Marienplatz de Compostela (German Edition)
Informationen liefern mussten.
Anne Blohm zitterte am ganzen Leib. Sie zitterte schrecklich und schluchzte, als ihre Finger auf Lara Saiters Schulter trafen. Langsam drückte sich ihre ganze Handfläche ab und fuhr zum Hals, über das Gesicht, über die Brüste, jetzt mit beiden Händen.
Lara zog sie zu sich her. Sie küssten sich, fühlten mit den Lippen jedes Stück des Gesichtes ab. Das von Anne Blohm war rau und rissig, schmeckte säuerlich und bitter. Die Tränen liefen und netzten ihre Wangen. Salziger Geschmack kam dazu.
Anne Blohm genoss den aphrodisierenden Geruch, der von Lara Saiters Hals ausging: dezentes Chanel.
Sie trachtete danach mehr davon zu bekommen, als ihn nur zu riechen und ließ ihre Zunge über den Hals gleiten.
Liebkosen. Der Begriff dröhnte in ihrem Kopf und das Zittern ließ nicht nach und nicht nach. Liebkosen.
»Wo sind wir hier?«, fragte Lara Saiter und küsste zärtlich die Stelle, wo sie ihr ins Ohr geflüstert hatte. Es tat ihr selbst gut und sie sah einen Opel Omega in einem grünen Park stehen.
»Es ist ein Spiel.«
»Ein Spiel?«
»Ja. Es ist ein Spiel und wir sind auf Level eins.«
»Wie viele Level gibt es?«
»Ich glaube, es sind sieben. Ich bin aber nur bis sechs gekommen.«
»Ist der siebte so schwer?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe vermieden dorthin zu kommen. Ich wollte Zeit gewinnen. Aber was machst du hier? Wieso?! Und woher kennst du meinen Namen.« Abrupt stieß sie sich weg, von dem, was ihr doch so gut tat, als wäre sie aus einem süßen Traum erwacht.
Lara beruhigte sie, erzählte in groben, schnellen Sätzen von den Ermittlungen – von ihrer Ansichtskarte.
Anne Blohm war paralysiert.
»Du musst mir das Spiel erklären«, forderte Lara Saiter sie auf und ging auf sie zu, griff an ihre Schultern, schüttelte sie sanft, »du musst mir das Spiel erklären.«
Anne Blohm sank zusammen und weinte. »Es ist so kompliziert und ständig ändert sich etwas. Es ist so schwer … und immer die Schmerzen.«
Lara Saiter kniete sich neben sie und sprach auf sie ein; beruhigend, mit langsamen Worten, streichelte, küsste sie, wie eine Mutter ihr beunruhigtes Kind in den Schlaf tröstete, so ermutigte sie Anne Blohm voller Zartheit, derer sie fähig war, und doch mit einem spürbaren Nachdruck. Sie ließ nicht locker. »Du musst mir das Spiel erklären.«
Anne Blohm erzählte von den Gängen, den Türen, Luken und Schiebern, den Sackgassen, Kaminen und dem Tunnel. Von den Stromfallen, den Nagelkissen, der Heißluft und dem Monster – so nannte sie das Pendel.
»In den letzten Tagen ist es immer gefährlicher geworden.«
»Was ist gefährlicher geworden?«
»Das Pendel hat nun scharfe Klingen an allen Seiten und es schwingt in alle Richtungen – horizontal und vertikal, verändert auch seine Höhe.«
»Mhm. Und weiter.«
»Es gibt Waffen.«
»Waffen?«
»Ja. Speere und Armbrüste. Man kann sie verwenden.«
»Aber wozu?«
»Das ist hauptsächlich für diesen zentralen Gang, der im Zickzack bis zum Pendel reicht. Wenn du da reingehst, hast du zwar Ruhe vor den Nagel- und Stromfallen, aber es wartet jemand und schießt auf dich. Es geht ganz automatisch – du nimmst einen Speer, die Armbrust, und wehrst dich. Es macht einen grausam. Und an den Seitenwänden befinden sich Luken. Wenn die aufgehen, wird man von dort traktiert.«
»Wie traktiert?«
»Ja, auch beschossen und beworfen. Wenn man durch die Level kommt, findet man Bolzen zum Nachladen, aber das Ding lässt sich schwer spannen. Jede Ebene nach oben ist ein Level und jedes Segment nach vorne auch.«
»Jemand will also, dass man zurückschießt?«
»Ja. Er hat mich gelobt dafür. Sie wollen das.«
»Wieso sprichst du jetzt von sie? Sind es mehrere?«
»Es müssen mehrere sein. Es geht nicht anders. Ich habe aber nur ihn gesehen.«
»Kennst du ihn?«
»Ja. Von den Hunden. Er vermittelt die Straßenhunde und das Gelände hier draußen kannte ich von den Einweisungskursen. Sie geben die Hunde nur ab, wenn man vier Stunden Hundeausbildung macht.«
Lara Saiter stöhnte. »Ja, so funktioniert es.«
Ein Schlag erschütterte den Raum, gefolgt von einem Zittern. Es machte Angst.
»Das ist das Monster. Sie setzen es in Gang.«
»Dann beeilen wir uns doch und versuchen bis nach vorne zu kommen.«
»Das geht nicht. Es sind alle Schächte verschlossen. Sie müssen sie erst öffnen. Erst wenn wir den großen Raum erreichen, geht es los. Der ist hinter der kleinen Kammer da drüben. Wir
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