Marienplatz de Compostela (German Edition)
Kopfstützen und Sicherheitsgurt. Klingt ja richtig spannend.«
»Dann fahre ich Sie gerne einmal durch München. Aber ich muss Sie warnen. Sie werden nicht mehr aussteigen wollen.«
»Was zu bezweifeln ist. Rufen Sie mich im LKA an, sobald Sie einmal Zeit haben.«
»Sind Sie denn wirklich beim LKA ? Sie haben doch gar keine Waffe, und das ist doch viel zu gefährlich in dem Job, oder etwa nicht?«
Sie kramte in ihrer Handtasche. Die Knarre, und wo sie sie trug, das ging ihn ja wirklich nichts an. Er würde es schon noch früh genug erfahren. Sie fischte eine Handvoll Patronen aus der Tasche und schüttelte sie in der Hand. Es schepperte dumpf. »Reicht das?«
»Sehen übel aus, die Dinger. Und die werfen Sie dann den bösen Buben nach?«
»Genau so mach ich das.« Sie steckte die Dinger in die Hosentasche und stieg ein.
Ihr Diesel rasselte sanft, als sie den Schlüssel drehte. »Auf Wiedersehen«, rief sie betont aus dem offenen Fenster, »warten Sie nicht zu lange mit Ihrem Anruf. Wer weiß, wie lange es der Karren noch macht.«
Jetzt fiel ihr der Abschied gar nicht mehr so schwer. Im Rückspiegel sah sie, wie er dastand und ihr nachblickte, bis sie über den Hügel verschwunden war. Hatte er sogar gewunken?
*
Genau wie es Laurenz Bohden beschrieben hatte, waren es nur wenige Kilometer bis zum Fabrikgelände. Auch seine Schilderung des Teerweges war keineswegs übertrieben. Langsam rollte sie dahin, bis sie auf einer Lichtung ein weites, freies Gelände erreicht hatte. Es musste nahe an der Isar sein. Ein verwilderter Kanal zog vom Wald her und brachte Wasser. Früher hatte man damit die Fabrik versorgt – Menschen, Tiere, und Maschinen.
Ein zerrissener Metallzaun sollte den Zutritt zum Gelände verwehren, doch die beiden Flügel des Drahttores standen weit offen. Ein lang gestreckter Ziegelbau mit harmonischen Proportionen lag in einer Senke, umgeben von Kieshaufen und wildem Buschwerk. Auffallend war die Dachkonstruktion aus Metall und Glas. Etwas war ungewöhnlich. Durch die großen bogenförmigen Seitenfenster war es nicht möglich den Innenraum zu erfassen. Etwas füllte das Innere der Fabrikhalle vollständig aus.
Langsam fuhr sie bis nahe an das Gebäude heran. Das Handy zeigte jetzt wieder Empfang. Sie wollte gerade zugreifen und Bucher anrufen, ließ es aber doch sein, denn was sollte sie ihm erzählen? Dass sie vor einer alten Fabrik an der Isar stand? Ein paar Informationen mehr sollte sie schon haben.
Einige Meter vor dem Tor stoppte sie und stieg aus. Ganz deutlich waren aus dem Gebäude Geräusche zu hören. Regelmäßige Geräusche, wie sie ein technisches Gerät erzeugte – ein Motor.
Seltsam. Sie drehte sich um und sah zum Auto zurück. Sollte sie nicht doch vielleicht anrufen? Ein Klappern am Eisentor ließ sie herumfahren. Ein junger Kerl stand da und grinste sie an. »Hallo!«
»Hallo«, antwortete sie, »wer sind Sie?«
Er lachte fies. »Na, die Frage solltest du mir doch eher beantworten, Lady.«
Lara Saiter verzog ihren Mund zu einem Grinsen. Wenigstens hatte er Lady gesagt und nicht Schlampe. »Das Tor steht offen. Nirgends ein Schild, das einem verbietet hierher zu fahren.«
Er zuckte mit den Schultern.
Sie deutete auf die Fabrikhalle. »Was ist das da drinnen?«
Ihm war anzusehen, wie sehr ihn ihre Frage beschäftigte – ob er darauf antworten sollte und falls ja, was.
Ist ein Sozialprojekt.
»Sozialprojekt? Klingt interessant. Was denn für eines. Ich bin von der Polizei, Landeskriminalamt, mich interessieren Sozialprojekte von Berufs wegen.«
Seine Blicke wanderten von ihr zum Auto und wieder zurück.
»Wieso Polizei?«
»Ich will mich hier nur mal umsehen. Ist ja nicht verboten, oder? Sind Sie hier der Hausmeister, oder so was in der Art?«
»Nein, bin ich nicht. Und ich darf niemanden hineinlassen. Außerdem kommen meine Chefs gleich. Kann nicht mehr lange dauern. Sie wollten ganz früh hier sein, weil wir heute Projekttag haben.«
»Mhm. Projekttag. Klingt anstrengend.«
Er wirkte jetzt unsicher. »Das müssen Sie verstehen, ich will da keinen Ärger kriegen. Die sollen das dann entscheiden, ob Sie in die Halle dürfen, oder nicht. Sie können aber im Büro so lange warten, wenn Sie wollen?«
Jetzt war Lara Saiter im Zwiespalt. Sie wollte unbedingt in diese Halle und gar nicht erst warten, bis noch mehr Leute hier aufkreuzten. Mit dem Typen hier konnte sie fertigwerden. Ein schlaksiger Kerl.
»Okay. Gibt’s denn auch nen Kaffee, im Büro?«
Er
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