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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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Jahre hatte sich alles verändert. Zitate aus der Bibel waren ersetzt worden durch Zitate von prominenten Politikern, und statt von allumfassender Liebe und vom Frieden predigte er heute eine ultrakonservative politische Haltung.
    Das riesige Gotteshaus war vor knapp zehn Jahren vollendet worden und hatte fast zehn Millionen Dollar gekostet. Je mehr sich seine Einstellung und die Botschaft, die er verkündete, verändert hatte, desto weniger hatte ihm die kleine Kapelle und die treue Gemeinde genügt, die in seiner Jugend so wichtig für ihn gewesen war. Er hatte es leichten Herzens aufgegeben, alle Gesichter zu kennen, die zu ihm aufschauten, um stattdessen über Seelen auf der ganzen Welt zu gebieten.
    »Der Herr hat mir immer und immer wieder aufgetragen, unsere Kinder zu retten – denn sie sind die Zukunft!« Seine Gemeinde bekundete lebhaft ihre Zustimmung.
    »Er hat mir gesagt, dass Satan jeden von uns haben will, doch vor allem will er unsere Kinder. Das Böse schmiedet unablässig seine finsteren Ränke und denkt immer an die Zukunft.«
    Er verstummte, blieb regungslos stehen und schaute fast eine Minute lang über die Menge hinweg, während seine Lippen sich im stillen Gebet bewegten. Es war einer seiner bevorzugten dramatischen Kunstgriffe, den Eindruck zu erwecken, als schicke ihm Gott höchstpersönlich gerade eine vertrauliche Botschaft – hier und jetzt. Die Menge reagierte, wie sie es stets tat. Das Stimmengewirr schwoll in dem höhlenartigen Kirchenraum immer stärker an, bis es ihn traf wie eine Flutwelle. Blake stand mit ausgestreckten Armen da und spürte, dass die Herzen und Köpfe der Gläubigen offen für ihn waren, damit er sie mit seiner Weisheit fülle. Der Weisheit Gottes.
    »Wisst ihr, was seine Waffen sind?«, sagte er mit ruhiger Stimme ins Mikrofon. Die Gemeinde verstummte so rasch, dass es schien, als sei plötzlich eine durchsichtige Wand vor der Bühne niedergelassen worden. Er wiederholte seine Worte für all diejenigen, die ihn wegen des Lärms nicht gleich verstanden hatten.
    »Wisst ihr, was Satans Waffen sind?« Er beantwortete seine Frage selbst. »Die Drogen.«
    Erneut bekundete die Menge laut ihre Zustimmung.
    Vor Jahren hatte ihn der wachsende Rauschgiftkonsum – besonders bei Jugendlichen – beunruhigt. Jetzt war er von diesem Thema geradezu besessen. Überall gab es Süchtige – sogar in seiner Kirche. Er konnte sie direkt wittern, diese Sonntagsfrömmler, wie er sie nannte, die in seine Gemeinde kamen, um unterhalten zu werden und ihr schlechtes Gewissen zu beschwichtigen. Anschließend gingen sie nach Hause und vergaßen Gott bis zum nächsten Sonntag. Daheim trieben sie Unzucht, tranken, rauchten Marihuana oder begingen noch schlimmere Sünden. Diese scheinheiligen Heuchler würden für ihre Lasterhaftigkeit bezahlen und bis in alle Ewigkeit in den Flammen der Hölle brennen, das wusste er; aber vorher würden sie noch andere mit sich ins Verderben reißen. Und der Herr hatte ihm den Auftrag erteilt, dem ein Ende zu machen.
    Blake marschierte zum Ambo und nahm eine abgegriffene Bibel, die er vor vielen Jahren von seinem Vater bekommen hatte. Er hob sie hoch über seinen Kopf.
    »Schon die Bibel warnt uns vor den Übeln hochprozentiger Getränke«, rief er zornig. »Aber Satan hat es nicht beim Alkohol belassen. Nein, er erfand noch heimtückischere Dinge, um die Menschheit zu versklaven. Heute haben wir Marihuana. Wir haben Kokain. Wir haben Heroin. Und glaubt nur nicht, dass es das in eurer Nachbarschaft, in den Schulen eurer Kinder nicht gibt. Es ist überall!«
    Schweißtropfen und Speichel flogen durch die Luft, während er auf der Bühne hin und her rannte und weiter ins Mikrofon brüllte.
    »Dass die Regierung euch vor dieser Pest schützt, braucht ihr gar nicht erst zu hoffen. Die Liberalen behaupten zwar gern, sie stünden auf der Seite des kleinen Mannes, aber ich kenne die Wahrheit.« Er deutete mit einer dramatischen Geste in die Menge. »Wir alle kennen die Wahrheit!«
    Blake legte die Bibel zurück und fuchtelte heftig mit der freien Hand durch die Luft.
    »Ihnen geht es nur darum, bloß keinen Drogendealer zu kränken.« Mit einer lächerlich tiefen Stimme tat er, als spräche er zu einer imaginären Frau neben ihm. »Es tut mir ja aufrichtig Leid, dass Sie gestern überfallen worden sind, Mrs. Smith, aber wir möchten die Täter lieber nicht bestrafen – das könnte schließlich gegen ihre Bürgerrechte verstoßen.«
    Blake lachte leise und

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