Manipulationen abwehren(TaschenGuide)
dagegen ein weiterer Schritt auf den Burnout zu sein.
Nein – ohne Pardon
Es gibt übrigens Situationen, in denen muss man sich einfach abgrenzen, um sich selbst treu zu sein. Wenn es um die eigenen Werte geht, darf man keinen Aufschub riskieren, sondern muss mutig sein – nicht für andere, sondern für sich selbst.
Beispiel
Frau A. lässt keine Sitzung ihres Berufsverbandes ausfallen – die Veranstaltung ist für sie ideal, um sich zu informieren und auszutauschen. Eigentlich trifft man sich kollegial; man kennt sich seit langem. Aber manchem geht es um Status, um Macht und Einfluss. Da der Buschfunk funktioniert, braucht Frau A. nur die Ohren aufzusperren, um es trommeln zu hören. Kollege C. äußert sich heute in der Sitzungspause sehr abfällig über einen ostdeutschen Kollegen – seine Kleidung, seine rumänische Frau, sein Dialekt werden mit abfälligsten Worten bedacht. Frau A. ist entsetzt. Aber da sie einen Angriff gegen ihre Person fürchtet, wenn sie offen an die Fairness von Herrn C. appelliert, sagt sie nichts, sondern verlässt wütend die Versammlung.
Manches Nein ist fällig – zum Beispiel bei unfairem Verhalten im Team. Nein – ohne Pardon. Sprechen Sie ein solches Nein deutlich aus. Und wenn möglich, holen Sie sich Unterstützung und Zustimmung bei anderen.
Erste Gegenmaßnahme: Fordern Sie Zeit
Beispiel
Die Tür geht auf, Herr P. steckt den Kopf hinein und sagt zu dem Kollegen H.: „Kannst Du mal schnell die Firma Z. anrufen und die Bestellung stornieren? Ich muss dringend zum Chef.“ Herr H. sagt Ja, denn er erkennt sofort die Bedeutung und Dringlichkeit: Es geht um einen wichtigen Kunden und um ein großes Volumen. Aber als sein Kollege schon aus der Tür ist, fällt ihm ein, dass erviel mehr Informationen und Vorbereitung bräuchte, um das Telefonat führen zu können.
Kollege P. ist selbstverständlich davon ausgegangen, dass sein Kollege ihm den Gefallen tut – das macht dieser auch gern. Er hätte aber noch einen Moment zum Austauschen gebraucht – der Augenblick, den Herr P. ihm ließ, reichte gerade nur zur Zustimmung.
In manchen Situationen ist es angemessener, sich den Raum zu nehmen, um Ja oder Nein sagen zu können. Möglicherweise wäre Herrn H. die Aufgabe wirklich leicht gefallen, wenn er zuvor gesagt hätte: „Ja, aber ich benötige dafür noch einige Infos.“ Er hätte auch sagen können: „Tut mir leid, nein, für einen solchen Anruf fehlt mir die nötige Vorbereitung.“
Menschen, denen ein Nein schwer fällt, treten gelegentlich in eine Falle: Sie sehen den Bedarf des anderen. Und stimmen zu. Nun ist Zustimmung nicht immer verkehrt – wir arbeiten zusammen und sind abhängig davon, dass die Grenzen flexibel gehandhabt werden. Gehören Sie aber zu den sympathischen Zustimmern, dann gewöhnen Sie sich doch Folgendes an: Überlegen Sie vor Ihrem Ja, ob Sie alle Infos haben, um den Job übernehmen zu können. Worum geht es? Schaffen Sie das? Wollen Sie das? Haben Sie was davon? Sagen Sie erst dann Ja. Oder Nein.
Wichtig
Wie geht es nun weiter? Angenommen, Sie können ab morgen Nein sagen und sich abgrenzen. Konstruktiv wird es erst, wenn Sie die Situation dann auch weiter führen können. Dazu sollten Sie eine Idee haben oder entwickeln, was auf Ihr Nein folgen könnte. In der folgenden Tabelle erfahren Sie einige Themen und ihre Entwicklungsschritte.
Der nächste Schritt nach dem Nein
Das Nein
Ideen für einen positiven gemeinsamen nächsten Schritt
Das Nein zu einem Ziel (z. B. einem Projektziel)
Finden Sie eine Strategie für das weitere Vorgehen, die für alle Beteiligten stimmt. Muss ein neues Ziel definiert werden? Oder muss der Weg dorthin neu bestimmt werden?
Das Nein bei einer Bewertung (z. B. Feedback-Gespräch)
Besprechen Sie die Kriterien für die Bewertung. Kommen Sie keinesfalls zum Stillstand oder in einen blockierten, trotzigen Zustand.
Das Nein zu einer Verteilung (z. B. Aufgaben)
Analysieren Sie, sofern möglich, mit allen, die es angeht: Geht es wirklich um die Verteilung, geht es um Status oder etwas anderes?
Das höchstpersönliche Nein
Hier geht es oft um eine persönliche Einstellung, eine Haltung, eine eigene Position zu einem Thema. Hier hilft keine Diskussion, sondern nur Verständnis füreinander.
Das Nein zu einer Rolle (z. B. bei einem Auftrag)
Klären Sie den Auftrag. Verhandeln Sie die fragliche Rolle. Berücksichtigen Sie die evtl. problematischen Schnittstellen zu anderen Rollen.
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