Manhattan
hatte ihm sein Vater gesagt, brauchst du am Anfang zwei Stunden mehr am Tag, um ein Gefühl für den Job zu bekommen. Wenn du länger bleibst, gibst du dir den Anschein, als wärst du entweder ein Streber oder wolltest dich einschmeicheln. Am besten ist es, morgens früh zu kommen. Du erledigst deine Arbeit, und alle anderen glauben, du wärst nur ein paar Minuten vor ihnen erschienen.
So war es in seinen acht Monaten bei Forbes and Forbes zu Walters Ritual geworden, die Stunden zwischen sieben und neun dazu zu nutzen, unerledigte Papiere vom Schreibtisch zu bekommen. Außerdem lag ihm die Howard-Akte auf der Seele.
»Papierkram ist mein Leben«, erklärte er Anne, als er an diesem Morgen aus der Dusche kam. Anne hatte sich die Decke bis zur Nase hochgezogen und starrte ihn an.
»Wie langweilig«, erwiderte sie.
»Nicht wirklich«, entgegnete Walter und nahm ein frisches weißes Button-down-Hemd vom Stummen Diener. »Papierkram hat was von Zen, würden deine Beatnik-Kumpel vielleicht sagen.«
»Schlafen hat auch was von Zen«, sagte sie und zog sich die Decke über den Kopf.
Er zog sich wie gewohnt schwarze Socken an und ein paar wollene Gabardinehosen und sagte: »Du arbeitest nachts.«
»Das tust du auch«, kicherte sie unter der Decke. »Und zwar hart.«
Und dann spiele ich auch noch bis zum frühen Morgen, dachte er.
Er nahm eine rot-grün gestreifte Weihnachtskrawatte aus
dem Regal, knotete sie, entfernte dann die Schuhspanner aus Zedernholz aus seinen schwarzen ungarischen Schuhen, setzte sich auf die Bettkante und zog sich die Schuhe mit Hilfe eines Schuhlöffels an. Er stand auf, bürstete die Schultern eines grauen Wolljacketts ab und zwängte sich hinein.
»Der perfekte leitende Angestellte«, sagte sie und riskierte einen Blick über die Decke. »Der Mann im grauen Anzug.«
»Darauf bin ich stolz«, entgegnete er. Er beugte sich vor, um sie zu küssen, und sagte: »Bis heute Abend.«
»Bis dann«, murmelte sie.
Er wusste, dass sie nach ein paar Sekunden schon wieder schlafen würde.
Er zog sich seinen schwarzen Wollmantel an, einen roten Schal, setzte seinen grauen weichen Filzhut auf, verließ die Wohnung im ersten Stock, ging hinunter und trat auf die 36. Straße. Er kaufte sich eine Notausgabe der New York Times – die Auslieferung wurde gerade bestreikt –, und da es kalt und er müde war, hielt er für die schnelle Fahrt zum Rockefeller Center Nummer eins auf der Second Avenue ein Taxi an. Während der Fahrt überflog er das nur aus zwei Seiten bestehende Blatt und war froh zu sehen, dass Brooks Atkinson A Party eine hymnische Rezension gewidmet hatte, nämlich wegen »des Stils, des Geschmacks, der selbst gesetzten Maßstäbe und der Manieren«. Das waren Tugenden der Alten Welt, die immer mehr in Vergessenheit gerieten, die Walter jedoch von Herzen schätzte.
Ich, mein verstorbener Vater und die Dinosaurier, dachte Walter, als das Taxi vor dem Rockefeller Center hielt.
Sogar der Weihnachtsbaum sieht kalt und verschlafen aus, dachte Walter, als er den Fahrer bezahlte, auf die Rockefeller Plaza trat und auf das Gebäude zuging, in dem die Firma ihren Sitz hatte.
»Sie kommen aber früh, Mr. Withers«, sagte der Portier. Er war ein älterer, rotgesichtiger Ire, der dies jeden Tag sagte, seit Walter bei Forbes and Forbes angefangen hatte. Tatsächlich sah Walter jeden Tag eine Reihe von Mallons, da der älteste des Clans es im Lauf der Jahre geschafft hatte, seine drei strammen Söhne ebenfalls in dem Bauwerk unterzubringen. So war die Mannschaft unten in der Halle allgemein unter dem Namen »Mallon und die Mallonettes« bekannt. Mallon reichte Walter einen dampfenden Kaffeebecher und einen in eine Papierserviette eingewickelten Kopenhagener.
»Oder ich gehe spät, Mr. Mallon«, erwiderte Walter, wie es das Ritual verlangte. Er überreichte ihm eine Weihnachtskarte. »Mit den besten Wünschen zum Fest.«
Mallon riskierte einen Blick auf den Zehndollarschein, der in der Doppelkarte steckte, und sagte: »Für Sie auch, Mr. Withers. Große Pläne für morgen?«
»Will nur schnell mal nach Greenwich, um die Familie zu besuchen. Und Sie?«
»Die Enkelkinder.«
»Nun ja, Weihnachten ist für Kinder da«, sagte Walter. »Sind Sie schon dagewesen, um sich den Baum anzusehen?«
»Jedes Jahr, seit sie klein waren. Sie werden so schnell groß«, sagte Mallon. »Haben Sie Kinder?«
»Nicht dass ich wüsste, Mr. Mallon.«
Sie lachten beide über den alten Witz, dann beugte sich Mallon
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