Mannerfreie Zone
ich dachte, wir hätten eine Abmachung, dass diese Korrespondenz ein erster Schritt in die richtige Richtung ist.“
„Nun…“ Ich möchte so höflich und sachlich sein, wie nur möglich. „Vermutlich könnte das ein winziger Babyschritt in die richtige Richtung sein, aber ich glaube, dass ich lange genug hier war, um eine größere Chance zu verdienen. Um ehrlich zu sein, habe ich den Eindruck, dass das, was ich tue, sonst keiner tun will.“
Jetzt sieht Herb ehrlich schockiert aus. „Wollen Sie nur diese Abteilung oder Prescott Nelson überhaupt verlassen?“
„Ich verlasse das Unternehmen.“ Das scheint ihn zu beruhigen.
„Und was haben Sie vor?“ Tabitha und ich haben beschlossen, unsere Pläne noch niemandem hier zu verraten. Ich schätze, es war ziemlich dumm von mir, ganz nach oben zu gehen und Prescott davon zu erzählen, aber davon weiß Tabitha ja nichts. Sie hat beschlossen, ihren Job noch eine Zeit lang zu behalten, um für uns Büromaterial zu besorgen und sämtliche Ferngespräche von hier aus zu führen. Sie findet das ultrasubversiv und genauso frech wie das, was Gary mit dem Kurier angestellt hat, um seine Drogen zu verticken. Es bringt mich fast um, dass ich Herb nichts von unserer Zeitschrift sagen darf. Ich will nicht, dass er glaubt, ich sei nur ein dummes Kind ohne jeglichen Ehrgeiz. Er soll wissen, dass ich dafür geschaffen bin bin, mehr zu erreichen, so langsam fange ich nämlich an, es selbst zu glauben. Aber im Moment ist es mein Geheimnis, und das soll es auch erst mal bleiben.
„Ich werde etwas tun, was mir wirklich Spaß macht“, sage ich schließlich, sehr stolz auf mich selbst.
„Nun gut, wir müssen dann also jemanden einarbeiten. Sie gehen in zwei Wochen, nicht wahr?“ Jetzt ist er wieder ganz professionell und macht sich Sorgen, wer sich künftig um seine Termine kümmern soll.
„Ja, in zwei Wochen.“
„Danke, Eve.“ Ich stehe auf, und er streckt mir die Hand entgegen. Ich glaube, wir haben uns noch nie zuvor die Hand gegeben. Ich drücke fest zu, einfach so. „Tut mir Leid, dass es nicht besser geklappt hat.“
Ich fühle mich großartig, als ich sein Büro verlasse. Es ist schon erstaunlich. Ich dachte, ich würde in ein tiefes Loch fallen, aber ich fühle mich einfach frei. Unglaublich. Ich rufe Tabitha an, um ihr davon zu erzählen.
„Hi, Eve. Ich kann jetzt nicht sprechen,
Big C
hat gerade Bewerbungsgespräche für ihren Nachfolger, und ich soll dabei sein, um ihnen etwas Furcht einzuflößen. Ich rufe dich später an.“
Dann wähle ich Roseannes Nummer, aber da geht nur der Anrufbeantworter dran. Vielleicht ist es am besten, niemanden zu bevorzugen und es allen gleichzeitig zu sagen. Ich bitte Harry aus der Personalabteilung, sich um einen Ersatz für mich zu kümmern.
Die ganze Woche fühle ich mich irgendwie komisch. Ich versuche, Roseanne und Tabitha zusammenzubringen, aber immer hat eine gerade was mit ihrem Freund vor, wenn die andere Zeit hat. Ich weiß, dass ich mich für sie freuen sollte. Ich meine, ich bin in der Vergangenheit auch immer ziemlich egoistisch gewesen, wenn es um Jungs ging, und jeder ist mal dran, aber irgendwie vermisse ich dadurch Todd nur noch mehr. Als er mich am Mittwoch anruft, erzähle ich ihm die Neuigkeit. Er ist der erste wichtige Mensch, der davon erfährt.
„Eve, das ist bewundernswert. Ich bin stolz auf dich. Wie geht es jetzt weiter?“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung. Das ist der beängstigende Teil daran. Ich habe mir ein paar Bücher gekauft und werde einen Kurs besuchen. Ich weiß eigentlich überhaupt nicht, wie man so was macht, ich weiß nur, wie der Inhalt aussehen soll. Wie findest du das?“
„Ich finde das toll. Meine kleine Zeitschriften-Herausgeberin.“ Wir lachen. Er fliegt morgen auf die Philippinen. Er verspricht mir, sich zu melden, wenn es geht.
„Wirst du zufällig in nächster Zeit mal in New York sein?“
„Ich dachte, ich könnte auf dem Rückweg kurz mal vorbeischauen.“
„Es gibt nichts, was mir lieber wäre, als dich zu sehen, auch mit Jetlag und mürrisch. Komm her, dann kannst du mich als arbeitsloses und nervöses Wrack erleben.“
„Großartig. Ich vermisse dich nämlich. Ehrlich.“
„Ich vermisse dich auch. Ich glaube, ich habe mir über diese Entfernung zwischen uns nicht allzu viele Gedanken gemacht. Offenbar lasse ich alles gerne einfach auf mich zukommen.“
„Ich auch.“ Wir legen rechtzeitig genug auf, damit ich nicht noch mehr total albernes
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