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Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Titel: Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milosz Alexandra; Matuschek Kilian
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und ich bin zu spät, Markus scheint also schon drinnen zu ­sitzen. Kurz denke ich noch an unser Erkennungszeichen, ein Glas Weißwein, und freue mich, wie unfassbar schlau wir das gewählt haben, für so eine Bar. Und als ich die Tür zum »Abgedreht« öffne und mir Rammstein-Drums und Imponiergegröle von Langhaarträgern entgegenschallen, bin ich erleichtert. Hier trinkt niemand Weißwein. Nur Markus. Und den erblicke ich sofort.
    Mit besagtem Erkennungszeichen in der Hand sitzt er an einem der Vierertische vor der längs vor der Hin­terwand verlaufenden Holztheke. Er trägt ein komplett schwarzes Outfit, aus den Ärmeln seines engen Shirts schlängeln sich Tattoos Richtung Tisch. Er lächelt nicht, als er mich in der Tür stehen sieht. Ganz ruhig, mit ernstem Gesichtsausdruck steht er auf und nickt mir auf­fordernd zu. Ich gehe auf ihn zu. Sportlich sieht er aus. Und die hellen, kurz geschorenen Haare gefallen mir. Über den großen Ohrring können wir ja noch reden.
    Wir geben uns die Hand. »Entschuldige, ich bin etwas zu spät«, sage ich. »Kein Problem«, sagt Markus. Und setzt sich wieder. Und sagt erst mal nichts. Vielleicht ist es doch eins. Als ich ihn frage, wie er denn dazu komme, eine Anzeige bei Marlies zu schalten, senkt Markus seinen Blick ins Glas. Na ja, er habe vor einem halben Jahr mit seiner Freundin Schluss gemacht. Und das sei alles sehr schwer für ihn gewesen. Betrogen habe sie ihn. Und dabei habe er sie über alles geliebt. Ganz schön viel ­In­­formation für die ersten zehn Minuten, denke ich. ­Markus schaut wieder hoch. Was für unglaublich liebe Augen er doch hat. Oder sind sie nur so unglaublich ­traurig? Erschrocken von seiner so offensichtlich ver­letzten Seele versuche ich, erst mal andere Themen an­­zusprechen.
    Was er denn so mache und woher er komme? Wieder starrt Markus in sein Glas. »Ich komme aus Sachsen, aber inzwischen bin ich absoluter Friedrichshainer«, sagt er. Na, das ist doch spannend, Friedrichshain habe sich ja so verändert in der letzten Zeit, sage ich. »Weiß ich nicht«, sagt Markus, »ich bin weggezogen.« »Ja, aber warum denn und wohin?«, frage ich. »Nach Lichtenberg«, sagt Markus. »Weg von ihr.«
    Oh Gott. Das ist ja schlimm mit dem Markus. Reden wir doch mal über seinen Beruf. »Was machst du denn so als Diplom-Mathematiker?« »Ich bin Gutachter bei einer Versicherung.« Hm. »Und wolltest du das schon immer werden?«, frage ich. »Nein. Eigentlich bin ich Fleischer«, sagt Markus. Ach. Na, da haben wir doch ein Thema, was ihn garantiert nicht an seine Exfreundin erinnern dürfte.
    Mindestens 20 Minuten lang reden wir nun also über das perfekte Stück Fleisch. Wie man es erkennt, wie man es verarbeitet und aufbewahrt und natürlich: Wie man es am besten brät. Ich freue mich, wie redselig Markus plötzlich ist, und überlege, ob ich mir nicht doch noch schnell ein »Lammsteak à la Abgedreht« bestellen soll, als ich sehe, dass es schon kurz vor elf ist. »Du, Markus, entschuldige, aber ich muss gleich los«, sage ich zu ihm und verdamme mich, als er augenblicklich wieder in sein Weinglas zu starren beginnt. »Aber hey, lass uns doch mal was Verrücktes zusammen unternehmen!«, schlage ich ihm vor. »Was wolltest du denn schon immer mal in ­Berlin machen?« »Ja, na ja, es gibt da diese Unterwelten-Touren, das muss ich unbedingt noch sehen«, sagt Markus. »Du meinst diese Touren durch ­verlassene U-Bahnhöfe und ehemalige Bunker und so? Das wollte ich auch schon immer mal machen«, sage ich und freue mich tierisch, dass er dazu Lust hat. »Ja, aber ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, mit dir«, sagt Markus.
    Das war jetzt aber nicht nett von Markus. Ob er mir das nicht zutrauen würde, will ich ziemlich entrüstet von ihm wissen. »Nein, also doch, aber ich weiß nicht, ob wir uns wiedersehen sollten«, sagt Markus. »Du siehst meiner Ex einfach zu ähnlich.«
Dann muss es der Küchenchef sein
    Â» Kevin, 28, sportlich, gepflegt, klug. Bin 1 , 78  cm groß, wiege 83  kg und arbeite zurzeit als Küchenchef in Schöneberg. Wenn du Lust hast, mehr zu erfahren, melde dich – ich beiße nicht«
    Nein, er beißt nicht. Aber nur, weil er auf Bewährung ist. Was in seiner Anzeige noch so

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