Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
Darlehensvertrag.“
„Warum?“
„Kein Marcelli wird diesem Mann etwas schulden.“
Seine Güte milderte Brennas Schmerz. „Das ist wirklich lieb von dir, Grandpa. Vielen Dank. Aber wir sprechen hier von mehr als einer Million Dollar.“
„Ich weiß.“ Er zuckte mit den Schultern. „Du bist meine Enkelin. Die Schulden mitsamt allen Zinsen werden bezahlt. Und dann holen wir deinen Wein so schnell wie möglich hierher.“
Brenna fiel fast vom Stuhl. Hätte ihr Großvater plötzlich eine kleine Arie geträllert, wäre sie auch nicht verblüffter gewesen.
„Warum?“, wollte sie wissen. „Das ist wirklich wundervoll. Aber du musst dich nicht verantwortlich fühlen, Grandpa. Die ganze Sache ist meine Schuld. Nic wird den Wein wahrscheinlich einfach irgendwo auskippen. Aber das ist mir jetzt auch egal.“
Streng sah er sie an. „Versündige dich nicht. Der Wein muss gerettet werden.“
Ein paarmal holte Brenna tief Luft. „Es gibt einfach keinen Ausweg. Nic wird sein Geld auf die ein oder andere Weise zurückbekommen müssen. Aber ohne
Four Sisters
habe ich nicht den Hauch einer Chance, eine Million aufzubringen. Und was meine Pläne betrifft …“ Sie erwiderte seinen Blick. „Grandpa, ich liebe dich, und du warst wirklich super in dieser ganzen schrecklichen Angelegenheit. Aber mal ehrlich: Du hasst doch alles, was ich tue. Du willst mich und meine Experimente doch nicht ernsthaft hier bei dir haben?“
„Ich hasse nicht, was du tust.“
Zum ersten Mal seit Tagen musste Brenna lächeln. „Nein? Und warum streiten wir uns dann über alles? Über die Trauben, den Erntebeginn, die Temperatur in den Gärtanks. Über Etiketten, Gehälter und die Frage, ob es morgen regnet.“
„Was das Wetter angeht, habe ich meistens recht.“
Brenna gab ein ersticktes Lachen von sich. „Du denkst, dass du mit allem recht hast. Das ist einer der Gründe, warum ich etwas Eigenes machen wollte. Ich wollte endlich mal meine eigenen Entscheidungen treffen.“
„Und hat es dir gefallen, das zu tun?“
Sie dachte an die langen Nächte und die endlosen Stunden, die sie gearbeitet hatte. „Ja. Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich.“
„Dann hast du gewonnen.“
„So würde ich das nicht sagen.“
„Nicht mit deinem Wein. Da wird sich später zeigen, ob du erfolgreich warst. Ich meine hier. Mit mir.“ Er legte sich die Hand auf die Brust. „Du hast den Test bestanden.“
Brenna kapierte gar nichts. „Wovon sprichst du?“
„Ich wollte ganz sicher sein. Schon als du noch ganz klein warst, wusste ich, dass du einzigartig bist. Du hast den Wein so sehr geliebt wie ich.“ Er senkte den Kopf. „Als du sechs warst, konntest du die Traubensorte am Geschmack erkennen. Ich war so stolz. Du hast hart gearbeitet, warst immer die Erste auf den Feldern, speziell bei der Ernte. Als du elf warst, hast du den Arbeitern gesagt, was sie tun sollen.“
Brenna konnte sich noch gut an diesen Sommer erinnern. Sie war für den Chardonnay verantwortlich gewesen. Und das hatte sich so unglaublich erwachsen angefühlt. Zuerst hatten die Vorarbeiter sie ziemlich herablassend behandelt. Bis die Männer irgendwann merkten, dass sie tatsächlich wusste, was sie tat. Von da ab war Brenna jemand gewesen, mit dem man rechnen musste.
„Als du Jeff geheiratet hast, war ich froh“, fuhr ihr Großvater fort. „Ich dachte, jetzt hättest du einen guten Mann an deiner Seite, der mit dir das Land bestellen könnte.“
„Aber dann bin ich weggegangen“, erwiderte Brenna leise.
Lorenzo nickte. „Ich habe darauf gewartet, dass du zurückkommst. Dass du begreifst, wo du hingehörst. Aber du bist nicht gekommen. Jahr für Jahr musste ich mit ansehen, wie dieser Mann dich ausgesaugt hat. Bis die Enkeltochter, auf die ich so stolz war, irgendwann nicht mehr existierte. Dann, eines Tages, bist du nach Hause gekommen. Nicht weil du kommen wolltest, sondern weil dein Mann dich verlassen hat. Du wolltest wieder hier arbeiten. Aber ich habe mich gefragt: für wie lange?“
Mit einem Mal ging Brenna ein ganzer Kronleuchter auf. „Du wolltest wissen, ob ich wirklich bleibe.“
„Ja. Also habe ich getestet, ob ich dich vertreiben kann. Ich musste sicher sein, dass du das Weingut nicht wieder aufgibst. Für nichts und niemanden.“
Brenna wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. „Und was ist mit Joe? Du wolltest ihm
Marcelli Wines
geben.“
„Das wollte ich, aber er hätte das Weingut nie geleitet. Ich hatte gehofft…“
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