Manipulationstechniken. So wehren Sie sich. (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
mein Standpunkt impliziert und damit abgesichert?
In Implikationsargumenten spielen also logische Folgerungsbeziehungen die entscheidende Rolle. Dabei ist es nicht notwendig, dass Sie Ihren Standpunkt nur aus einer einzelnen Aussage abzuleiten versuchen. Mehrere Aussagen zusammengenommen können Ihren Standpunkt implizieren.
Beispiel
Sven und Claudio diskutieren über Ethik. Sven ist der Meinung, dass es viele ethische Tatsachen gibt, die man einfach intuitiv weiß. Sie stellen ein intuitives Wissen dar.
Sven: Wir beide glauben doch, dass es ethische Tatsachen gibt. Und dass wir ein Wissen von diesen ethischen Tatsachen haben. Zum Beispiel, dass Mitleid gut und richtig ist.
Claudio: So weit stimme ich dir zu.
Sven: Jetzt stellt sich doch die Frage, woher wir dieses Wissen haben.
Claudio: O. k. Das ist eine vernünftige Frage.
Sven: Ich glaube nicht, dass wir allein aus der Erfahrung heraus wissen, dass Mitleid richtig ist. Unsere Erfahrungen allein könnten uns kein solches Wissen liefern. Und andererseits kommen wir auch mit rein verstandesmäßigen Überlegungen nicht zu einem solchen Wissen. Und wenn das alles richtig ist, dann impliziert dies, dass wir eine ganz andere Wissensquelle haben müssen – nämlich die Intuition.
Welchen Vorteil bringt ein Implikationsargument?
Da Implikationsargumente auf Logik bauen, zeichnen sie sich durch ein hohes Maß an Prägnanz und Klarheit aus. Sie helfen dabei, eine Position sauber und präzise zu strukturieren. Gekonnt eingesetzt scheinen sie fast wasserdicht zu sein. Sie weisen eine hohe Stichhaltigkeit auf und stellen wie im Schachspiel eine Art erzwungenen Zug dar. Das heißt, der Adressat wird gewissermaßen „gezwungen“, die Schritte in der Argumentation mitzugehen. Je analytischer und systematischer der Adressat denkt, desto wirkungsvoller ist natürlich ein Implikationsargument. Aber Vorsicht! Gerade diese Stringenz kann fatale Folgen für den Überzeuger haben. Dem griechischen Philosophen Sokrates gelang es immer wieder, durch geschickten Einsatz von Implikationsargumenten die Meinungsnetze seiner Adressaten auf verwirrende Weise zu verknoten – bekanntlich wurde er von den Athenern dafür zum Tode verurteilt.
Im folgenden Beispiel sehen wir noch einmal diese Argumentationstrategie am Werk.
Beispiel
C. Christian von Weizsäcker versucht in seinem Buch: „Die Logik der Globalisierung“ aufzuzeigen, dass sich das sogenannte Stakeholder-Prinzip am Status quo orientiert und das Shareholder-Prinzip veränderungsfreundlich ist. Wie ist seine Argumentation strukturiert?
Im ersten Schritt erläutert er, was das Stakeholder-Modell genau bedeutet:
„ Es geht um die sogenannten Stakeholder eines Unternehmens, deren Zielen die Unternehmensleitung unterzuordnen ist. Diese Stakeholder sind neben den Aktionären die Mitarbeiter, dann aber auch der Staat als Nutznießer der Steuerkraft des Unternehmens, die Kunden als Nutznießer seiner Produkte, die Ortschaften, in denen das Unternehmen Produktionsstätten hat. “(Die Logik der Globalisierung, S. 105)
Im nächsten Schritt fragt er, was es heißt, die Unternehmensführung von den Interessen der Stakeholder abhängig zu machen. Was impliziert dies genau? Es impliziert, dass der Status quo festgeschrieben wird. Denn alle Stakeholder sind ja definiert durch den Status quo des Unternehmens.
„ Es geht hier um die Inhaber der jetzigen Arbeitsplätze, nicht um die nicht konkretisierbaren Inhaber potenzieller künftiger Arbeitsplätze. Es geht um die heutigen Kunden, nicht um die nicht konkretisierbaren potenziellen neuen Kunden. Es geht um die Ortschaften mit heutigen Produktionsstandorten, nicht um die nicht konkretisierbaren Ortschaften künftiger Standorte. “(S. 105)
Aus dieser Situationsbeschreibung leitet von Weizsäcker schließlich ab, dass jede Veränderung ein mühsamer Verhandlungsprozess wäre, der die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen hätte.
„ Der Status quo als der Zustand, der einfach da ist, hätte, wie in der Politik, eine übergroße Überlebensschance. “(S. 106.)
Von Weizsäckers Argumentationsschritte:
Das Stakeholder-Modell ist am Status quo orientiert und damit veränderungsfeindlich.
Im Stakeholder-Modell wird die Unternehmensleitung von den Interessen der verschiedenen Stakeholder abhängig gemacht.
Die Stakeholder sind durch den Status quo des Unternehmens definiert und daher sind auch deren Interessen am Status quo orientiert.
Der Status quo bekommt eine starke
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