Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
Vom Netzwerk:
Kantine und warteten auf den Anruf, der sie befähigen sollte aus dem Passivmodus zu entkommen. Etwas tun, das war wichtig, doch es musste zielgerichtet und sinnvoll sein, nicht irgendetwas. Bucher fühlte sich auf der richtigen Spur und es brauchte nur diese kleine Information – wohin waren die Kästen geliefert worden? Zum Verrücktwerden.
    Das Handy klingelte. Hartmann war dran und machte nicht lange rum, weil er wusste, wie es sich anfühlte rumzusitzen und zu warten.
    Bucher klang vorsichtig. »So weit im Süden?«
    »Ja, es ist eine Fabrik. Ein stillgelegtes Eisenwerk. Armin ist gerade mit einem der Fahrer unterwegs und holt sich die Route. Die geben sie per GPS ein. Die Sekretärin zieht die von alten Sicherungs- DVD s, das geht hier ruckzuck, weil die gut organisiert sind und mithelfen. In einer Minute hast du die Route auf deinem Smartphone. Fahr schon mal los in Richtung Wolfratshausen. Ist ein elender Verkehr und bis wir aus dem Westen kommend bei euch sind, wird es dauern.«
    Der Streifenwagen war gerade recht und Zenner in seinem Element. Auf der Pritsche, heute Nacht, hatte er nicht schlafen können. Dvořák lief. Sinfonie Nummer eins, erster Satz. Immer wieder. Danach war dann gar nicht mehr an Schlaf zu denken gewesen. Die Fahrt jetzt tat gut. Das Tatütata vom Dach her und das blaue Blitzen, das von überall reflektiert wurde – von Schaufenstern, Autoscheiben, Fahrzeuglack.
    Bucher saß daneben und starrte auf sein iPhone.
    »Ich weiß schon, wo wir hinmüssen«, sagte Zenner, »ich bin da draußen oft mit dem Radl unterwegs. Einmal habe mich verfahren und war mit einem Mal vor dieser Fabrik gestanden. Ein hoher Zaun hat das Gelände abgesperrt und jede Menge Hunde sind innen frei herumgelaufen. Rechte Beißer waren das, soweit ich mich erinnere«, er deutete nach hinten, »die Maschinenpistole ist übrigens im Rücksitz, nur, falls wir sie brauchen sollten.«
    »Dieser Prack …«, Bucher klang skeptisch, »diese Type kann doch niemals so ein Ding aufziehen.«
    »Glaube ich auch nicht. Das glaube ich inzwischen auch nicht mehr.«
    *
    Lara war ein paar Mal auf und ab gelaufen, hatte sich gelockert und das Ohr vorsichtig an den Spalt der beiden Metallplatten gehalten. Es ging wieder mit dem Hören. Ein Auto war gekommen. Der Motor, das Knirschen von Reifen auf den Steinen beim Bremsen. Ein schwerer Wagen. Stimmfetzen waren dünn bis hierher vernehmbar gewesen, verstehen konnte sie allerdings nichts. Es waren mehrere Menschen.
    Sie ging auf die andere Seite der Kammer, nahm den Colt und klopfte vorsichtig die Metallwand ab. Es klang massiv. Gab es irgendwo eine hohle Stelle?
    Sie wollte gerade weitermachen, da hörte sie ein Klopfen. Kam das von der anderen Seite? Sie wartete, lauschte. Wieder das Rauschen im Ohr und der Schwindel. Sie klopfte dreimal und zweimal: tocktocktock, Pause, tocktock.
    Das Signal kam zurück.
    Noch mal das Gleiche.
    Wieder die Antwort. Wieder das Herzklopfen. Wieder die Ungewissheit.
    Sie langte in die Hosentasche und spielte mit der Munition. Das Gewicht in den Händen, das blanke Metall, das Wissen um die ungeheure Gewalt dieser kleinen Dinger … zwei Trommeln hatte sie zur Verfügung. Damit musste erst mal jemand zurechtkommen.
    Es gab ihr Mut und sie rief vorsichtig. »Hallo?«, und lauter noch einmal, »hallo!?«
    Eine Frauenstimme antwortete vorsichtig: »Hallo.«
    »Anne!? Anne Blohm!?«, rief sie unterdrückt. Dann musste sie schluchzen.
    »Ja, ja! Wer bist du!?«, kam es aufgeregt, kippend zur Hysterie.
    Lara riss sich zusammen und antwortete so ruhig, wie es ihr möglich war. »Polizei. Ich heiße Lara und hocke hier in der Kammer fest.«
    »Ich komme«, klang es bestimmt.
    Sie kommt? Woher denn? Schmilzt sie sich durch das Eisen?
    Lara hielt die Waffe im Anschlag und wählte die Mitte der Kammer.
    Klacken und metallisches Knirschen kam von der dunklen Wand. Sie sah einen kleinen Schatten, der größer wurde, einen Körper, der sich wand – so lange, bis eine ganze Gestalt wie aus dem Nichts da vorne stand. Eine Eisenklappe war da mitten in der Wand. Dahinter musste eine Art Schacht sein.
    Der Lauf ihrer Waffe war in Richtung des Schattens gerichtet und sie war ein paar Schritte rückwärts gegangen, weil sie das Entsetzen gepackt und ein Zittern ihren ganzen Leib erfasst hatte.
    Die Gestalt kam langsam auf sie zu und sie steckte den Colt schnell in die Hosentasche, streckte die Arme nach vorne, weil kaum etwas zu erkennen war und die Hände

Weitere Kostenlose Bücher