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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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an.«
    Verstohlen zog Paul-Friedrich eine Liste mit Zahlenkolonnen aus der Anzugtasche und setzte sich.
    Elfie beobachtete die Szenerie. Den gelangweilten Croupier, die anderen Spieler. Vor manchen stapelten sich die Chips, andere starrten auf die leere Fläche vor ihrem Platz. Die meisten Gäste waren nicht besonders exklusiv gekleidet. Eine Dame allerdings trug ein ausgeschnittenes Abendkleid, das ihre knochigen Schultern freigab.
    Elfie schlenderte ein wenig umher, sah bei den Kartenspielen zu, setzte sich schließlich auf einen Barhocker und bestellte einen Kir royal. Den hatte sie mit Ludwig bei ihrer Verlobung getrunken. Sie nippte an ihrem Glas. Ziemlich süß und ziemlich lecker. Sie wollte mit dem Glas in der Hand näher an den Roulettetisch herangehen.
    »Bitte bleiben Sie mit Ihrem Drink an der Bar«, rief sie der Barkeeper zurück. »Es ist nicht gestattet, damit zwischen den Spieltischen herumzulaufen. Ein verschüttetes Getränk könnte zu viel Verwirrung stiften – bei den Croupiers, bei den Spielern, bei der Roulettekugel …« Er zwinkerte ihr zu.
    Elfie nickte verständnisvoll und blieb auf ihrem Barhocker, auch wenn sie ihn nicht besonders bequem fand.
    Sie sah, dass sich am schmalen Ende des Saals eine weitere Flügeltür befand. Hin und wieder kam jemand heraus oder ging hinein. Ein dicker Mann mit rotem Gesicht schien, seiner wütenden Miene nach zu urteilen, einiges an Geld verloren zu haben. Dennoch warf er dem Barkeeper einen Schein zu. Er war sicher nicht zum ersten und wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal hier.
    Abgesehen von den monotonen Stimmen der Croupiers und dem Hin- und Herschieben der Spielharken war nur gedämpftes Gemurmel zu vernehmen. Die Anwesenden konzentrierten sich auf ihr jeweiliges Spiel.
    Plötzlich erklangen jedoch laute Stimmen jenseits der Flügeltür. Ein Türflügel wurde aufgerissen. Eine Dame schwankte heraus. Elfie blieb der Mund offen. Das war doch Helene Windisch! Allerdings war von ihrer in der Zeitung gerühmten Attraktivität nicht viel übrig. Sie schleifte eine champagnerfarbene Stola hinter sich her. Einige blonde Strähnen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst, und auf ihren Wangen glühten rote Flecken.
    Zwei Casino-Angestellte begleiteten sie, wirkten höflich, aber sehr bestimmt. »Bitte beruhigen Sie sich doch, Frau Windisch, und bitte stellen Sie Ihr Glas ab!«
    Einer der beiden trat versehentlich auf die Fransen der Stola, und sie fuhr herum. »Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe!« Ihre Stimme überschlug sich. »Habe ich noch nicht genug Geld in diesem Laden gelassen? Und Ihr Glas können Sie haben. Bitte schön!« Schwungvoll warf sie das noch halbvolle Glas an die Wand, wo es splitternd zerschellte. Dann torkelte sie hinaus.
    Elfie sah ihr erschüttert nach. Wie konnte sich eine Frau wie Helene Windisch so gehen lassen? Andererseits  – sie schien viel Geld verloren zu haben. Und sie war offensichtlichbekannt hier. Ganz in Gedanken trank Elfie ihr Glas in einem Zug leer.
    Auch die anderen Gäste hatten von dem unangenehmen Auftritt Notiz genommen, wandten sich aber schnell wieder ihrem Spiel zu.
    Es dauerte nicht lange, da stand Paul-Friedrich neben Elfie, in seinen Händen einen ganzen Haufen Jetons.
    »Sie haben ja wirklich gewonnen«, staunte Elfie. »Ihr System hat funktioniert!«
    »Also, na ja«, Paul-Friedrich räusperte sich, »ehrlich gesagt, scheint es noch nicht ganz ausgereift zu sein. Um bei der Wahrheit zu bleiben: Mit dem System habe ich nur verloren.«
    »Aber ich sehe doch, dass Sie etwas gewonnen haben. Sie haben viel mehr Chips als vorher!«
    »Nun, ich habe ein paarmal auf die Dreizehn gesetzt, auf Ihren Geburtstag.«
    Elfie starrte ihn fassungslos an, dann lächelte sie.
    »Wie viel ist es denn? Hat es sich wenigstens gelohnt?«
    »Nun, Millionär bin ich nicht geworden, aber es würde vielleicht für ein Schmuckstück reichen. Vielleicht für einen hübschen Ring für Sie.«
    »Einen Ring? Für mich? Das kann ich nicht annehmen.« Elfie schüttelte entschieden den Kopf, auch wenn es ihr zunehmend schwerer fiel, Paul-Friedrichs Annäherungsversuche zurückzuweisen. Aber für so etwas war einfach kein Platz in ihrem Leben.
    Paul-Friedrich blickte auf seine Schuhe. »Na, dann eben für ein Paar Manschettenknöpfe für mich. Obwohl es doch Ihr Geburtstag war, der Glück gebracht hat. Eigentlich gehört der Gewinn Ihnen.«
    Elfie gab keine Antwort. Sie lächelte nur wehmütig.

16 Alex sah auf die Uhr. Spätestens in

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