Mann Mit Grill Sucht Frau Mit Kohle
später lotst mich mein Navi gegen 23 Uhr zu einer Kleingartensiedlung in Dingenshavelshausen, einem Kuhdorf im brandenburgischen Hinterland. Es riecht nach Dung. Hmm. Wenn es tatsächlich einen Arsch der Welt gibt, dann bin ich gerade mit meinem Golf am Ende der Kimme angelangt, denke ich. Ob sie überhaupt zu Hause ist? Alle Häuser sind stockfinster. Wenn ich Pech habe, platze ich gleich in eine Party kindischer Hausfrauen, die sich über den trotteÂligen Besuch aus Berlin amüsieren. Ich klingele.
Es dauert nicht lange, und das erste Anzeichen von Geilheit taucht aus dem Nichts vor mir auf. Es ist Rotbäckchens Pudel, der an meinem Bein hochspringt. »Der will nu-u-u-r spielen!«, höre ich es fröhlich aus dem Haus flöten. Im Flur geht das Licht an. Rotbäckchen öffnet die Tür.
Vor mir steht ein Double von Mutter Beimer aus der LindenstraÃe .
Mir steht der Mund offen. Sie lächelt einladend und bittet mich in den Garten. Es ist eine laue Sommernacht. Und es ist alles vorbereitet: Vor dem Haus stehen ein Tischchen, eine etwas olle Gartenbank, eine Flasche WeiÃwein, zwei Gläser, eine Schachtel Zigaretten. Hier wird man verwöhnt. Meine Stimmung steigt. Der erste Schock ist verflogen. Allein die Gartenzwergsammlung um uns herum beunruhigt mich doch etwas. Mit so viel westdeutscher Gemütlichkeit hatte ich 20 Jahre nach der Wende nicht gerechnet.
Die Gespräche werden schnell konkreter und die Weinflasche leerer. Ja, sie sei etwas einsam hier, meint sie. Aber hin und wieder bekäme sie »Besuch«. Manchmal fahre sie auch in die Stadt, um Männer zu treffen. Seit ihrer Scheidung genieÃe sie das Leben in vollen Zügen, meint sie. Sie nimmt meine Hand und legt sie auf die Innenseite ihrer Oberschenkel. Ob ich mich denn noch an meine drei Wünsche erinnern könne?, fragt sie. Meine Hand rutscht â ganz aus Versehen natürlich! â langsam höher und landet direkt im »vollen Leben«, Kinski hätte gesagt: »Im Honigtopf.« Ein Höschen war da bestimmt nicht. Mutter Beimer hat Wort gehalten.
»Was hat es denn eigentlich mit der Gartenzwergsammlung auf sich?«, will ich wissen, um etwas von meinen klebrigen Fingerspitzen abzulenken. »Hast du sie dir schon genauer angesehen?« â »Nein, wieso?« â »Na, dann mach mal!«
Ich mache einen kleinen Gartenrundgang. Dass das keine normale Gartenzwergsammlung ist, merke ich trotz der etwas schwierigen Lichtverhältnisse sehr früh. Der erste Zwerg reckt mir keck seinen Stinkefinger entÂgegen. Das ist aber nicht nett, denke ich. Der zweite Gartenzwerg zeigt mir sein blankes Hinterteil. Geht man so mit Gästen um? Der dritte reckt mir breit grinsend seine überdimensionale, blank polierte Männlichkeit entgegen. »Bei Tageslicht sieht man, wie knallrot sein Teil ist«, belehrt mich Mutter Beimer glucksend. »Du stehst wohl auf Gartenarbeit?«, frage ich. Jetzt weià ich, was die Leute an diesem Hobby so toll finden. Der fünfte Zwerg vernascht mit Wonne eine Zwergin von hinten. Das passiert wohl, wenn man sich nichts ahnend nach den Radieschen bückt, denke ich. »Ja, die Sammlung ist schon was Besonderes«, schwärmt Rotbäckchen. »Nur die Nachbarn sind nicht so begeistert.«
Zurück auf der Gartenbank erzählt Mutter Beimer mehr von ihrem »Besuch«, den sie hin und wieder bekommt. Manche Männer kämen einmal pro Woche, meint sie. Andere nur einmal im Monat. Ein tunesischer Elektrotechnikstudent aus Potsdam kam eine Zeit lang sogar überhaupt nicht mehr. »Da war gerade Ramadan.«
»Und, was ist jetzt mit uns?«, fragt Rotbäckchen drängend. Ich merke langsam, dass sie mich nicht zum Quatschen herbestellt hat.
Tja, was ist jetzt mit uns?
Wenn ich richtig mitgezählt habe, hat mir Rotbäckchen bereits von einer ganzen FuÃballmannschaft von Männern erzählt, die mehr oder weniger regelmäÃig vorbeikommen. Und da waren die Ersatzspieler noch gar nicht dabei. »Rotbäckens Eleven«, das waren bisher folgende Gestalten:
1. Moshe, ein etwas behäbiger, da viel zu gut erzogener Hebräisch-Professor.
2. Martin, ein Immobilienmakler aus Frankfurt/Oder.
3. Manni, ein Brummi-Fahrer aus Eckernförde. Er kommt nur alle sechs Wochen, wenn er eine Tour nach Litauen fährt.
4. Yussuf, der Tunesier aus Potsdam, der im Ramadan gerne mal pausiert.
5.
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