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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bert Saurbier
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gründlichen Untersuchung stellte Dr. Moscovici im Stenostil die vorläufige Diagnose: „Herz-Kreislauf okay, Blutdruck niedrig normal, keine auffallenden äußeren oder inneren Verletzungen, Reflexverhalten regelrecht, wenn auch im Augenblick noch etwas verlangsamt. In spätestens einer Viertelstunde wird der Patient wieder ansprechbar sein. Dennoch nehme ich ihn mit ins Krankenhaus zur weiteren Beobachtung.“
    „Können wir in einer Stunde zur Befragung vorbeikommen?“, erkundigte sich Oberwachtmeister Pütz.
    „Das geht in Ordnung, bis dann.“
    Die Befragung des ominösen Mannes durch die zwei Beamten fand im Besucherzimmer statt. Der Unbekannte, jetzt mit einem weißen Bademantel bekleidet, saß an einem ungastlich einfachen Plastik-Metall-Tisch und wirkte erschöpft.
    Beim Eintreten der Polizeibeamten erhob er sich mühsam, und lächelte verlegen: „Bitte nehmen sie Platz“, empfing er die Beamten. „Unsere Unterhaltung wird sehr kurz ausfallen. Ich werde ihnen keine Fragen beantworten. Aber hier haben sie eine Telefonnummer, bitte rufen sie dort an. Sie werden alles Wissenswerte erfahren. Es handelt sich um eine Telefonnummer des BfV.“
    Oberwachtmeister Pütz staunte: „Bundesamt für Verfassungsschutz, Köln? Sollen wir wirklich da anrufen?“ Die beiden Polizisten schauten sich überrascht an, zuckten ratlos mit den Achseln, und Pütz‘ Kollege meinte: „Versuchen können wir’s. Hoffentlich erlauben Sie sich keinen Scherz mit uns.“
    Pütz begab sich hinaus, um das Gespräch ungestört vom Streifenwagen aus zu führen. Nach zehn Minuten kam er zurück, nickte seinem Kollegen zu und gab dem Fremden die Hand. „Sie können gehen, wir haben keine weiteren Fragen. Können wir etwas für Sie tun.“
    Der zweite Polizist schaute Pütz ungläubig an und richtete seine Augen dann wieder auf den Überraschungsgast. Sein Gesichtsausdruck zeigte eine gelungene Kombination aus Verwunderung und Misstrauen.
    „Ich nehme ihr Angebot gerne an“, antwortete der Mann. „Dürfte ich sie bitten, mich im Bademantel, so wie ich hier bin, nach Hergarten zu fahren? Dort steht mein Wagen mit all meinen Papieren. Auf der Fahrt dorthin bin ich gerne bereit, ihnen einiges über mich zu erzählen.“
    „Okay, wir müssen nur eben noch unsere Dienststelle informieren.“
    „Danke sehr.“ Das ernste, männlich eindrucksvolle Gesicht des Fremden zeigte plötzlich ein gewinnendes Lächeln. „Ich schätze ihr ausgesprochen faires und professionelles Verhalten mir gegenüber.“
    Er reichte den beiden verdutzt dreinschauenden Beamten mit einem freundlichen „Hallo Kollegen“ die Hand, und sie stiegen wenig später in den Dienstwagen.
    Die erste neugierige Frage stellte Oberwachmeister Pütz gleich zu Beginn der zwanzigminütigen Fahrt nach Hergarten: „Was ist denn eigentlich passiert? Sie sahen auf der Bank geradezu erbärmlich aus.“
    „Ich bin Spezialagent Jon Murrey vom MI6. Ihr werdet es nachher in meinen Papieren bestätigt finden. In Abstimmung mit dem BfV hatte ich in dieser Region einen streng geheimen Auftrag zu erledigen. Sicher versteht ihr, dass ich nichts weiter sagen kann und darf. Zurzeit wohne ich in einer kleinen Pension in Hergarten. Die Wirtsleute glauben, dass ich ein begeisterter Wanderer bin und die einmalige Schönheit des Nationalparks mit den herrlichen Wäldern und den bezaubernden Seen kennen lernen möchte.“ Murreys Mimik nahm einen skeptischen Ausdruck an. „Vorhin ist etwas Merkwürdiges passiert. Mitten im Wald dort draußen nahm ich plötzlich ein leises Zischen wahr, wie der Flügelschlag eines großen Vogels. Als ich nach oben schaute, sah ich etwas Riesiges auf mich zu stürzen und hatte keine Chance mehr, es abzuwehren. Auf der linken Seite, genau zwischen den beiden Ansätzen des Kopfnickermuskels, verspürte ich einen grellen Schmerz, der sich tief in meinen Körper bohrte. Im nächsten Augenblick konnte ich mich nicht mehr bewegen, war völlig paralysiert. Dann schwanden mir die Sinne.“ Ungläubig und andächtig staunend hörten die beiden Beamten zu. „Bei meinem Verein in England, dem MI6, zähle ich zu den besten Spezialagenten und habe eine exzellente Nahkampfausbildung genossen. Aber mein Gegner war mir haushoch überlegen. Wer auch immer das gewesen sein mag?“ Murrey schaute geistesabwesend aus dem Fenster. „Er muss ein Großmeister der Nahkampfkunst sein. Jedenfalls beherrschte er die Vitalpunktkampftechnik perfekt. Und das bei fast völliger Dunkelheit.“

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