Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
Vom Netzwerk:
meldete sie sich.
    »Paul-Friedrich hier. Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht Lust hätten, heute Abend mit mir ins Casino zu gehen?« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang aufgeregt.
    »Ach, ich weiß nicht«, meinte Elfie unschlüssig, sah im gleichen Moment die neugierigen Blicke der Kollegen auf sich gerichtet. Sie spürte, wie ihr die Röte den Hals hinaufkroch, und drehte sich zum Fenster.
    »Ich glaube, ich habe heute Nacht den Durchbruch mit meinem Roulettesystem geschafft. Jetzt möchte ich die Zahlenfolge unbedingt ausprobieren, und ich fände es schön, wenn Sie dabei wären. Bitte kommen Sie doch mit.«
    Elfie konnte Paul-Friedrichs atemloser Begeisterung nicht widerstehen.
    »Also gut.«
    »Ich hole Sie gern von zu Hause ab.«
    Elfie wehrte hastig ab. Noch nie hatte sie jemanden in ihre Wohnung gelassen. Und das war auch gut so. »Das ist nicht nötig. Treffen wir uns einfach vor dem Casino. Sagen wir, um acht?«
    »Gut, dann bis um acht. Ich freue mich.«
    Elfie wusste nicht, ob sie sich freuen sollte. Sie konnte doch außer Ludwig keinen Mann in ihr Leben lassen. Andererseits ging sie so selten aus, schon gar nicht am Abend. Warum also nicht? Auf dem Weg zurück zur Hängeregistratur bemerkte sie, wie die Kollegen sie neugierig mit ihren Blicken verfolgten. Jetzt stieg ihr die Röte ins Gesicht.
    »Das war nur ein Bekannter. Wir gehen heute zusammen ins Casino.«
    Gemurmel ringsum. Warum hatte sie das überhaupt gesagt? Ihr Privatleben ging doch niemanden etwas an. Als sie an Jennys Schreibtisch vorbeikam, hörte sie Jenny flöten: »Frau Ruhland hat ein Date! Machen Sie sich bloß schick!«
    In Elfies Körper breitete sich ein angenehm warmes Gefühl aus. Und plötzlich freute sie sich auf den Abend. Statt allein zu Hause zu sitzen, zu lesen, Musik zu hören, hatte sie eine Verabredung. Ja, sie freute sich darauf, mal wieder auszugehen.
    Der restliche Arbeitstag schlich dahin. Elfie analysierte das Erhebungssystem für statistische Daten, formulierte ein paar Stichworte, um den Workflow effizienter zu machen und schneller zu konkreten Analyseergebnissen zu kommen, war aber mit ihren Gedanken nicht so recht bei der Sache.
    Zu Hause angekommen, stand sie ziemlich ratlos vor ihrem Kleiderschrank. Alle Teile ihrer Garderobe, die ein bisscheneleganter waren, hatten schon einige Jährchen auf dem Buckel. Schließlich wählte sie ein braunes kleingemustertes Jäckchenkleid mit einer elfenbeinfarbenen Bluse. Der Rock kniff ein wenig in der Taille, aber wenn sie die Bluse ausnahmsweise locker fallen ließ, sah man das nicht. Auch die Jacke war eine Spur zu eng, aber sie konnte sie ja offen lassen. Mit einer braunen Unterarmtasche und braunen Schuhen mit Blockabsatz stellte sie sich vor den Spiegel. Was hatte Jenny gesagt? Machen Sie sich schick! Elfie lächelte ihrem Spiegelbild zu. Sie fühlte sich schick.
    Fast hatte sie die Tür schon hinter sich geschlossen, als sie sich aus Gewohnheit noch einmal an den Hals griff. Beinahe hätte sie Ludwig vergessen. Erschrocken ging sie zurück ins Schlafzimmer und legte das Medaillon um. Kühl und schwer lag es auf dem dünnen Blusenstoff.
    Paul-Friedrich wartete am Eingang des Casinos auf sie. Zur Begrüßung wollte er sie umarmen, aber Elfie streckte ihm nur die Hand hin. Sie sah die Enttäuschung in seinen Augen. Er tat ihr fast ein bisschen leid. Aber sie konnte nun mal nicht anders.
    Drinnen sah sie sich neugierig um. Paul-Friedrich schob sie zielstrebig in Richtung des Saals in der Mitte, nachdem er sich bei einem Angestellten informiert und einen Geldschein gegen Jetons getauscht hatte.
    »Wir müssen in den Saal da vorn«, sagte er. »Da wird mit den niedrigsten Einsätzen gespielt. Weiter durch gibt es wohl noch andere Räume, in denen es um richtig viel Geld geht.«
    Hinter einer breiten Flügeltür aus Milchglas betraten sie dunkelgrünen flauschigen Teppichboden. Das Licht der sternförmig in die Decke eingelassenen Lampen brach sichin zahlreichen Spiegeln. An zwei Roulettetischen wurde gespielt. Dann gab es noch ein paar kleinere Tische für Kartenspiele. An einem der Roulettetische war ein Platz frei.
    »Möchten Sie dort Platz nehmen?«, fragte Paul-Friedrich.
    Elfie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was ich dort machen müsste, und Geld will ich auch nicht ausgeben.« Unwillkürlich klemmte sie ihre Tasche fester unter den Arm. »Sie wollen doch Ihr System ausprobieren. Ich schaue mir das aus gebührender Entfernung

Weitere Kostenlose Bücher