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Manta 02 - Orn

Manta 02 - Orn

Titel: Manta 02 - Orn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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und befand sich jetzt in einem fortgeschrittenen Stadium der Aufregung.
    »Wie nahe ist dieser Traum der Realität gekommen? Wie groß ist meine Schuld? Cal wäre niemals in diese Lage geraten, wenn ich die Sache nicht hochgespielt hätte. Wenn er tot ist, was ich mir nicht vorzustellen wage, dann bin ich schuld daran.«
    Orn stand auf und spreizte seine Federn. Es schien nichts zu geben, .was er für sie tun konnte. Ihr Partner hatte sie verlassen.
    »Und Veg. Auch von ihm habe ich geträumt. Es war keine Liebe, sondern Sex. und nicht schön. Ich habe versucht, ihre Freundschaft zu zerstören, und nun sind sie beide gegangen. Ich hätte niemals mit ihnen nach Paläo kommen sollen.«
    Ornette schlief noch, aufgeplustert über dem einzigen Ei. Es war das jüngste und schönste der drei, und jetzt war es alles. Orn hatte die Lage des Nests ausgesucht, und er hatte sich geirrt. Nun waren zwei von seinen Küken gegangen. Er konnte nicht wirklich trauern, aber er fühlte deutlich, daß er nicht auf diese Insel hätte kommen dürfen.
    »Aber es würde keinen Sinn geben, wenn ich ihnen nachjage. Ich könnte nichts tun, selbst wenn es nicht schon zu spät wäre. Alles, was ich jetzt tun kann, ist hoffen. Hoffen, daß die beiden Männer, die ich liebe, noch leben. Und daß diese fremde, aber wunderschöne Welt ebenfalls leben kann.«
    Orn gedachte das letzte Ei besonders sorgfältig zu bewachen. Der Paarungszyklus war vorüber. Vor der nächsten Periode würde es keine neuen Eier geben. Dieses Ei war von der Erde erschüttert worden und hätte fast das nächste zerschmettert. Jederzeit konnte es zu einer neuen Belagerung kommen. Konnte er das Ei davor schützen? Er spürte die Erfordernis, wußte aber nicht, wie er das Problem lösen sollte.
    »Ich weiß, was dich stört, Orn. Dieses Ei befindet sich an einer heiklen Stelle. Ich werde es für dich tragen, wenn wir einen besseren Platz finden. So kann ich wenigstens irgend jemandem helfen. Vielleicht ist das Schlimmste vorüber.«
    Die Sonne stieg auf, eine Lichtblase hinter blinkenden Bergsilhouetten. Bald würde sie die hängenden Pteras berühren und zum Leben erwecken. Der Tagesanbruch war so ein Kampf für diese Art.
    Die Säugerin stand auf und ging zur Hauptinsel hinüber. Orn wußte, daß sie ihre Ausscheidungen zu erledigen hatte und den Nestplatz nicht beschmutzen wollte. Nicht alle Säuger waren so umsichtig.
    Er blickte sich um. Mehrere der Kiefern waren während des Bebens umgestürzt, und die Gestalt der Halbinsel hatte sich geändert. Jetzt gab es eine zweite Landbrücke, die sie mit der Insel verband. Das war nicht gut. Die Bewachung wurde dadurch erschwert. Noch so ein Beben wie beim letzten Mal, und es mochte überhaupt keine Halbinsel mehr geben! Er hatte auf der Insel, auf der er selbst ausgeschlüpft war, gesehen, was der Boden anrichten konnte.
    Die Säugerin kehrte zurück und fing an, nach eßbaren Wurzeln zu suchen. In ihrem nestähnlichen Behälter hatte sie schon etwas, das nach Nahrung roch, aber das schien sie aufbewahren zu wollen. Sie fand Nüsse von zwei verschiedenen Flachblattbäumen und schien genug zur Hungerstillung zu haben, obwohl Orn erkennen konnte, daß sie nicht zufrieden war. Er hatte inzwischen ein paar fette Fische aus der Bucht geangelt und sie mit Schnabel und Kralle zerteilt. Die besten Stücke bot er zuerst Ornette an. Ob diese Säugerin ebenfalls Fisch aß, wußte er nicht so genau. Einmal hatte er ihr welchen angeboten, aber eine undefinierbare Antwort bekommen.
    »Ich glaube, das Festland ist besser für das Ei«, fing sie wieder mit ihren Geräuschen an. »Dort läuft es geringere Gefahr, unterzugehen.«
    Sie versuchte, ihm etwas verständlich zu machen, aber er hatte keine Ahnung, was es war. Er konnte die wachsende Spannung in den Felsen spüren, die durch ferne Bewegungen hervorgerufen wurde. Die Erde würde bald wieder mit ihrem Schwanz schlagen. Seine Erinnerungen sagten ihm, daß sich Veränderungen, die normalerweise Millionen von Jahren benötigten, in einem einzigen Augenblick vollziehen konnten, wenn der Boden unruhig wurde.
    »Ich suche den besten Platz, Orn.« Für einen Moment hatte sie etwas von der unschuldigen Leichtfertigkeit eines Schlüpflings an sich. »Und du kannst mich 'Quilon nennen, da wir uns ja jetzt duzen. Kurzform von Aquilon, dem Nordwestwind. 'Quilon.«
    Sie tippte ihren eigenen Körper bei der Wiederholung eines ganz bestimmten Tons an, so als ob sie ihre Spezies damit bezeichnen wolle.

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