Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
gewonnen hatte?
Seit mehr als hundert Jahren waren die Marcellis und die Giovannis miteinander verbunden. Erst durch Freundschaft und gemeinsame Träume, dann durch Hass und Zerstörungswut. Vielleicht war das alte Sprichwort ja wahr: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist gezwungen, sie zu wiederholen.“ Nic seufzte. Er hatte es lange nicht kapiert, aber jetzt hatte er seine Lektion gelernt: Erfolg durch Gewalt und Zerstörung war kein Erfolg, sondern ein Fluch. Ein Fluch, der das Leben vieler Generationen zerstörte. Er konnte Salvatores Taten nicht rückgängig machen und auch nicht seine eigenen. Er konnte nur versuchen, Wiedergutmachung zu leisten. Vielleicht würde er dadurch Brenna nicht zurückbekommen, aber wenigstens konnte so der Fehde ein Ende gesetzt werden. Und das war immerhin etwas.
Die zwölfjährige Kelly riss die Augen auf. Dann fragte Francescas zukünftige Stieftochter fasziniert: „Dir gehört jetzt alles hier? Bist du jetzt reich?“
Mia rümpfte die Nase, während sie versuchte, einen Faden einzufädeln. „
Marcelli Wines
gehört uns allen zusammen. Aber Brenna leitet das Weingut.“ Sie wandte sich an Katie. „Können wir sie eigentlich feuern, wenn ihr der Erfolg zu Kopf steigt?“
„Keine Sorge“, erwiderte Brenna. „Das wird nicht passieren. Ich gebe euch mein Wort.“
Mia schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht sicher, ob das reicht.“
Brenna lächelte, weil Mia versuchte, lustig zu sein. Ihre drei Schwestern wollten nur nett sein. Brenna war klar, dass sie sich Sorgen machten und versuchten, ihr zu helfen. Aber ihr konnte niemand helfen. Sie musste das allein ertragen, bis der Schmerz irgendwann nachließ.
Francesca legte ihr Stück Spitze vor sich auf den Couchtisch. „Du musst das positiv sehen, Mia. Wenn Brenna abdreht, schnappen wir uns einfach ihre heiligen zwei Hektar Land. Und dann ist Schluss mit den langweiligen Pinot-Trauben. Dann bauen wir uns da eine schöne Villa hin. Stell dir mal vor, was wir für eine tolle Aussicht haben werden.“
„Nur über meine Leiche“, stieß Brenna zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Katie grinste. „Gute Idee. Ich werde mal mit Grandpa drüber sprechen.“
Kelly sah auf Francescas Uhr. „Die fünfzehn Minuten sind um“, erklärte sie. Jetzt sind die Kekse bestimmt schon abgekühlt, und ich kann sie glasieren. Darf ich mal nachsehen?“
„Na klar.“ Francesca lächelte Kelly an. „Spitzenklöppeln ist natürlich eine superinteressante Aufgabe. Aber ich wette, dass du trotzdem lieber zu den Keksen willst. Du kannst uns ja ein paar vorbeibringen, wenn die Glasur trocken ist.“
„Okay.“
Kelly stand eilig auf, ließ ihr Stück Spitze auf die Couch fallen und rannte in Richtung Küche.
Francesca sah ihr nach und grinste. Dann wandte sie sich ihrer Schwester zu und senkte die Stimme. „Wie geht es dir?“
„Gut.“ Brenna lächelte wieder. „Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Es ist schon okay. Ich habe meinen Wein und meine Familie. Und ihr seid alle so süß zu mir und wollt mir helfen. Das macht mich glücklich.“ Sie blickte auf und sah ihre Schwestern an. Keine von ihnen wirkte überzeugt. Daher hob sie feierlich die Hand. „Ich schwöre es.“
„Ich sollte mal Joe anrufen“, warf Mia ein. „Der wüsste bestimmt, was zu tun ist.“
Francesca schüttelte den Kopf. „Das Problem hier kann Joe auch nicht lösen.“
Katie und sie tauschten einen verschwörerischen Blick. Brenna verdrehte die Augen. Die beiden hatten also mal wieder über sie gesprochen.
Sie seufzte. „Also los, raus damit.“
Katie zuckte mit den Schultern, während Brennas Zwillingsschwester einen Hauch schuldbewusst wirkte.
„Wir wissen, dass du ihn immer noch liebst.“
Das war ja mal ganz was Neues. Brenna versuchte, ruhig zu bleiben. „Und?“
„Und was passiert denn jetzt?“
„Was soll schon passieren? Ich muss einfach weitermachen. Ich arbeite, ich mache Pläne, ich versuche, darüber hinwegzukommen.“
„Willst du ihn denn zurück?“
Typisch Francesca. Mal wieder genau auf den Punkt, auch wenn es wehtat. Brenna zögerte. Wollte sie Nic zurück? „Ja, leider“, sagte sie und seufzte. „Ich meine, wie krank ist das? Der Mann betrügt mich auf schlimmste Weise. Und ich will trotzdem mit ihm zusammen sein.“
„Aber das wirst du nicht, oder?“, fragte Mia. „Er war ja total mies zu dir. Er hat dich benutzt, um an
Marcelli Wines
ranzukommen. Bestimmt bist du total wütend auf ihn.“
Brenna nickte.
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