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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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werden doch auf diese Erpressung hoffentlich nicht eingehen?«
    »Und wie«, fragte ich, »lautet Ihr rettender Vorschlag, Major?«
    »Ich würde ausbrechen!« sagte der Major würdevoll.
    »Und zeigen, wo bei uns das Schlußlicht sitzt!« ergänzte Captain van Kerk.
    Die Versuchung, aus diesem Sack auszubrechen, war in der Tat groß.
    Ein Griff zum Regler – und die Hermes würde sich in einen stürzenden Meteor verwandeln.
    Der Ausbruch mochte zum Erfolg führen – aber ebensogut konnte er zu der Vernichtung unseres Schiffes führen.
    Die VOR-Techniker hatten dazugelernt. Die von den Moskitos mitgeführten KL-Geschosse beschleunigten auf sieben Prozent der Lichtgeschwindigkeit und galten als unfehlbar.
    »Zum letztenmal!« meldete sich erneut die fremde, kühle Stimme des VOR-Geschwaderkommandanten. »Befolgen Sie meine Anordnung!«
    So wie die Dinge standen, blieb mir keine Wahl. Zur Tapferkeit gehört auch der richtige Augenblick.
    Schweren Herzens drückte ich die Taste.
    »Ich beuge mich der Gewalt«, sagte ich. »Nehmen Sie zur Kenntnis, daß ich in aller Form Protest einlege.«
    Ich wandte mich an den Piloten. »Sie haben es gehört, Captain! Folgen Sie dem VOR-Geschwader!«
    Auf Captain van Kerks Stirn schwoll eine Ader. Sein Blick verriet nur zu deutlich, was in ihm vorging. Aber er gehorchte der Borddisziplin. »Den Kulis folgen!« bestätigte er mürrisch. »Aye, aye, Sir.«
    Ich hatte nicht mit Major Young gerechnet.
    Er trug die Abzeichen der Strategischen Raumflotte der EAAU – aber die Wahrscheinlichkeit sprach dafür, daß er sein Leben hinter dem Schreibtisch verbracht hatte, andernfalls wäre er nun nicht so versessen gewesen, den Helden zu spielen.
    Er zielte mit dem Zeigefinger auf meine Brust. »Das werden Sie noch zu verantworten haben!« sagte er. »Sie bringen Schiff und Besatzung in höchste Gefahr.«
    »Ich schlage vor, Major«, gab ich zurück, »daß Sie sich Ihren Zorn für den VOR-Kommandanten aufsparen. Diskutieren Sie den Fall mit ihm, nicht mit mir! Und jetzt muß ich Sie leider auffordern, sich entweder still zu verhalten oder das Cockpit zu verlassen. Wir befinden uns im Anflug auf den Uranus.«
    Vor dem Cockpit schwebte ein mattleuchtender, bräunlicher Fußball, umgeben von fünf glimmenden Pingpongbällen: der siebte Planet und seine Monde waren in Sicht gekommen.
    Die fremde, kühle Stimme erklang: »Bereiten Sie sich auf die Landung vor, Hermes! Wir weisen Sie ein!«
    Ein Moskito huschte über die Hermes hinweg und übernahm die Führung. Sein Scheinwerfer blinzelte: »Follow me!«
    »Folgen Sie ihm, Captain!« bekräftigte ich.

Kapitel 11
    Als Captain van Kerk die Hermes schließlich aufsetzte, war es Nacht geworden. Scheinwerfer schlugen Breschen in die Dunkelheit und beleuchteten den Landeplatz. Auch dieser ließ erkennen, daß unsere Internierung kein zufälliges Ereignis war, sondern das Ergebnis sorgfältiger Planung.
    Im Vorjahr hatte eine Gruppe asiatischer Geologen und Astrophysiker mehrere Monate auf dem Uranus zugebracht. Ihre Thermoiglus waren zurückgeblieben: ein halbes Dutzend halbkugelförmiger Baracken, zwischen denen sich ein schlanker, hoher Antennenmast erhob.
    Die Anhöhe mit dem Landeplatz war mit gelber Farbe markiert – eine wertvolle Landehilfe, denn aus der Höhe ließen sich die tückischen Staubsümpfe, die im Jahre 2072 der Expedition des Commanders Scott zum Verhängnis geworden waren, nur schwer vom festen, sicheren Boden unterscheiden.
    In der Nähe des Antennenmastes wurde eine künstliche Sonne abgefeuert. Das Plateau war in gleißendes Licht getaucht – ein weiteres Merkmal, daß die Hermes bereits erwartet wurde.
    Unmittelbar vor der Landung rief ich noch einmal die Funkkabine.
    Lieutenant Mercier bedauerte: es war ihm nicht gelungen, einen Notruf abzusetzen.
    Die Moskitos blockierten unsere Frequenz.
    Mit gewohnter Zuverlässigkeit setzte Captain van Kerk die Hermes mitten auf den Platz. Das Triebwerk verstummte.
    Ein letztes Mal ließ sich die fremde, kühle Stimme vernehmen: »Wir übergeben Sie jetzt unserer Bodenstation, Hermes! Unternehmen Sie nichts Unbesonnenes! Wir bleiben über Ihnen!«
    »Roger«, bestätigte ich mit trockenem Mund. »Wir gehen jetzt von Bord.«
    Vor der Schleuse warteten bereits bewaffnete Soldaten. Auch hier wäre jeder Widerstand zwecklos gewesen. Einer nach dem anderen mußten wir die Arme heben, während wir von den Soldaten durchleuchtet wurden. Das Mißtrauen der VOR-Leute war unbegründet. Auf mein

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