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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sozusagen der Teufel los. Wir haben fast ein Dutzend Leute verloren: Vergiftung durch Röntgenstrahlung. Ein schauderhafter Tod! Die Mediziner sind machtlos.«
    Vor dem Iglu blieb Hauptmann Saadi stehen. »Ich werde jetzt für Ihr Essen sorgen. Beruhigen Sie bis dahin Ihre Männer. Es wird keine Übergriffe geben. Dafür stehe ich mit meinem Wort ein.«
    »Ich nehme Ihr Wort an, Hauptmann«, antwortete ich, »vorausgesetzt, daß es mich zu nichts verpflichtet.«
    »Ich habe volles Verständnis für Ihre Situation, Commander«, sagte Hauptmann Saadi. »Bitte, haben Sie auch Verständnis für die meine. Ich bin Soldat und erhalte meine Befehle.«
    Die Situation war zwar mißlich und demütigend, aber in keiner Weise bedrohlich. In diesem Sinne unterrichtete ich meine Besatzung.
    Zwei, drei Tage lang, so schlug ich vor, sollten wir uns fügen und die weitere Entwicklung abwarten. Im Augenblick ließ sich nichts unternehmen.
    An die dreißig VOR-Soldaten befanden sich im Lager; unser Schiff stand unter Bewachung. Die höfliche, korrekte Behandlung, die uns zuteil wurde, spiegelte trügerische Sicherheit vor. Die Posten waren auf der Hut und durchaus entschlossen, von ihren Waffen Gebrauch zu machen.
    »Dreißig VOR-Leute!« knurrte Major Young verächtlich. »Und davor kneifen Sie, Commander? Ich muß eingestehen, daß ich tief von Ihnen enttäuscht bin.«
    Es war höchste Zeit, ihm klarzumachen, daß er nicht einen seiner kleinen Lieutenants vor sich hatte.
    »Damit wir uns richtig verstehen, Major«, sagte ich, »meine Anordnungen betreffen ausschließlich die mir anvertraute Besatzung. Sie können tun und lassen, was Ihnen beliebt. Gehen Sie nur hinaus und führen Sie Krieg auf eigene Faust, wenn Ihnen danach beliebt! Ich ziehe es vor, auf Kosten der VOR zunächst einmal zu Abend zu essen.«
    Major Young wurde bleich, warf mir einen mörderischen Blick zu und zog sich unter dem Gelächter meiner Männer in den benachbarten Raum zurück.
    Die Stimmung der Besatzung begann zum Positiven umzuschlagen. Selbst Captain van Kerk vertrat nun – ungeachtet aller persönlichen Verärgerung – die Ansicht, daß die Kapitulation unabwendbar gewesen war.
    Hauptmann Saadi erschien noch einmal, um sich davon zu überzeugen, daß es uns an nichts fehlte, und um uns eine angenehme Nachtruhe zu wünschen. Er war ein umgänglicher, freundlicher, sympathischer Mensch, den ich, wäre ich ihm unter anderen Voraussetzungen begegnet, sicherlich hochgeschätzt hätte.
    Per Dahlsen, der Koch, konnte es sich nicht verkneifen, seinen Verdruß an den Mann zu bringen. »Ach, Hauptmann – würden Sie mir verraten, was wir da eigentlich gegessen haben?«
    Hauptmann Saadi blickte betroffen. »Stimmte etwas mit dem Essen nicht?«
    »Doch, doch!« bestätigte Per Dahlsen mit todernster Miene. »Nur sind wir uns nicht darüber einig, was uns da so vorzüglich gemundet hat: ob es sich um Schwalbennester handelte, oder um verfaulte Eier oder um Krötenragout!«
    Der Hauptmann deutete ein Lächeln an. »Ich werde Ihnen das Rezept geben lassen, Mr. Dahlsen! Es freut mich, daß unsere Küche Ihr Interesse findet.«
    Hauptmann Saadi ging hinaus.
    Sergeant Dahlsen schlug mit gespielter Verzweiflung die Hände vor das Gesicht. »Ich hab‘s geahnt!« stöhnte er. »Sie füttern uns hier mit gemästeten Schlangen.«
    Bevor ich mich zur Ruhe begab, entnahm ich in Ermangelung einer anderen Gedächtnisstütze dem Schutzhelm das darin enthaltene kleine Registriergerät und sprach meinen Bericht auf Band. Ich vermerkte Ort und Zeitpunkt unserer Aufbringung und schilderte die näheren Umstände:
    »In Anbetracht des Umstandes, daß eine Mißachtung der mir übermittelten Weisung mit größter Wahrscheinlichkeit zum Verlust des Schiffes geführt hätte, entschloß ich mich gegen den Rat von Major Young zur Übergabe. Die Besatzung ist in guter Verfassung und wohlauf.«
    Nach kurzem Nachdenken diktierte ich weiter:
    »Die Aufbringung der Hermes und unsere Internierung stehen in direktem Zusammenhang mit dem mir erteilten Auftrag: Bergung und Einschleppung der Epsilon-Bootes-Sonde. Es muß befürchtet werden, daß die VOR uns zuvorzukommen trachten.«
    Diesen Bericht ließ ich in der festgesetzten Reihenfolge von den Mitgliedern meiner Besatzung bestätigen.
    Siebenmal erklang ein:»Gehört und für richtig befunden!« – gefolgt von Namen und Dienstrang.
    Major Young bemerkte:
    »Meine Stellungnahme zu diesem Bericht wird getrennt erfolgen.«
    Ich verwahrte das

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