Manhattan
werde dir zeigen, was Stehvermögen ist«, keuchte sie.
Sie lachten und umarmten sich, als eine weiße Limousine neben ihnen hielt. Die hintere Seitenscheibe ging surrend herunter, und eine Frau mittleren Alters steckte den Kopf heraus und fragte in einem europäischen Akzent, der ebenso stark wie uneindeutig war: »Darlings! Alles in Ordnung mit euch?!«
»Großartig!«, sagte Walter lachend.
Es war die Contessa, die reiche und vielgeliebte Gönnerin der Jazzmusiker in New York. Beide kannten sie gut aus den Clubs in der Stadt und der Hälfte der Clubs in Europa. Die Contessa fuhr spätabends durch die Gegend, und wenn sie
anderweitig zu tun hatte, schickte sie einfach ihren Fahrer Theo los, der nach Musikern Ausschau hielt, die betrunken oder high waren und gefahren werden oder einfach nur irgendwo übernachten wollten. In der Halbwelt des Jazz war es zum geflügelten Wort geworden: »Ein Künstler, der ganz unten angekommen ist, fährt mit der Contessa«, sagte man.
Sie unterhielt eine Suite im Stanhope Hotel und brachte ihre Schützlinge oft dorthin. Sie legte allerdings nie Hand an sie, es sei denn, sie hielt ihnen den Kopf fest, wenn sie sie mit Suppe fütterte, oder sie wiegte sie, wenn sie im Delirium tremens waren oder Entzugserscheinungen vom Heroin hatten. Walter hatte sie traurig erzählen hören – an einem der seltenen Abende, an denen sie angesäuselt war –, wie Charlie Parker in ihrer Suite gestorben sei – er sei zusammengebrochen, als er Tommy Dorseys Just friends hörte –, weil der Hotelarzt sich geweigert habe, für einen »Nigger« einen Hausbesuch zu machen.
»Wir wollten gerade eine Kutschfahrt machen«, erklärte Anne.
»Meine Lieben, ich glaube, ihr habt die Pferde vergessen«, sagte die Contessa. »Und die Kutsche!«
»Hab ich doch gewusst, dass da was fehlt«, sagte Anne.
»Springt rein, ich nehme euch zum Park mit.«
»Um keinen Preis der Welt«, wandte Walter ein. »Wir haben unseren Stolz!«
»Und Idioten sind wir auch«, fügte Anne hinzu.
»Und Idioten sind wir auch«, echote Walter.
Die Contessa warf ihnen eine Kusshand zu, die Limousine fuhr los, und Walter und Anne marschierten – immerzu singend – die Fifth Avenue zur Grand Army Plaza hinauf, wo Walter einen Kutscher anhielt, der sich auf dem Kutschbock in Decken gehüllt hatte.
»Eine Runde durch den Park, guter Mann!«, sagte Walter.
»Und ich möchte hinzufügen, dass ich das schon immer habe sagen wollen.«
»Und darf ich sagen«, trällerte der Kutscher mit einem starken irischen Akzent, »dass ich das Gefühl habe, dass Sie einen über den Durst getrunken haben.«
»Nicht nur einen«, sagte Walter, als er Anne auf den Rücksitz der Kutsche half. Der Kutscher reichte ihnen eine Decke.
»Ich habe versprochen, mit ihr zu schmusen«, sagte Walter.
»Nehmen Sie die Decke«, riet ihm der Kutscher.
Walter zog die Decke um sich und Anne und ließ dann den Arm daruntergleiten, um Anne zu sich heranzuziehen.
Der Kutscher schnalzte mit der Zunge, worauf das Pferd mit einem langsamen Klipp-Klapp lostrabte, das der leise fallende Schnee dämpfte. Der Park bei Nacht war eine Studie in Schwarz und Silber. Die Bäume glitzerten vor Eis und funkelten im Mondschein.»Du bist doch ein Romantiker«, sagte sie. »Küss mich, Dummkopf.«
Er küsste sie fast züchtig auf die Lippen und sagte: »Es ist Heiligabend.«
»Oh, und jetzt willst du wohl deine Geschenke aufmachen?«, sagte sie spöttisch. »Vergiss es, mein Kleiner, es ist viel zu kalt. Ein Mädchen könnte erfrieren, wenn sie in einer solchen Nacht ihre Tugend opfert. Obwohl ich sonst die Liebe al fresco durchaus genieße.«
»Ich dachte gerade über die Schönheiten der Jahreszeiten nach«, sagte Walter unschuldig.
»Ach, tatsächlich?«
»Ja, das habe ich.«
Sie rückte näher an ihn heran.
»Sag mir eins«, flüsterte sie. »Gehöre ich auch zu den Schönheiten der Jahreszeit?«
»Du bist die größte.«
»Ich liebe dich.«
»Wie ich dich«, sagte er. »Oder so ähnlich.«
»Lass uns mit dem Schmusen anfangen.«
Sie küssten sich und schmusten, und der Kutscher sang leise ein gälisches Lied vor sich hin, aber in Wahrheit für sie. Und wenn Walter sich hätte wünschen können, an diesem Morgen des Weihnachtstages irgendwo anders auf der Welt zu sein, konnte er sich nicht vorstellen, wo dieser Ort liegen könnte.
Nach ihrer Kutschfahrt fuhren sie mit einem Taxi in seine Wohnung und fielen ins Bett.
Anne schüttelte
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