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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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bauen, um die Christenheit
zusammenzuhalten -, angenommen, ich würde den Kanal überqueren,
Zwischenstation in Calais machen, dort unsere Leute beruhigen und alle
misslichen Gerüchte unterdrücken, dann weiter nach Frankreich reisen und
persönliche Gespräche mit ihrem König führen, mich danach nach Avignon begeben,
wo man weiß, wie ein päpstlicher Hof zu beherbergen ist, und wo die Fleischer
und die Bäcker, die Kerzenmacher und die Vermieter und sogar die Huren über so
viele Jahre die Hoffnung nicht aufgegeben haben. Ich würde die Kardinäle
auffordern, mich dort zu treffen, und einen Rat einberufen, damit die
Geschäfte der Kirchenregierung weitergeführt werden können, während seine
Heiligkeit die Gastfreundschaft des Kaisers erleidet. Wenn nun zu den Fragen,
die diesem Rat unterbreitet würden, auch die private Angelegenheit des Königs
gehörte, wäre es dann gerechtfertigt, einen so christlichen Monarchen warten zu
lassen, bis sich die militärische Lage in Italien geklärt hat? Würden wir keine
Entscheidungen treffen dürfen? Es sollte den Verstand von Menschen oder Engeln
nicht übersteigen, eine Botschaft an Papst Clemens zu schicken, auch wenn er in
Gefangenschaft ist, und dieselben Menschen oder Engel würden mit einer
Botschaft zurückkehren - die unsere Entscheidung sicherlich billigt, denn wir
werden alle Fakten berücksichtigt haben. Und wenn, natürlich, zu gegebener
Zeit - und wie wir alle diesen Tag herbeisehnen! - Papst Clemens wieder seine
uneingeschränkte Freiheit genießt, wird er so dankbar für die Aufrechterhaltung
der Ordnung in seiner Abwesenheit sein, dass das unbedeutende Anliegen einer
Unterschrift oder eines Siegels bloß noch Formalität ist. Et voilà - der König von England ist
wieder Junggeselle.
     
    Bevor das passieren kann, muss
der König mit Katherine sprechen; er kann nicht immer irgendwo anders auf der
Jagd sein, während sie auf ihn wartet, geduldig, unerbittlich; der Platz zum
Abendessen in ihren Privatgemächern ist immer für ihn gedeckt. Es ist Juni
1527; mit getrimmtem Bart und gelocktem Haar, groß und aus gewissen Blickwinkeln
immer noch schlank, in weiße Seide gekleidet, begibt sich der König in die
Gemächer seiner Frau. Eine Wolke aus Rosenessenz umgibt ihn: als gehörten alle
Rosen ihm, als gehörten alle Sommernächte ihm.
    Seine Stimme ist leise, sanft,
überzeugend und voller Bedauern. Wenn er frei wäre, sagt er, wenn es keine
Hindernisse gäbe, sei sie es, die er vor allen Frauen als Ehefrau wählen würde.
Der Mangel an Söhnen würde nichts zur Sache tun; Gottes Wille würde geschehen.
Nichts würde er lieber tun, als sie noch einmal zu heiraten, dieses Mal
rechtmäßig. Aber so ist es nun mal: Es darf nicht sein. Sie war die Frau seines
Bruders. Ihre Verbindung war gegen das göttliche Gesetz.
    Man kann hören, was Katherine
sagt. Dieses körperliche Wrack, zusammengehalten von Bändern und Miedern, hat
eine Stimme, die bis Calais zu hören ist: Sie schallt von hier nach Paris, von
hier nach Madrid, nach Rom. Sie pocht auf ihren Status; sie pocht auf ihre
Rechte; die Fenster klirren, von hier bis Konstantinopel.
    Was für eine Frau, bemerkt
Thomas Cromwell auf Spanisch: an niemand Besonderes gerichtet.
     
    Mitte Juli trifft der Kardinal
seine Vorbereitungen für die Reise über das enge Meer. Das warme Wetter hat das
Schweißfieber nach London gebracht, und die Stadt leert sich. Einige liegen
bereits danieder, und viele andere bilden sich ein, es zu haben, klagen über
Kopf- und Gliederschmerzen. Die Gespräche in den Läden drehen sich um Pillen
und Aufgüsse, und auf der Straße machen Mönche lukrative Geschäfte mit
geweihten Anhängern. Diese Seuche kam im Jahr 1485 mit den Armeen zu uns, die
uns den ersten Henry Tudor brachten. Nun füllt sie alle paar Jahre die
Friedhöfe. Sie tötet an einem Tag. Heiter beim Frühstück, sagt man: mittags
schon tot.
    Deshalb ist der Kardinal
erleichtert, dass er die Stadt verlassen wird, obwohl er sich nicht mit dem
Gefolge einschiffen kann, das für einen Kirchenfürsten angemessen wäre. Er muss
König Francois davon überzeugen, Papst Clemens in Italien durch militärisches
Vorgehen zu befreien; er muss Francois der Freundschaft und Hilfe des Königs
von England versichern, ohne jedoch Truppen oder finanzielle Mittel zur
Verfügung zu stellen. Wenn Gott ihm Rückenwind gewährt, wird er nicht nur mit
einer Annullierung nach Hause kommen, sondern mit einem Vertrag über die
gegenseitige Hilfe

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