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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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zu befreien!
    Wer hatte es abgegeben? Die Ungewißheit mußte ein Ende haben. Der unbekannte Musikant bezeichnete sich als einen Zigeuner.
    »Wiederholen Sie die Anfrage, Lieutenant!« sagte ich. »Geben Sie durch: Wer sind Sie?«
    Das Spiel wiederholte sich.
    Lieutenant Mercier hämmerte mit dem Schuh gegen die Zellentür, und die Mundharmonika gab Antwort.
    Mein Blick war auf Lieutenant Merciers Lippen gerichtet. Sie buchstabierten:
    »Grischa Romen.«

Kapitel 07
    Nach langem Wachen und zermürbendem Grübeln war ich in erlösenden Schlaf gefallen. Auch Hoffnung zehrt sich auf, je öfter man sie in Anspruch nimmt – nicht anders als ein Stück Seife. Sie schäumt auf und schrumpft – bis nichts mehr von ihr übrig ist. Vier Tage waren seit dem Dialog mit der Mundharmonika verstrichen – und nichts, was auf Rettung hindeutete, war geschehen.
    Meine letzte Wahrnehmung, bevor ich mich dem Schlaf und dem Vergessen auslieferte, war gewesen, daß die die Hermes umschließenden Gerüste zurückgefahren wurden.
    Die Isidor-Techniker hatten ihre Arbeit offenbar beendet: die dem Schiff geschlagenen Wunden waren geheilt. Schlank, rank und makellos leuchtete der silberne Rumpf im Licht der Sonne – bereit, mit neuer Energie, mit neuem Ungestüm fremden Sternen entgegenzustürmen. Für wann war der Start vorgesehen – jener Start, mit dem für die Menschheit eine neue Epoche der Sklaverei beginnen mußte? Die Soldaten, die uns das Essen brachten, gaben keine Auskunft. Die Wahrscheinlichkeit sprach dafür, daß Captain d‘Arcy nicht lange zögern würde. Möglicherweise arbeiteten auf Isidor bereits die Computer, um aufgrund neuester geheimer Informationen die Koordinaten zu errechnen und den zu steuernden Kurs abzustecken.
    Woher Captain d‘Arcy diese Informationen bezog, war unschwer zu erraten. Er hielt seine Vorgesetzten über seinen Abfall im unklaren und beteiligte sich am Austausch der Messungen und Beobachtungen.
    Als Legitimation diente ihm sein astrales Observatorium. Auf diese Weise war er den für das Unternehmen Pandora zuständigen Instanzen stets um einen Schritt voraus – oder auch noch mehr, seitdem er über die Hermes verfügte.
    Aus der Verzweiflung über unsere Ohnmacht flüchtete ich mich in den Schlaf.
    Eine Hand, die sich auf meine Schulter legte, rüttelte mich wach. »Sir, stehen Sie auf! Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Ich schlug die Augen auf und blickte ungläubig in ein vertrautes bronzebraunes Gesicht.
    Neben mir kniete Grischa Romen, der Zigeuner – einer meiner unvergeßlichen Kolibri-Piloten.
    »Sir«, sagte er noch einmal, »es geht um Sekunden! Captain d‘Arcy weist gerade seine Besatzung ein. Der Weg ist frei. Wir brauchen nur an Bord zu gehen und zu starten.«
    Sofort war ich hellwach.
    »Romen!« sagte ich und drückte die mir dargebotene Hand. »Wissen Sie, daß wir Sie für tot gehalten haben?«
    »Kein Wunder, Sir«, antwortete Romen. »Aber halten wir uns jetzt damit nicht auf! Später können wir reden.«
    Nun erst fiel mir auf, daß die Zellentür offenstand. Grischa Romen hatte uns den Weg in die Freiheit geöffnet.
    Im Handumdrehen weckte ich die Männer. Wenige Worte reichten aus, um sie mit der veränderten Lage vertraut zu machen. »Das ist Grischa Romen, Testpilot der VEGA!« sagte ich. »Wir werden ihm jetzt zur Hermes folgen und starten.«
    Captain van Kerk blickte zweifelnd. »Sie meinen, Sir, wir können diesem Mann vertrauen?«
    »Als ob es einer von uns wäre«, erwiderte ich. »Um uns zu retten, riskiert Mr. Romen sein Leben.«
    Captain van Kerk nickte befriedigt. »Aye, aye, Sir. Ihr Wort genügt uns.«
    Geführt von Grischa Romen, verließen wir den Ort unserer Gefangenschaft. Auf dem Gang lagen zwei Soldaten.
    Tot oder nur betäubt?
    Ich nahm mir nicht die Zeit, dies zu untersuchen, sondern beschränkte mich darauf, ihnen die Waffen abzunehmen.
    Eines der kurzläufigen Lasergewehre reichte ich Captain van Kerk. »Für alle Fälle!« sagte ich. »Diesmal geht es ums Ganze.«
    »Sie haben recht, Sir«, erwiderte er grimmig. »Ein zweites Mal lasse ich mich nicht einsperren.«
    Grischa Romen war mit den Räumlichkeiten von Isidor vertraut. Er führte uns durch endlose Gänge und durch halbdunkle Treppenschächte, ohne daß wir einer Menschenseele begegneten.
    Nicht ein einziges Wort wurde mehr gesprochen. Vor allem in den Treppenhäusern machte sich die dünne Luft bemerkbar. Grischa Romen, bereits daran gewöhnt, hatte ein schnelles Tempo

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