mal fragen, wann du mal frei hast? Würde dich gerne mal wohin entführen â¦Â« Ich schreibe Kevin noch einmal. Dass ich es für keine gute Idee halte und ihm alles Gute wünsche. Eine ganze Woche lang schickt er mir weiterhin Nachrichten. Insgesamt über 50. Dann kommt die letzte.
»Hey, könntest du mir bitte mal die Nummer von der Frau Müller vom Singlemarkt schicken, wäre wichtig, und ich hab die Visitenkarte vergessen.«
Kevin sucht wieder. Ob ich ihn lieber der Polizei melden sollte?
Der Tragödie erster Teil
Ich finde ja, dass Kontaktanzeigen eher was für die Oma-Generation sind. Aber wenn Alexandra dadurch so leicht an heiÃe Metzger und Lageristen rankommt, dann verÂsuche ich das auch mal. Bis sie mir das bei einem Kaffee verraten hat, lieà sie mich übrigens sechs Wochen warten. Ganz schön gemein, das Fräulein Hannover.
Wird höchste Zeit, dass ich mal richtig loslege. Alexandra springt immerhin schon über ihren groÃbürgerlichen Schatten und datet.
Und ich? Ich bin immer noch der König der Singles von der Dorf-Bushaltestelle. Dabei kenne ich mich mit Kontaktanbahnung doch aus. Zumindest mit der proÂfessionellen Tour. Als ich 19 war, kam ich auf die verÂquere Idee, mich in meinen Konfirmandenanzug zu zwängen, den Motor meines Audi 80 anzuwerfen und im bayerischen Hinterland Versicherungen an der Wohnungstür zu verkaufen. Eigentlich arbeitet man in dieser Drücker-Branche auf »Empfehlung«. Da mich halbwüchsige Presswurst in Nadelstreifen aber niemand weiterempfahl, griff ich gerne mal zu dem »groÃen gelben Empfehlungsbuch«. Genau, das mit den vielen Nummern und Namen.
»Hallo, hier ist Milosz Matuschek, kann ich mit Steffi Bierbichler sprechen?« â »Die ist nicht zu Hause.« â »Hm, sind Sie der Vater?« â »Nein, ich bin die Oma.« â »Oh, Entschuldigung, na, dann rufe ich später noch mal an.«
Reich wurde ich mit diesem Job nicht. Und mit Steffi Bierbichler wurde es auch nichts. Aber immerhin habe ich in vielen Wohnzimmern gesessen, Käsekuchen geÂÂgesÂsen und etwas über die Fortpflanzung von Kühen geÂÂlernt.
Mein Eindruck, wenn ich im Stadtmagazin blättere: Gibt es hier denn eigentlich gar keine Frauen? Ich finde irgendwie nur Männer, und meistens auch noch solche, die sich für Toiletten halten. In der normalen Sparte »Sie sucht ihn« werde ich fündig. Wobei »normal« ein dehnbarer Begriff ist:
»Wirke, Heiliger Geist! Gläubige Katholikin (43) mit Kind (5) sucht gläubigen Katholiken,
[email protected]«
Zwischen pervers und katholisch finde ich erst mal nichts. Wobei: Liegt ja beides auch manchmal nah beiÂeinander â¦
Ich schreibe ihr als »Suchender« (nicht als Katholik) und ob man sich nicht mal treffen wolle. Aus dem Verein Kirche bin ich nämlich inzwischen ausgetreten. Und ich will nicht gleich in der ersten Mail lügen. Polnische Herkunft und Messdienerkarriere in Oberbayern sollten geÂÂnügen, um bei Bedarf glaubhaft den Katholiken spielen zu können. Wenn, ja wenn der Heilige Geist denn mal wirken wollte.
Wir schreiben uns zwei Monate lang E-Mails. VerÂeinbaren Treffen. Verschieben sie wieder. Die Wege des Herrn sind ja manchmal unergründlich. Vielleicht ist das eine dieser alttestamentarischen Prüfungen, durch die beÂÂwiesen werden soll, wie stark der Glaube tatÂsächlich ist? Es vergehen vier Monate. Der Heilige Geist wirkt immer noch nicht. Langsam glaube ich eher, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr kriecht, als dass ich meine Katholikin endlich treffe. Nach sechs Monaten wünsche ich mir, dass Moses mit neuen Gesetzestafeln vom Berg Sinai herabsteigt und ihr Folgendes überÂmittelt:
Erstes Gebot: Du sollst den Mann, der dir so nett schreibt, auch mal treffen.
Zweites Gebot: Nach mehr als zehn Mails ohne Treffen drohen Exodus und Apokalypse gleichzeitig!
Mal ehrlich, Fräulein Kilian. Kontaktanzeigen sind für ân Arsch.
Bis der Heilige Geist wirkt, versuche ich mein Glück bei irdischeren Exemplaren.
» Keine Zeit für Beziehung 39 , 1 , 68 , schl., kurzhaarig, witzig, sportl., su. klugen, unterhaltsamen m, bin wirkl. busy und su. deshalb gerade keine Beziehung, aber eine Affäre (keine ONS) mit einem linksradikalen M., nur Singles, BmB, Schreib an:
[email protected] «
Für das, was das