Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
Er seufzte. „Die Wünsche eines alten Mannes. Ich wollte, dass er bleibt. Ich dachte, das Erbe könnte ihn in Versuchung führen. Aber all das spielt keine Rolle mehr. Er war nie derjenige, welcher. Das warst du. Immer schon.“
Wie betäubt schüttelte Brenna den Kopf. „Du wolltest gar nicht verkaufen.“
„Denkst du?“ Durchtrieben grinste er sie an.
Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen. „Natürlich hättest du das nie getan. Mein Gott, ich bin eine noch größere Idiotin, als ich gedacht habe.“ Langsam legte sie die Hände wieder auf den Schreibtisch. „Wenn alles schiefgegangen wäre, hättest du
Marcelli Wines
an Dad übergeben und einen Manager eingestellt. Schließlich hätte es ja immer noch sein können, dass eine deiner Enkelinnen ein Kind bekommt, das sich für Wein interessiert.“
Der alte Mann zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Aber das ist nicht wichtig. Du hast dich bewiesen. Du hast für deine Überzeugung gekämpft und dir deine Chance verdient. Du wirst unsere Tradition auf deine Weise fortsetzen. Und irgendwann wirst du sie weitergeben, an die nächste Generation und die Generationen danach.“
Brenna wusste nicht, was sie sagen sollte. Also stand sie einfach auf und ging um den Tisch herum. Ihr Großvater erhob sich und breitete die Arme aus. Und dann hielt er sie ganz fest.
„
Marcelli Wines
gehört dir“, flüsterte er. „Ich werde hier sein und dir helfen. Aber du kannst anfangen, ein paar Veränderungen vorzunehmen.“
Sie konnte nicht reden, nicht atmen. Es war einfach zu viel. Sie war überwältigt.
„Natürlich werden wir ein wenig streiten“, fuhr Lorenzo fort. „Der Unterschied ist nur, dass du jetzt auch manchmal gewinnen wirst.“
„Oh, Grandpa.“
Er trat zurück und sah ihr forschend ins Gesicht. „Das macht dich glücklich?“
Brenna nickte, weil sie noch immer nicht sprechen konnte. Natürlich mussten die Einzelheiten noch geklärt werden. Sie würde die Leitung übernehmen, aber dennoch gehörte das Weingut dann allen vier Marcelli-Schwestern und ihrem Bruder Joe. Wahrscheinlich würde manchmal ein ganz schönes Chaos ausbrechen. Aber das war egal. Alles war gut. Die Zukunft von
Marcelli Wines
lag in ihren Händen.
Bittersüße Freude erfüllte Brenna, und zu ihrer Erleichterung gesellte sich der Schmerz. Sie war am Ziel. Sie hatte erreicht, was sie sich immer gewünscht hatte. Also sollte sie doch jetzt zufrieden sein, oder? Sogar glücklich. Und warum war sie es dann nicht? Die Antwort war ganz einfach. Weil sie jetzt gern zum Telefonhörer gegriffen und Nic davon erzählt hätte. Aber das konnte sie nicht. Nie wieder.
Das Heulen der schweren Motoren unterbrach Nics Meeting. Sosehr er sich auch für den Bericht des Sales-Teams interessierte, konnte er es doch nicht unterlassen, immer wieder aus dem Fenster zu schauen. Gebannt beobachtete er, wie einige große Lastwagen auf den Hof fuhren. Er sprach weiter und versuchte, den Lärm zu ignorieren. Doch einige Sekunden später musste er das Treffen unterbrechen, um hinunterzugehen und rauszufinden, was da eigentlich los war.
Als ob er das nicht wüsste! Seit dem Telefonat mit Mia hatte er so etwas erwartet. An diesem Morgen hatten sich seine Befürchtungen dann in Form eines Schecks bestätigt, den ein Kurier bei ihm abgegeben hatte. Der Betrag darauf entsprach genau dem Darlehen plus der Zinsen, die in der Zwischenzeit angefallen waren. Brenna hatte ihre Schulden beglichen.
Vermutlich hieß das, dass sie sich mit ihrem Großvater versöhnt hatte. Nic hatte nie daran gezweifelt, dass Lorenzo seine Enkeltochter über alles liebte. Da konnte Brenna über den alten Mann schimpfen, so viel sie wollte. Die Marcellis waren eine Familie. Für sie hatte dieses Wort eine Bedeutung. Da wurden Opfer gebracht und Fehler verziehen. Egal, was passierte, die Marcellis hielten zusammen.
Nic ging hinüber zu der alten Scheune. Dort luden einige Männer vorsichtig Brennas Weinfässer in die Lastwagen. Ein Marcelli-Mitarbeiter stand daneben und hakte auf einer Liste jeden einzelnen Posten ab. Er sah kurz auf, sprach aber kein Wort. Nic seufzte, wandte sich ab und wollte eben zu seinem Büro zurückgehen, als er plötzlich eine vertraute Stimme vernahm.
Brenna?
Er ging in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Wirklich? War sie da? Konnte er jetzt alles erklären?
„Brenna“, rief er, während er eilig einen der Lastwagen umrundete.
Und da war sie. Sie stand neben einem Dutzend Fässer und gab
Weitere Kostenlose Bücher