Achseln. »Dabei sind Felix und ich gestern so richtig versackt. Ich habe gerade mal vier Stunden Schlaf gekriegt.«
»Und war der Rechtsmediziner mit dem knackigen …«
»Leider nicht«, Gudrun schüttelte bedauernd den Kopf, doch dann hellte sich ihr Gesicht schon wieder auf. »Aber andere Mütter haben ja auch hübsche Söhne.«
Brause kam über den Flur. Seine linke Wange war so dick geschwollen, dass sein Auge darüber noch schweinsäugiger aussah als sonst. Natürlich hielt er die obligatorische Tüte mit der Leberkässemmel in der Hand, brummte die Andeutung eines Grußes und ging in sein Büro.
Alex folgte ihm und sah, wie er die Tüte kraftlos auf seinen Schreibtisch warf. Sie platzte dennoch auf und verzierte den zuoberst liegenden Aktendeckel mit einem mittelgroßen Fettfleck.
»Mist! Was gibt’s denn, Majestät? Kann man nicht mal in Ruhe leiden in diesem Laden?«
»Es hat sich bei der Obduktion herausgestellt, dass Stefan Windisch doch ermor…«, begann Alex, wurde aber sogleich unterbrochen.
»Weiß ich, weiß ich. Und?«
»Frau Windisch war bis gestern Abend nicht zu erreichen. Dann habe ich sie beobachtet, wie sie eine ausgesprochen miese Kneipe aufsuchte. Da stimmt irgendetwas nicht.Ich würde mich gern mit dem Rauschgift- und dem Glücksspieldezernat in Verbindung setzen.«
»Mach das! Ruf den Manger und den Nowak an. Die wissen alles über miese Kneipen. Und lass mich in Ruhe!«
»Danke, Chef. Gute Besserung! Vielleicht eine Schmerztablette gefällig?«
»Hab ich schon eingeworfen. Wirkt aber noch nicht.« Brauses Brummen war kaum zu verstehen.
Behutsam schloss Alex die Tür und ging zu ihrem Schreibtisch zurück. Sie bat Gudrun, bei Nowak durchzuläuten, und rief selbst bei Manger an.
»Ja, der Rote Ochse ist hinlänglich bekannt«, meinte der Kollege vom Glücksspieldezernat. »Wahrscheinlich wird im Hinterzimmer illegal Black Jack gespielt und gepokert. Wir hatten letzte Woche eine Razzia, aber der Wirt muss gewarnt worden sein. Als wir kamen, spielten ein paar Leute Skat und grinsten dabei wie die Honigkuchenpferde. Wir konnten nur die Personalien aufnehmen. Dabei ist einigen das Grinsen zwar vergangen, dennoch mussten wir wieder abziehen und hatten nichts in der Hand.«
Alex bedankte sich bei dem auskunftsfreudigen Kollegen und informierte Gudrun darüber, dass es möglicherweise einen Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel gab.
»Aber wie passt das alles mit dem Mord an ihrem Mann zusammen?«, fragte Gudrun. »Den Drogenfahndern ist der Rote Ochse übrigens kein Begriff.«
»Vielleicht passt da überhaupt nichts zusammen«, gab Alex zurück, »aber vielleicht eben doch. Wenn Eifersucht in diesem Mordfall keine Rolle spielt, dann möglicherweise Geld. Vielleicht hat Helene Windisch Spielschulden. Das würde zum Beispiel erklären, weshalb jemand sie verfolgt. Schließlich macht man Spielschulden nicht bei einer Kreditbank,sondern bei höchst privaten Geldhaien oder ähnlichen Ganoven.«
Gudrun nickte. »Und wie willst du dahinterkommen?«
Alex sprang auf. »Als Erstes werde ich Konteneinsicht beantragen, sowohl von Stefan Windischs Konten – das dürfte bei einem Verstorbenen kein Problem sein – und dann bei Helene Windisch – das könnte etwas schwieriger werden.«
»Allerdings«, stimmte Gudrun zu und wies mit dem Kuli in der Hand auf Brauses Büro. »Hoffentlich hat inzwischen die Schmerztablette gewirkt.«
Alex holte tief Luft und ging dann in die Höhle des zahnschmerzgepeinigten Löwen.
»Chef …«, setzte sie an.
»Mach, was du willst. Alles. Lass mich nur in Frieden«, jammerte Brause.
»Ich möchte Einsicht für die Konten der Eheleute Windisch beantragen.«
»Und wenn du die Monarchie wieder einführen willst – ist mir egal. Mach das mit dem Staatsanwalt ab. Ich geh jetzt nach Hause und bereite mich aufs Sterben vor.«
Gudrun, die alles mitgehört hatte, grinste. »Männer.«
Diesmal musste Alex nicht über das Öffnen von Hemdknöpfen nachdenken, ein Telefonat mit dem Staatsanwalt genügte.
»Ich habe gerade den Obduktionsbericht vor mir. Selbstverständlich muss das rasch geklärt werden. Der Ermordete war ja kein Unbekannter, ebenso wenig wie seine Frau. Morgen habe ich wahrscheinlich schon die Presse am Hals. Ich schicke Ihnen sofort ein Fax mit der Genehmigung für die Konteneinsicht. Das dürfte fürs Erste reichen.« Mit einem kurzen
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