Marcel Proust fuer Boshafte
Bergotte wie ein Theaterkritiker, der nicht ins Theater geht, wenn Stücke gegeben werden, über die er nicht Bericht zu erstatten hat, das heißt, er hörte überhaupt nicht mehr zu, da die geistreichen Worte, die ihm zu sagen oblagen, bereits gefunden waren.
JS 2, 949
Haben Sie einen gewissen Grad von Luxus erreicht, kaufen reiche Leute auch Bilder, weil ein Palais, in dessen Vestibül dauernd fünf oder sechs livrierte Lakaien stehen und das mehrere Eßzimmer umfaßt, einen allzu plumpen Eindruck von Luxus vermittelt, wenn nicht ein paar Bilder da sind.
JS 2, 1088
Der Körper
Die Züge genügten übrigens, um Zauber auszuüben, da sie nur die konventionelle Bedeutung einer Schrift besaßen und einen berühmten Namen erkennen ließen, der imponierend war; doch weckten sie schließlich auch den Gedanken, daß der Häßlichkeit etwas Aristokratisches anhaftet und daß es nicht darauf ankommt, ob das Gesicht einer großen Dame, sofern es distinguiert wirkt, auch schön ist.
SZ 3, 53
»Ich habe nur niemals begriffen, weshalb sie sich nicht ein gutsitzendes Gebiß gekauft hat, ihres ging immer los, bevor sie ihre Sätze beendet hatte, sie mußte sich unterbrechen, um es nicht zu verschlucken.«
SZ 3, 714
Doch seine Nase hatte, um sich schief über seinen Mund zu stellen, unter allen verfügbaren schrägen Linien vielleicht die einzige gewählt, die auf diesem Gesicht zu ziehen einem selbst nie eingefallen wäre und die ihm eine gewisse Note vulgärer Dummheit gab, die durch die Nachbarschaft eines normannischen apfelroten Teints noch bekräftigt wurde.
SZ 4, 459
Doch wenn die Augen manchmal das Organ sind, in dem sich der Geist enthüllt, so ist leider die Nase (ungeachtet der intimen Solidarität und unvermuteten Wechselwirkungen der Züge untereinander) im allgemeinen dasjenige, in dem sich am leichtesten die Dummheit offenbart.
SZ 4, 459
Auf den sich selbst so gleichgebliebenen und dennoch jetzt wie Nougatmasse vielfältig zusammengesetzten Wangen der Herzogin von Guermantes erkannte ich eine Spur von Grünspan, ein kleines zerstoßenes Stück rosiger Muschelschale sowie eine schwer zu definierende winzige Schwellung, kleiner als eine Mistelbeere und etwas undurchsichtiger, als eine Glasperle es gewöhnlich ist.
SZ 7, 362
In Eintracht mit Madame Barrère, einer armenischen Muse, deren verdorrtes Gesicht an die Greueltaten der Türken erinnerte, während ihre Unterhaltung sie beinahe entschuldbar machte, hatte er seine Töchter tadellos erzogen. Neben den tadellosen Lektionen und besser als diese lebte er ihnen beispielhaft seine vollendete Einheit mit der Massakrierten vor, die in dem Fistelton ihrer Folterer das nichtssagende Geschwätz einer französischen Provinzlerin vorbrachte.
NW 446
Sofort stellte ich fest, daß ihr pappiges Gesicht sich veränderte wie Fruchtsaft, der zu gären beginnt; es sah aus, als ob es sich definitiv zersetzte.
SZ 5, 83
Wenn er sprach, hatte er gleichsam Brei im Mund, was wundervoll war, weil man spürte, daß es weniger von einer Mißbildung der Zunge als von einer Eigenschaft der Seele herrührte, gleichsam ein Rest jener Unschuld der Kindheit, die er nie verloren hatte. Alle Konsonanten, die er nicht aussprechen konnte, standen für ebenso viele Härten, zu denen er nicht imstande war.
SZ 1, 296
Selbst diese Häßlichkeit aber von Gesichtern, die er doch so gut kannte, schien ihm neu, seitdem ihre Züge – anstatt für ihn praktisch benutzbare Zeichen für die Identifizierung einer Person zu sein, die ihm bis dahin eine bestimmte Menge von zu verfolgenden Vergnügungen, zu vermeidenden Unannehmlichkeiten oder zu erwidernden Höflichkeiten bedeutet hatten – nur nach ästhetischen Gesichtspunkten geordnet in der Autonomie ihrer Linien ruhten.
SZ 1, 472
Zudem ist die Fürstin Metternich häßlich.
NW 292
Die völlige Unabhängigkeit, zu der Norpois seine Gesichtsmuskeln erzogen hatte, gestattete ihm zuzuhören, ohne so auszusehen, als höre er überhaupt.
SZ 2, 42
Bergottes Organ war wirklich sonderbar; nichts beeinträchtigt so sehr die materiellen Eigenschaften der Stimme wie die Tatsache, daß sie Gedanken enthält.
SZ 2, 177
Ihr Gesicht, das fast häßlich wurde, glich dann jenen öden Gestaden, an denen das weit draußen liegende Meer durch den stets gleichen Widerschein, den ein unwandelbarer und lastender Horizont begrenzt, endlos die Sinne ermüdet.
SZ 2, 226
Wegen ihres regen Geistes zog Madame Swann die Gesellschaft von Männern
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