Manipulationen abwehren(TaschenGuide)
„spielen“ in unserem Berufs- und Privatleben viele Rollen. Allein im Beruf sind wir zum Beispiel:
die eigene Persönlichkeit,
Träger einer Funktion (z. B. Vertriebsmitarbeiter),
Inhaber einer hierarchischen Stellung innerhalb des Hauses (z. B. Leiter der Vertriebsabteilung),
Vertreter des Hauses nach außen,
außerdem Kollege
und Teilnehmer beim Abteilungsstammtisch.
Einige dieser Rollen nehmen wir gleichzeitig ein. Nun kann es passieren, dass wir als Führungskraft unterwegs sind, uns aber bei einer Frage eines Mitarbeiters als private Persönlichkeit angesprochen fühlen – oder umgekehrt. Die Rollen stehen mit unterschiedlichen Interessen, Zielen und Stilen in Verbindung. Und so kann es vorkommen, dass wir Nein sagen müssen, weil ein Konzept es so erfordert, obwohl die innere Stimme Ja sagen möchte. Da hilft es, sich seine Rollen und die entsprechenden unterschiedlichen Ziele bewusst zu machen – denn ohne diese „Rollenklärung“ werden wir konfus. Das ist so, als hätten wir mehrere vitale Hunde an der Leine, die uns in entgegengesetzte Richtungen ziehen. Man vergisst dann manchmal, dass man selbst eigentlich Herr der Lage ist und vorgeben sollte, wo es langgeht.
Beispiel
Herr Z. ist Zeitschriftenredakteur. In seiner Redaktion ruft Autor B. an, dem er Tage vorher einen Beitrag abgesagt hatte. B. argumentiert und streitet. Herrn Z. liegt das Thema von B. persönlich amHerzen, aber der Beitrag passt einfach nicht – das wurde auf einerKonferenz entschieden. Herr Z. dreht und wendet sich, bleibt beim Nein und wird Zielscheibe der ganzen Enttäuschung von B. Nach dem Telefonat fühlt sich Herr Z. völlig ausgebrannt.
Herrn Z. wäre die Situation leichter gefallen, wenn er sich klar gemacht hätte, um welche seiner vielen Rollen es hier geht. Dann wären ihm die richtigen Worte eingefallen, mit denen er deutlich gemacht hätte: Er hat persönliche Vorlieben, der Bedarf für die Zeitschrift ist aber leider ein deutlich anderer.
Wichtig
Lernen Sie, spontan einen klaren Blick auf Ihre Situation zu werfen. Nehmen Sie dann Einfluss, wo Sie können; und kämpfen Sie nicht gegen etwas an, das Sie nicht ändern können.
Wenn andere Ihnen „ein Bein stellen“
Nicht nur wir selbst können uns ein Bein stellen, andere – oder die Umstände – tun es auch.
Falle 5: Fehleinschätzung
Vielleicht kennen Sie auch diese Version eines versäumten Neins: Man traut Ihnen etwas nicht zu. Aber es kann sein, dass der Grund nicht in Ihrer Leistung liegt oder in einem Fehler, den Sie in der Vergangenheit gemacht haben, sondern schlicht in der Bewertung durch eine andere Person.
Beispiel
Frau C. kommt nach dem zweiten Erziehungsurlaub zurück in den Job. Sie ist sehr motiviert und will wieder durchstarten. Die ersten zwei Teambesprechungen laufen freundlich ab – sie arbeitet sich noch ein. Als sie in der dritten Teambesprechung, inder es um Zuständigkeiten für neue Projekte geht, ihren Part übernehmenwill, sagt ihre Chefin: „Nein, das können Sie in Ihrer Situation nicht mehr schaffen.“
Frau C. ist wie vom Schlag gerührt. Und schweigt. Die Antwort, die ihr einfällt („Können Sie das eigentlich beurteilen, Sie haben doch keine Kinder“), kommt ihr patzig vor. Also sagt sie nichts.
Die Vehemenz und die zugrundeliegende Haltung von Frau C. sind nachvollziehbar und angemessen. Folgende einfache Antwort wäre völlig passend gewesen: „Doch.“ Manchmal ist ein Nein zum Nein eines anderen gefragt.
Falle 6: Zu viele Anforderungen
Beispiel
Die Handwerksmesse ist in vollem Gang. Eine gute Gelegenheit, Kontakte für das eigene Geschäft zu nutzen, denkt Herr T. Er ist gut in seiner Branche eingebunden, die Lieferanten schätzen ihn und laden ihn zu vielen Messeterminen ein. Aber Herr T. sitzt zwischen allen Stühlen, weil er in der Firma eine aufwendige Produktlinie fertig stellen muss, und zu Hause kommt seine kleine Tochter mit ihrer neuen Klassenlehrerin nicht zurecht.
Er sollte eigentlich mal wieder im Wald joggen, um seine Anspannung loszuwerden, mag aber den Messerummel nicht missen. Er steckt fest. Plötzlich weiß er nicht mehr, was gut und richtig ist. Seinem Gefühl nachzugeben, das traut er sich nicht. Ja, er ist sich gar nicht mehr sicher, was er überhaupt fühlt. Vor allem aber hat er Angst, etwas zu verpassen.
Herr T. sollte etwas Abstand von der Situation nehmen. Mit einem wachen Blick würde er leicht erkennen: Manches Nein ist im direkten Sinne „gesund“ – es zu versäumen, kann
Weitere Kostenlose Bücher