Manipulationstechniken. So wehren Sie sich. (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
systematisch denkenden Menschen. Diese Begründungsform weist wie die Faktenargumente eine gewisse Stringenz und Unabweisbarkeit auf. Nicht weil sie auf empirischen Daten aufbaut, sondern auf Logik.
Wir geben dieser Argumentationsstrategie den Namen Implikation . Sie zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie keine externen Belege benötigt. Vielmehr leitet man aus einer Aussage oder Position das ab, was rein logisch, definitorisch, bedeutungs- oder voraussetzungsmäßig in ihr steckt. Man sucht also nach Schlussfolgerungen, die sich aus der Bedeutung einer Aussage oder Gruppe von Aussagen ergeben.
Beispiele:
Dass Max ein Junggeselle ist, impliziert, dass er unverheiratet ist.
Dass die Figur vor mir ein Rechteck ist, impliziert, dass sie vier Ecken hat.
Fritz ist deutscher Meister im Marathonlauf, also hat er eine gute Kondition.
Das sind Folgerungen, die sich aus den gegebenen Begriffen des Junggesellen, des Rechtecks und des Marathonmeisters leicht und zwanglos ableiten lassen. Wer würde sie bestreiten („Red keinen Unsinn! Max ist seit drei Jahren verheiratet und immer noch Junggeselle!“ – Das wäre ein recht überraschender Konter und vielleicht der Einstieg in eine recht unterhaltsame Diskussion)?
Die Verwendung von Implikationsargumenten kann aber auch offenere Formen annehmen. Meistens wird durch eine Aussage ein größerer Bedeutungsrahmen aufgespannt. Und der wird durch eine Implikation genau geklärt, ausgelotet und aufgefächert. Die zentrale Frage, durch die ein Implikationsargument oft eingeleitet wird, lautet: Was heißt eigentlich …? Was setzt X logisch voraus?
Im Zuge der Beantwortung dieser Fragen werden Schlussfolgerungen möglich, die nicht von vornherein deutlich waren. Implikationsargumente kann man quasi vom Lehnstuhl aus führen, ohne einen faktenorientierten Blick auf die Welt werfen zu müssen. Deshalb sind diese Art von Argumenten auch die Lieblingsargumente der Philosophen.
Welche Strategie benutze ich als Überzeuger bei der Verwendung eines Implikationsarguments? Meine Strategie besteht darin zu zeigen, dass meine Position von einer anderen impliziert wird, die der Adressat akzeptiert oder akzeptieren sollte. Ich zeige also, dass mein Standpunkt im Grunde eine logische Folgerung einer vom Adressaten akzeptierten Position ist. Wer diese Position akzeptiert, ist automatisch auch auf meinen Standpunkt festgelegt. Damit das gelingt, muss man meistens die akzeptierte Position etwas explizieren und ausarbeiten.
Begründungsschema
Standpunkt A ist richtig, ratsam, …, weil A von der (akzeptierten) richtigen Position B impliziert wird.
Schluss-Schema
A wird von der richtigen (akzeptierten) Position B impliziert. Daher: A ist richtig, ratsam, …
Die Grundidee der Implikationsargumente lässt sich am besten an Beispielen demonstrieren. In unserem ersten Beispiel unterhalten sichdie beiden Autoren dieses Buches über das Thema Entscheiden und in welchem Zusammenhang es mit dem Thema Überzeugen steht.
Beispiel
A: Wir sollten uns in unserem Buch auch mit dem Thema Entscheiden beschäftigen.
B: Warum denn?
A: Überzeugen heißt doch, jemand akzeptiert die Behauptung oder den Standpunkt, den ich vertrete. Richtig?
B: Ja, richtig.
A: Wichtig ist dabei, er akzeptiert es aus freien Stücken.
B: Stimmt.
A: Und das heißt doch nichts anderes, als dass er sich dafür entscheidet, meine Behauptung zu akzeptieren. Was meinst du?
B: Da ist was dran.
A: Und das zeigt uns doch Folgendes: Wie Menschen sich entscheiden, steht in Zusammenhang mit dem Thema Überzeugen. Deshalb sollten wir unbedingt auch das Thema Entscheiden in unser Buch integrieren.
A baut sein Argument auf, indem er überlegt, was Überzeugen eigentlich genau beinhaltet. Seine schrittweise Beweisführung baut nicht auf Daten oder Fakten auf, sondern ist rein logischer Natur.
Auch in unserem nächsten Beispiel macht der Überzeuger Gebrauch von einem Implikationsargument.
Beispiel
Helmut: „Wenn wir jetzt zuerst unsere Organisationsstruktur verändern und danach unsere Abläufe, kann es sein, dass wir Probleme bekommen. Denn das würde heißen, wir müssten die Abläufe der Struktur anpassen. Wir haben aber gesagt, dass unsere Abläufe radikal aus Kundensicht betrachtet werden sollten. Wir zäumen also das Pferd von hinten her auf, wenn wir uns zuerst mit der Frage der Struktur beschäftigen.“
Der wichtigste Ausgangspunkt eines Implikationsarguments besteht in der Frage: Durch welche allgemeinere Position wird
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