Manta 01 - Omnivor
ihre Frauen und ihre Kinder, enthäutet schreiend. Einige versuchten die massigen Tanks anzugreifen, die ihre Häuser zermalmten - und wurden selbst unter den nicht ausweichenden Metallketten zermalmt. Einige sprangen in den Ozean und schwammen unter den schwebenden weißbrüstigen Seemöven, aber das brennende Öl verfolgte sie über das Wasser und verwandelte die graugrüne Tiefe in Orange und Schwarz.
Es war schnell, es war gnadenlos. Lin, Symbol der Linie, beobachtete den Omnivoren in Aktion. Was die Tanks nicht zerstörten, zerstörten die Napalmbomber. Als die Sonne am Himmel erschien, waren die Strände in einer Länge von hundertfünfzig Kilometern eingeebnet. Wenn dort etwas überlebt hatte, war es übel dran.
Lin entfernte sich, gedrängt von der Zeit und dem stärker werdenden Licht.
Jenseits der Strände spannten sich Netze, die weit aufs Meer hinausreichten und alle Meereskreaturen, die an der Oberfläche lebten, einfingen. Schiffe patroullierten an der Grenze - Robotschiffe, gepanzert, unbemannt, tödliche Flüssigkeiten absondernd, um die niedrigsten Regionen zu erreichen. Automatische Waffen schossen alles ab, was sich von den Seiten näherte - Vogelschwärme, einen verirrten Piloten, sogar große Insekten. Auch hier war die Absperrung total.
Lin traf die anderen bei der Robotfähre, die sie schnell davontrug, aber er wußte, was hinter ihm geschah. Eine einzelne Rakete überquerte Land und Wasser und zielte auf eine isolierte Insel. Etwa dreißig Meter über dem schmalen Strandstreifen, wo Subble lag, verschwand sie.
Die Insel wurde zu einem Ball aus Weißglut, als Land und Wasser verdampften.
Wo sie gewesen war, wuchs ein monströser Pilz heran.
»Du meinst, alles existiert nicht mehr?« fragte Aquilon geschockt. »Vegs Wald, die ganze Kellerfarm, sämtliche Golfstrände?«
»Es mußte sein«, sagte Cal.
Zusammen mit den sieben Mantas drängten sie sich in einer Orbitkapsel und warteten auf die Desinfektion: ein durch und durch unangenehmer Prozeß.
»Es gibt keinen anderen Weg, um sicher zu sein. Und selbst die zwei Stunden, die sie für die Evakuierung vor der. Liquidierung einräumten, waren ein kalkuliertes Risiko.«
»Ich verstehe es nicht«, sagte Veg. »Warum haben sie uns so lange in Ruhe gelassen? Keine Quarantäne, kein Ärger. Dann ganz plötzlich - päng!«
»Weil die Behörden einige Zeit brauchten, um sich der Gefahr bewußt zu werden. Sie argwöhnten, daß die Mantas möglicherweise in einen gefährlichen wilden Status zurückfallen könnten, oder sonst irgend etwas Nebensächliches in dieser Richtung, nehme ich an. Als es Subble herausfand und seinen Bericht abgab, mußten sie unverzüglich handeln. Wir können uns äußerst glücklich schätzen, daß sie beschlossen, unser Leben zu retten. Das überrascht mich in der Tat.«
»Was für eine Gefahr? Die Mantas haben keine Krankheiten, und sie wissen, daß sie keine Leute angreifen dürfen.«
Cal seufzte. »Es ist kompliziert, aber ich will es versuchen. Kurz gesagt, die Gefahr liegt in der Natur der Mantas und der anderen Kreaturen von Nacre. Sie stammen von einer Pilzwelt, wo sich Tiere unseres Typs niemals entwickelten. Die Mantas sind die fortgeschrittensten Repräsentanten des Dritten Königreichs. Sie haben sich tatsächlich aus parasitären Pilzen entwickelt, die unserem Schimmelpilz ähneln, während diejenigen, die wir Herbivoren nennen, ähnlich fortgeschrittene Saprophyten sind. Natürlich konnten sie keine echten Herbivoren sein, da es auf der Oberfläche des Planeten keine lebende Vegetation gibt, und ganz gewiß sind sie selbst auch keine Pflanzen.«
»Daran habe ich nie gedacht«, rief Veg. »Keine Bäume, kein Gras, keine Blumen.«
»Dann sind sie nicht einmal richtige Tiere?« wollte Aquilon wissen.
»Nicht wie wir sie uns denken. Parallele Evolution hat die Nacrewesen auf einen Stand gebracht, der dem der höher entwickelten Erdtiere erstaunlich ähnlich ist, weshalb wir auch unseren Fehler begangen haben. Aber ihr Lebenszyklus bleibt mykotisch, das heißt, sie pflanzen sich durch Sporen fort. Und während einer bestimmten Periode sind sie unfähig, sich aus eigener Kraft fortzubewegen.«
»Aber so ist es auch bei den Erdpilzen«, sagte Aquilon.
»Genau. Und wie ich Subble schon erklärt habe, sind die Erdpilze außerordentlich wichtig für die Ökonomie der Erde. So wichtig, daß keine Einmischung in ihre Entwicklung und Nutzbarmachung toleriert werden kann. Wenn wir nur unsere Hefekulturen
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