Manchmal muss es eben Mord sein
Brauses Stimme riss Alex aus ihren Gedanken.
Verwirrt blickte sie auf. Brause biss in seine unvermeidliche Leberkässemmel und deutete mit der anderen Hand auf ihren Blumenstrauß. Sie war sprachlos. Er nannte diese wunderbaren Blumen Salat? Der Mann hatte wirklich kein bisschen Sinn für Schönheit. Kein Wunder, dass ihm seine Frau davongelaufen war.
Brause lachte laut los und schlug sich auf einen seiner dicken Schenkel. Die Köpfe der Kollegen fuhren herum. Felix feixte hinter Brauses Rücken, und Gudrun verdrehte die Augen.
»Chef, der Witz ist so alt, der hat einen Bart bis nach China«, sagte sie.
»Na und? Er ist trotzdem gut. Nun guck nicht so beleidigt!« Er knallte Alex eine Aktenmappe auf den Tisch.
»Hier hast du noch ein paar hübsche neue Unfälle am Arbeitsplatz. Was hast du dazu überhaupt rausgefunden? Wenn du so erstklassig arbeitest, wie du schießt, hast du ja bestimmt schon einen Serienkiller ausfindig gemacht, der am liebsten Leute bei der Arbeit umbringt.« Brauses Stimme troff vor Sarkasmus.
Alex kochte innerlich. Warum hackte der Chef nur ständig auf ihr herum? Sie atmete tief durch und versuchte, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen.
»Ich habe alle bisherigen Unfälle gründlich überprüft, hab mir die Örtlichkeiten angeschaut und Zeugen befragt. In keinem Fall gibt es auch nur den geringsten Hinweis auf Fremdeinwirkung.«
»Hab ich ja gleich gesagt, dass da nix dran ist. Aber unser lieber Staatsanwalt Doktor Prinz«, Brause bleckte die Zähne, »weiß es natürlich mal wieder besser und scheucht uns sinnlos in der Gegend herum.«
Vor allem uns, dachte Alex bitter. Sie war doch die Einzige, die hier herumgescheucht wurde.
»Offenbar sitzt unserem Prinzen die Pressemeute im Nacken.« Brauses Miene hellte sich bei dem Gedanken sichtbar auf. »Deswegen braucht er eine ausführliche Stellungnahme zu diesen bescheuerten Unfällen – und zwar noch heute. Das ist natürlich dein Job, werte Prinzessin. Von Adel zu Adel sozusagen.«
Alex ignorierete die Stichelei und schaute auf die Uhr. »Aber das ist ja kaum zu schaffen!«
»Tja, dein Problem.« Brause verließ, sichtlich zufrieden, den Raum.
»Wolltest du heute nicht früher weg?« Gudrun beugte sich zu Alex herüber. »Mensch, mach doch in Gottes Namen endlich mal den Mund auf und lass dir nicht alles gefallen! Bei Brause kommst du so nicht weit.«
»Was soll ich denn machen, wenn der Staatsanwalt das heute noch braucht?« Widerwillig machte sich Alex an die Arbeit. Hätte Brause ihr das nicht ein bisschen früher sagen können? Hoffentlich schaffte sie es wenigstens noch, nach Hause zu fahren und sich umzuziehen, bevor sie Hubert traf.Elfie hörte Nadine Schicketantz schon keifen, bevor diese das Büro betrat.
»Ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, dass die Treppenstufe gerichtet werden muss, Herr Heldt! Gestern Abend bin ich dort hängen geblieben und habe mir einen Absatz von meinen nagelneuen Manolos abgebrochen.«
»Sie können mich ruhig Will nennen!«
»Das lassen wir lieber bleiben, derartige Vertraulichkeiten mit Hausmeistern gehören nicht zu meinen Gepflogenheiten. Und lassen Sie mich gefälligst ausreden.«
Nadine Schicketantz kam ins Büro, den Hausmeister im Schlepptau. »Also, sehen Sie zu, dass die Treppenstufe gerichtet wird, und zwar sofort. Ich habe keine Lust, mir wegen Ihrer Nachlässigkeit ein weiteres Paar Schuhe zu ruinieren. Wissen Sie eigentlich, was die kosten? Ich hätte nicht übel Lust, sie Ihnen in Rechnung zu stellen.«
»Ich hab ja die Treppenfirma längst beauftragt und schon dreimal nachgefragt. Die sagen jedes Mal, dass sie das entsprechende Material bestellt haben und noch darauf warten«, verteidigte sich der Hausmeister und fügte mit einem Grinsen hinzu: »Versichern Sie Ihre Schuhe doch.«
Die Abteilungsleiterin drehte sich zu ihm um und musterte ihn abschätzend von Kopf bis Fuß. »Jetzt werden Sie mal nicht unverschämt. Das sind doch alles faule Ausreden. Wie ich Sie kenne, haben Sie noch nicht einmal mit der Firma Kontakt aufgenommen. Aber: Ende der Diskussion! Spätestens übermorgen Früh ist die Stufe repariert, sonst gibt es einen Eintrag in Ihre Personalakte, dafür werde ich sorgen.«
Ohne den Hausmeister eines weiteren Blickes zu würdigen, stöckelte Nadine Schicketantz in ihr Büro und knallte die Tür hinter sich zu.
Kopfschüttelnd blickte Will Heldt sich um. Alle Mitarbeiter schienen in ihre Arbeit vertieft. Elfie lächelte zu ihm hinüber. Heldt erwiderte
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