Marcel Proust fuer Boshafte
einander gleich.
SZ 3, 144
Wir sind unausgesetzt darum bemüht, unser Leben zu gestalten, kopieren dabei aber unwillkürlich wie eine Zeichnung die Züge der Person, die wir sind, und nicht derjenigen, die wir gern sein möchten.
SZ 3, 260
Man verachtet gern ein Ziel, das man nicht hat erreichen können oder das man definitiv erreicht hat.
SZ 6, 378
Das Papsttum, sagt man, rechnet nach Jahrhunderten, vielleicht aber liegt ihm Rechnen grundsätzlich fern, weil sein Ziel und Ende im Unendlichen ruht.
SZ 3, 537f.
Denn Monsieur Barrère gehörte zu denen, die mehr als zehn Dinge mehr schlecht als recht machen, was in den Augen der meisten Leute gleichbedeutend damit ist, eine Sache gut zu machen.
NW 445
Es gibt nichts Melancholischeres als eine Trauer, die man nicht tragen darf.
SZ 3, 741
Alle Menschen nämlich, die den Tatsachen so große Wichtigkeit beilegen, erkennen die Gesetzlichkeiten nicht mehr. Die
Welt zeigt sich ihnen auf eine romanhafte Art. Sie glauben immer, am Vorabend eines Regimewechsels zu stehen.
JS 2, 688
Doch manchmal wohnt die Zukunft schon in uns, ohne daß wir es wissen, und unsere Worte, die zu lügen meinen, bezeichnen eine nicht ferne Wirklichkeit.
SZ 4, 63
Denn das Glück ist einzig heilsam für den Körper; die Kräfte des Geistes jedoch bringt der Kummer zur Entfaltung.
SZ 7, 316
Was das Glück anbelangt, so dient es fast nur einem nützlichen Zweck: das Unglück möglich zu machen.
SZ 7, 318
Ein Name ist häufig alles, was für uns von einem Menschen bestehen bleibt, nicht nur, wenn er tot ist, sondern schon zu seinen Lebzeiten.
SZ 7, 406
Die Neugier der Liebe gleicht der, die Ortsnamen in uns wecken: Obwohl sie immer enttäuscht wird, wächst sie unaufhörlich, unersättlich nach.
SZ 5, 200
Alle Menschen sterben; darin ist auch der Größte klein, lehrt die Vulgärphilosophie.
JS 2, 1070
Der Irrtum ist aber hartnäckiger als der Glaube und überprüft seine Glaubenssätze nicht.
SZ 5, 266
Doch die politischen Leidenschaften sind wie die anderen, das heißt nicht von Dauer.
SZ 5, 334
Doch wer die Fehler der anderen sieht, kann, sobald die Umstände sein Bewußtsein benebeln, in ganz die gleichen verfallen.
SZ 5, 350
»Vor allem aber muß man sich hüten, sich von Wörtern verlocken zu lassen; kein anderes nämlich als das Wort Moral hat mehr Dummheiten auf dem Gewissen.«
SZ 5, 403
Von einem gewissen Alter an tun wir aus Eigenliebe und Scharfsinnigkeit so, als legten wir gerade auf die Dinge, die wir am meisten wünschen, keinen Wert.
SZ 5, 493
Die Kriegsvorbereitungen, die das dümmste aller Sprichwörter empfiehlt, um dem Friedenswillen zum Sieg zu verhelfen, schaffen im Gegenteil zunächst bei jedem der beiden Gegner die Überzeugung, daß der andere den Bruch will, eine Überzeugung, die den Bruch herbeiführt, und wenn er stattgefunden hat, bei jedem der beiden wiederum die Überzeugung, der Gegner habe ihn gewollt.
SZ 5, 519
Die Wirklichkeit ist die geschickteste aller Feindinnen. Sie führt ihre Attacken auf die Stelle unseres Herzens, an der wir sie nicht erwarteten und infolgedessen für eine Verteidigung nicht gerüstet sind.
SZ 5, 557
Das menschliche Plagiat, dem man am schwersten entgeht, ist für die Individuen (und sogar für die Völker, die in ihren
Fehlern verharren und sie noch schwerwiegender machen) immer das Plagiat ihrer selbst.
SZ 6, 33
Ich stellte nur fest, daß in der Politik das Wiederholen dessen, was alle Welt meint, offenbar kein Zeichen von Mittelmäßigkeit, sondern von Größe ist.
SZ 2, 47
Swann aber wußte vielleicht einfach, daß Großherzigkeit häufig nur die subjektive Erscheinungsform unserer egoistischen Gefühle ist, solange wir sie noch nicht benannt und eingeordnet haben.
SZ 2, 94
Der Geiz ist tatsächlich dem Prestige nicht abträglich, da er ein Laster und demgemäß in allen Gesellschaftsklassen zu Hause ist.
SZ 2, 339
Doch was man ziemlich inkorrekt als »schlechte Erziehung« bezeichnet, war sein Fehler, ein Defekt also, der ihm selber entging und von dem er erst recht nicht meinte, daß andere sich daran stießen.
SZ 2, 452
In den Fällen aber, bei denen die Vervielfältigung der schwachen persönlichen Vorzüge durch die Eigenliebe nicht ausreichen würde, um jedem die ihm großzügiger als anderen zugeteilte Dosis an Glück zu garantieren, die er braucht, gibt es den Ausweg des Neides, der den Unterschied verringern hilft.
SZ 2, 496
Mein Verstand stellte mir dieses
Weitere Kostenlose Bücher