Manipulationen abwehren(TaschenGuide)
Beide stellen fest, dass man bisher sehr zufrieden sein kann. Das Team arbeitet wirklich gut zusammen. Franz ist jedoch noch etwas skeptisch. Er glaubt, dass nach der klassischen Teamtheorie noch eine Spannungsphase – Storming- Phase genannt – eintreten muss, bevor eine wirklich fruchtbare Zusammenarbeit entstehen kann.
Franz: „Ich glaube, die Gruppe muss erst eine Storming-Phase durchlaufen, bis sie wirklich gut zusammenarbeiten kann.“
Andreas: „Aber die Gruppe arbeitet doch schon erfolgreich. Schon nach zwei Tagen hat sie einen kompletten Projektplan erarbeitet.“
Franz: „Das ist nur oberflächlich betrachtet so, es wird sich noch ändern. Das wirst du schon sehen.“
Franz betrachtet die Welt mit seiner Theorie im Hinterkopf. Da die Fakten der Theorie zu widersprechen scheinen, ändert Franz nun nicht die Theorie, sondern die Welt: Die Welt ist nicht wirklich so, wie sie uns scheint.
Oft ist es vernünftig, an einem Prinzip oder einer Überzeugung festzuhalten, auch wenn es eine widersprechende Tatsache gibt. Allerdings muss dann nach einer Erklärung gesucht werden, warum das Faktum das Prinzip nicht wirklich widerlegt. Verkehrt wäre es jedoch, Prinzipien oder allgemeine Überzeugungen generell nicht an den Tatsachen zu messen.
Die Prinzipienfalle wird oft dann eingesetzt, wenn man der Realität einfach nicht ins Auge blicken möchte. Oft ist sie Ausdruck purer Hilflosigkeit. Geschickt wird sie angewandt, wenn die Tatsachen nicht direkt geleugnet, sondern so uminterpretiert werden, dass gezeigt werden kann, dass sie nicht das sind, was sie zu sein scheinen.
Beispiel
Hans ist der Meinung, dass es im Abteilungsteam einen tieferliegenden Konflikt geben muss.
Peter, sein Kollege, erklärt: „Aber alle haben geäußert, dass sie keinen solchen Konflikt sehen.“
Darauf sagt Hans: „Gerade das zeigt doch, dass es da einen Konflikt gibt.“
Hans deutet die Tatsachen (hier: die Äußerung der Teammitglieder, dass kein Konflikt existiere) so, dass sie zu seiner Überzeugung passen. Auf diese Weise könnte man beliebigeStandpunkte rechtfertigen. Will man beispielsweise für die Position eintreten, dass Entwicklungshilfe unter allen Umständen absolut notwendig ist, hätte man mit folgender Argumentation leichtes Spiel: Zeitigt die Entwicklungshilfe positive Effekte, ist hinreichend bewiesen, dass sie gebraucht wird. Bleiben die Erfolge dagegen aus, zeigt das nur, dass mehr Entwicklungshilfe erforderlich ist.
Abwehr
Nennen Sie die Taktik beim Namen, um deutlich zu machen, welches Manöver der Manipulator gerade versucht.
Beispiel
Erich: „Es gibt eine Reihe von Anzeichen, dass es in Asien zu Währungsturbulenzen kommen könnte.“
Günter: „Es ist trotzdem gut und richtig, in Asien zu investieren. Wir lassen uns nicht mürbe machen.“
Erich: „Günter, wir sollten aufpassen, nicht den Fehlschluss der Faktenverneinung zu begehen. Du weißt selbst, wie leicht es passieren kann, an der Realität vorbei zu handeln. Lass uns doch die Tatsachen noch einmal prüfen.“
Emotionale Appelle
Besonders wichtige Verbündete für den Manipulator sind Gefühle und Emotionen. Wenn der Manipulator Emotionen nutzt, um seinen Standpunkt durchzusetzen, dann sprechen wir von emotionalen Appellen. Dieser Einsatz ist oft illegitim, vor allem dann, wenn emotionale Appelle das einzige Mittel darstellen, um einen bestimmten Standpunkt zu stützen odereinen anderen aus dem Feld zu schlagen. Der emotionale Appell soll den Gesprächspartner dazu bringen, eine bestimmte Behauptung zu akzeptieren oder abzulehnen. In solchen Fällen findet keine echte Überzeugung statt. Vielmehr wird eine mächtige Beeinflussungsstrategie gewählt, die den Gesprächspartner oder den Adressaten in eine bestimmte Richtung drängen soll.
Gefühle spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle. Sie sind ausschlaggebend dafür, dass wir Entscheidungen treffen und dass wir handeln. Rationale Gründe und Vernunft zeigen uns die Richtung, in die unser Handeln münden könnte. Gefühle sind die Motivatoren, die uns schließlich zum konkreten Handeln bewegen.
Diese Macht der Emotionen setzt der Manipulator ein. Dabei steht ihm die gesamte Bandbreite emotionaler Empfindungen zur Verfügung: Mitleid, Furcht, Solidarität, Neid, Hass, Stolz, Gleichmaß usw. Der Manipulator zielt mit seinen emotionalen Appellen auf die Instinkte seines Gesprächspartners. Es geht ihm darum, kritisches Denken außer Kraft zu setzen, um seiner Sichtweise zur
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