MargeritenEngel (German Edition)
Grund.«
Das weckte mein Interesse. Mit einem zweideutigen Funkeln in den Augen sah ich hoch. Ich persönlich war nie jemand gewesen, der sich groß an Regeln hielt – und das obwohl es mein Job war, dafür zu sorgen, dass andere es taten. Paradox, das war mir klar.
»Wirklich? Du hast also noch nie was Verbotenes getan? Dich immer an die Vorschriften gehalten?« Ja, das war Absicht, weil ich ihn provozieren wollte.
Die eisblauen Augen blitzten, die ausdrucksstarken Lippen zuckten kurz, als würde ein Lächeln über sie huschen.
»Verrat ich nicht.«
Oh, gute Antwort , dachte ich begeistert. Ich hätte versuchen können, ihm ein Geständnis zu entlocken, aber ich war der Meinung, dass so eine Konversation besser in einem privateren Rahmen geführt werden sollte. Also wechselte ich das Thema so gleichmütig ich konnte.
»Was bevorzugst du? ASL – ich meine, Gebärdensprache oder Lippenlesen?«, fragte ich höflich.
Wieder beruhigter zuckte Sebastian die Schultern. »Kommt drauf an, mit wem ich rede.« Er wirkte ein bisschen trotzig, als wenn er eine bestimmte Reaktion von meiner Seite aus erwartete. Ich fragte mich, welche. »Die meisten Leute können keine Gebärdensprache, wenn sie nicht taub sind oder jemanden kennen, der taub ist.« Oh, das beabsichtigte er also damit. Er wollte mich ärgern.
»Ich bin ziemlich gut in Sprachen. Ich lass es auf 'nen Versuch ankommen.« Ich hob meine großen Hände, die schwielig und narbenbedeckt von meinen früheren Jobs waren, und wedelte ziellos durch die Luft. »Sind die zu groß, um ordentliche Gebärden zu machen? Schätze, ich bin nicht grad' elegant.«
Sebastians angriffslustige Stimmung schwand und er schenkte mir sogar ein schiefes Lächeln für meine Bemühungen. »Kommt nicht auf die Größe an – wie bei so vielen Dingen.«
Oh, er fing an, mir Kontra zu geben. Ich grinste und seine Wangen röteten sich.
»Danke... oder so.« Ich machte deutlich, dass ich es nicht böse meinte, indem ich zurückgrinste, und seine Augen glitzerten. Ich schwöre, dass sie genau das taten. Ich glaube nicht, dass mir jemals zuvor der Gedanke gekommen war, dass Augen das konnten. Ich habe Glitzern immer mit Sternen am Nachthimmel assoziiert oder mit depressiven Teenager-Vampiren. Trotzdem hatten Sebastians Augen einen Glanz, der mir ganz warm werden ließ.
Als Antwort auf meine Worte biss er sich auf die zitternde Unterlippe, als hätte er Schwierigkeiten, ein Lachen zu unterdrücken. Oh Mann, er sah einfach zum Anbeißen aus. Ich fragte mich, wie er wohl reagieren würde, wenn ich einfach zu ihm hinüber ging und ihn küsste.
Na schön, das wäre vielleicht nicht der klügste Schachzug gewesen. Zumindest nicht in einer Hetero-Runde wie dieser hier, an einem Männerabend wie diesem. Vielleicht konnte ich ihn ja überreden, mit mir in eine Gay-Bar zu gehen – natürlich nur um als Freunde einen trinken zu gehen. Man musste ja klein anfangen.
Für eine ganze Weile ließ ich die Stimmung vor sich hin köcheln und wir konzentrierten uns alle auf das Spiel. Inzwischen waren wir von Texas Hold 'em zum normalen Poker übergegangen. Ich hatte eine Pechsträhne. Was vorhin noch ein Haufen Geld gewesen war, schrumpfte zu ein paar Scheinen zusammen, von denen keiner höher als ein Fünfer oder Zehner war. Ich konnte spüren, wie das Spielende für mich rapide näherkam. Zeit, etwas dagegen zu tun.
Ich peilte Sebastian kurz an und sah, wie viel Spaß er hatte. Er hatte auch allen Grund dazu, immerhin gewann er die ganze Zeit. Das mit Abstand meiste Geld lag vor ihm. Er bemerkte meinen Blick, zwinkerte mir spielerisch zu und streckte mir sogar die Zunge raus. Kindisch, aber so unglaublich niedlich. Eine winzige Geste und ich wollte ihn hier und jetzt bespringen.
»Freut mich zu sehen, dass du beim Poker nicht beeinträchtigt bist.«
Da er mich anschaute, sah er deutlich, was ich sagte. Sein Lächeln verblasste. Vermutlich war er es gewöhnt, dumme Kommentare von Fremden zu bekommen, aber von einem Freund und Kollegen...
»Nein, aber du bist sozial beeinträchtigt .« In seinen Augen loderte es. Also konnte er ohne Probleme für sich selbst einstehen. Gut zu wissen. Immerhin wusste ich jetzt, dass ich bei ihm austeilen konnte.
»Du hast ein ganz schön vorlautes Mundwerk, Süßer.« Ich lachte und spielte unbeeindruckt weiter, beobachtete dabei aber weiter Sebastian, der erneut auf seiner Unterlippe kaute. Sein Blick huschte zwischen den Karten und mir hin und her.
»Und dein
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